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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Sie, Käpt'n.«
    Dann war es still.

49
    Die wirbelsturmartigen Winde des Chinook waren die schlimmsten in der Geschichte. Scheunen wurden zerstört, Dächer abgedeckt, ganze Bäume entwurzelt, und die Telegrafen- und Telefonverbindungen brachen zusammen. Der warme Wind brauste mit voller Wucht über den Flathead Lake und peitschte das Wasser zu kochenden Wellen auf, die die altersschwache Kalispell unbarmherzig durchrüttelten. Das Rettungsboot, von dem Kapitän Boss gehofft hatte, dass es Leben retten könnte, hatte sich bereits losgerissen und war zerschellt. Die Überreste schwappten im unruhigen Wasser.
    Im verzweifelten Versuch, die Kalispell auf Kurs in Richtung westliches Ufer zu halten, das nur noch drei Kilometer entfernt lag, kämpfte Boss mit dem Steuerrad. Er nährte die winzige Hoffnung, dass sie sich vielleicht in den Schutz des kleinen Hafens von Rollins retten könnten, doch tief im Innern wusste er, dass die Chancen für ihn und das Schiff äußerst schlecht standen. Die ganze Zeit drohte die Gefahr, dass die Fähre auseinanderbrach. Das Gewicht der Lok, des Kessels und Güterwaggons würde ihr das Genick brechen.
    Ohne dieses Gewicht hätte die Kalispell nicht so tief im Wasser gelegen und nicht so sehr unter den riesigen Wellen gelitten, die auf das flache Deck krachten. Boss blickte zum Bug hinunter und sah, dass er schwer beschädigt war.
    Seine Kleidung war völlig durchnässt. Grimmig nahm Boss eine Hand vom Steuerrad, griff nach dem Sprachrohr und pfiff hinein. Es dauerte fast eine halbe Minute, bis Ragan antwortete.
    »Ja, Käpt'n.«
    »Wie sieht es da unten aus?«
    »Dampf haben wir genug, aber das Wasser steigt.« Ragans Stimme klang ängstlich. »Es reicht mir schon bis zu den Knöcheln.«
    »Wenn es dir bis zu den Knien schwappt, dann verschwinde von da unten«, befahl Boss.
    »Soll ich immer noch das Boot losmachen?«, fragte Ragan ängstlich.
    »Darum brauchst du dich nicht mehr zu kümmern«, sagte Boss bitter, »es hat sich von selbst losgerissen.«
    Die Furcht in Ragans Stimme war daraufhin deutlich zu hören. »Was wollen Sie tun, wenn wir das Schiff verlassen müssen?«
    »Beten, dass genug Planken im Wasser treiben, an die wir uns klammern können, bis der Sturm vorbei ist«, sagte Boss nüchtern.
    Er hängte das Sprachrohr ein und drehte mit aller Kraft am Steuerrad, als eine riesige Welle auf den linken Bug der Kalispell prallte und sie gefährlich Schlagseite bekam. Genau das hatte Boss befürchtet. Wenn das Schiff von einer großen Welle seitlich am Rumpf getroffen wurde und so sehr krängte, dass es sich nicht wieder aufrichten konnte, würde es kentern und unter dem Gewicht des Zugs wie ein Stein sinken.
    Während er das Schiff durch die Windböen zu steuern versuchte, warf er einen Blick hinab auf den Zug und sah überrascht, wie er heftig hin- und herrollte, wenn das Boot in die Wellentäler stürzte, bevor es von den herabstürzenden Wassermassen getroffen wurde.
    Boss zog keine große Befriedigung daraus zu wissen, dass die Verbrecher im Zug mit ihm sterben würden, falls die Kalispell sank.
    In der Lokomotive klammerten sich Hunt und Carr an alle Ventile, Druckmesser und Hebel in Reichweite, um nicht gegen den Kessel und die Wände des Führerhauses geworfen zu werden. Abner saß auf dem Sitz des Heizers und hatte die Füße gegen die Armatur unter der Frontscheibe gestemmt. Er sah keine Notwendigkeit mehr darin, seine Waffe auf den Lokführer und Heizer zu richten, da jeder darum kämpfte, nicht herumgeschleudert und verletzt zu werden. Er stellte jetzt nicht mehr die Bedrohung da, das tat nun der Sturm, der um sie herum tobte.
    Abner kam gar nicht auf die Idee, dass Hunt und Carr etwas im Schilde führten. Er hatte weder die Worte gehört, die sich die beiden zuraunten, noch die verstohlenen Handzeichen gesehen. Er konnte nichts anderes tun, als voller Besorgnis auf das tosende Wasser zu starren, das die Fähre durchrüttelte. Der Lokführer fiel von seinem Sitz, taumelte durch das Führerhaus und stieß gegen Abner. Der Zusammenprall machte Abner kurz benommen, doch dann stieß er Hunt grob auf seine Seite zurück.
    Er beachtete Carr überhaupt nicht, während der Heizer Kohle in den Feuerkasten schaufelte und beim Rollen und Schlingern der Kalispell nur mühsam das Gleichgewicht hielt. Hunt taumelte erneut gegen Abner, der verärgert versuchte, den Lokführer zurück auf seinen Sitz zu schieben. Doch diesmal hatte sich Hunt absichtlich gegen Abner geworfen und

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