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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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White Haven biß die Kiefer zusammen und mußte einräumen, daß die Havies sich offenbar wieder erholt hatten. Schon ihre anfängliche, konzentrierte Zielerfassung lag Welten entfernt von der Stümperei, die sich in den vergangenen Monaten bei ihnen eingeschlichen hatte, und ihr Durchhalten unter Beschuß war ebenfalls vorbildlich. Eigentlich hätten sich mittlerweile Schiffe in Zweier und Dreiergruppen vom feindlichen Schlachtwall lösen müssen, der viel mehr Treffer einstecken mußte als White Havens Verband. Der neuerliche Beweis für Manticores technische Überlegenheit hätte den demoralisierten Havies eine Heidenfurcht in die Glieder jagen müssen. Aber das war nicht geschehen. Diese neue Entwicklung mußte jeden Admiral in Angst und Schrecken versetzen, dem die zahlenmäßig hohe Überlegenheit der Volksflotte gegenüber der RMN bekannt war. Die Gegenseite wußte offenbar, daß White Haven durch Manticores überlegene Raketen und elektronische Kampfführung in einem Raketengefecht sämtliche Vorteile auf seiner Seite hatte; und trotzdem näherten sie sich unbeirrbar und nahmen die Verluste an Schiffen und Menschen in Kauf, um auf Energiewaffenreichweite zu gelangen.
    Ein grüner Lichtpunkt auf dem Plot glühte plötzlich mit dem scharlachroten Icon der kritischen Beschädigungen auf. Ein halbes Dutzend havenitischer Laser hatte sich in HMS King Michael gebohrt, und White Haven umklammerte die Armlehnen seines Kommandosessels. Der Impellerkeil des Superdreadnoughts brach zusammen, dann schaltete er sich wieder ein, und einen Augenblick lang glaubte White Haven, das Schlimmste sei vorüber – dann explodierte das Schiff. Achteindrittel Millionen Tonnen Kriegsschiff und sechstausend Menschen vergingen zu einem sonnenhellen Plasmaball. Hinter dem Admiral keuchte jemand entsetzt auf.
    »Fünfzehn Grad nach Steuerbord, Captain Goldstein.« White Havens Stimme war ebenso kühl wie seine Augen. Der Flaggkommandant bestätigte den Befehl. Der Vektor des manticoranischen Schlachtwalls bog sich von den Haveniten fort – nicht, um zu fliehen, sondern um den Abstand zu halten und den manticoranischen Vorteil im Raketengefecht nicht zu verlieren. White Haven preßte die Lippen zusammen, als die Haveniten dem Manöver begegneten – nein, nicht nur begegneten, sondern es sogar überkompensierten und sich noch rascher näherten, obwohl sie ihm dadurch den Vorteil eines leicht besseren Beschießungswinkels gewährten. Mehr manticoranische Raketen detonierten nun vor den feindlichen Schiffen und konnten Laserstrahlen in die offenen Rachen der Impellerkeile jagen. Unvermittelt explodierte der erste Havenit. Der Gefechtsabstand war inzwischen auf weniger als vier Millionen Kilometer gesunken, und stärkeres Feuer traf nun White Havens Schiffe – aber auch die Havies mußten mehr Treffer hinnehmen. Ein weiteres Feindschiff zerbarst, dann ein drittes. Die Hochrechnungen der Operationszentrale gerieten ins Flackern und bildeten sich neu – die Chancen für White Havens Kampfverband wurden besser, weil die Feindschiffe immer mehr Waffensysteme durch Volltreffer einbüßten. White Haven fletschte die Zähne.
    »Zehn backbord, Captain Goldstein. Wenn sie an uns heranwollen, dann tun wir ihnen doch den Gefallen.«
    »Aye, aye, Mylord. Gehen zehn Grad nach Backbord«, antwortete Goldstein. Der Kampfverband stellte den Versuch ein, den Gegner auf Abstand zu halten. Die Raketenaustauschrate verdoppelte sich, aber die relative Masse des manticoranischen Feuers nahm immer weiter zu, weil ein havenitischer Werfer nach dem anderen ausfiel. Ein weiteres Feindschiff verließ den Schlachtwall und deckte sich hinter dem eigenen Impellerkeil, so gut es konnte. Im selben Augenblick fuhr White Haven ein Gedanke durch den Kopf: Fünf havenitische Superdreadnoughts waren nun zerstört oder kampfunfähig, aber nur ein einziger manticoranischer. Sollte das so weitergehen, würde White Haven auch im Energiewaffenduell einen enormen, entscheidenden Vorteil besitzen, wenn die beiden Flotten schließlich aufeinanderprallten. Wer immer dort drüben auch das Kommando hatte, mußte sich dessen bewußt sein. Warum zum Teufel änderte er oder sie also nicht die Taktik? Nightingale war eine wichtige Außenbefestigung für Trevors Stern, aber kaum die Zerstörung eines Kampfverbands dieser Größe wert! Es mußte einen anderen Grund geben …
    »Neuer Kontakt! Zahlreiche Kontakte – zahlreiche Großkampfschiffsimpeller auf Null Vier Sechs zu Null Drei Neun!

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