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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Natividad hatte heranpullen lassen, um den Entscheidungskampf durchzufechten, da war das ein solches Wagnis gewesen, daß ihm noch heute bei der bloßen Erinnerung daran ein gelinder Schauder über den Rücken lief. Wagnisse und Gefahren lockten ihn, obwohl er sich der Torheit, sich ihnen auszusetzen, vollauf bewußt war. Und er wußte, daß auch der Gedanke an das Wagnis ihn nie davon abhielt, eine einmal begonnene Tat vorzeitig abzubrechen. Selbst in diesem Augenblick, da er kaltblütig darüber nachdachte, war etwas gefährlich Faszinierendes in der Vorstellung, die gesamte Familie Wellesley vor den Kopf zu stoßen und sich dann den Folgen ihrer Erbitterung auszusetzen.
    Und dann wurden alle diese kühlen Erwägungen wieder von einer Welle heißer Leidenschaft davongespült, als er an sie dachte, an ihre schlanke, süße Gestalt, an ihre verständnisvolle und liebreiche Art. Er bebte vor Erregung, das Blut hämmerte in seinen Adern, und verworrene Bilder vereinigten sich in seinem Denken zu einem phantastischen Ganzen. Er stand an der Reling und starrte blicklos über das blaue Meer, auf dem Flecken goldgelben Tangs trieben, und er empfand nichts als den wilden Aufruhr seines Blutes und seiner Gedanken. Als sich sein Puls schließlich wieder beruhigt hatte und er sich umdrehte, um das Auge über das Schiff schweifen zu lassen, erkannte er jede Einzelheit in eigentümlicher Schärfe, und gleich darauf war er wirklich froh, daß er seine Selbstbeherrschung wiedergefunden hatte, denn Lady Barbara erschien. Sie lächelte heiter, wie sie es immer tat, wenn die Sonne schien, und bald befand er sich im Gespräch mit ihr.
    »Ich habe in der vergangenen Nacht allerlei geträumt«, sagte Lady Barbara.
    »Wirklich?« meinte Hornblower verlegen. Auch er hatte geträumt.
    »Ja«, begann Lady Barbara wieder. »Meistens träumte ich von Eiern; von Spiegeleiern und dick mit Butter bestrichenen Scheiben weißen Brotes; von reichlich mit Sahne gemischtem Kaffee; von gedünstetem Kohl. Bis zum Spinat verstiegen sich meine Phantasien nicht, aber beinahe hätte es noch junges Karottengemüse gegeben. Nun, und heute morgen brachte mir Hebe meinen schwarzen Kaffee mit dem von Maden bevölkerten Maisbrot, und Polwheal läßt fragen, ob ich zum Mittagessen Rindfleisch oder Schweinefleisch haben will. Ich glaube, daß ich heute mit dem siebenten Bruder jenes Schweines anfange, von dem ich die Koteletts zuerst in Panama kostete. Ich kenne die Rasse nachgerade.«
    Während sie so plauderten, zeigte Lady Barbara lachend die weißen Zähne, die sich von ihrer bräunlichen Gesichtsfarbe abhoben, und dieses Lachen war es, das Hornblowers Leidenschaft für ein Weilchen dämpfte. Er empfand Mitleid mit ihr. Die lange Reise brachte es mit sich, daß jedermann von frischer Nahrung träumte, aber ihre natürliche Art wirkte auf Hornblowers Gemütszustand, als habe jemand die Fenster eines ungelüfteten Zimmers aufgerissen. Dem Gespräch über das Essen war es zu danken, daß die Krisis nochmals um einige Tage hinausgeschoben wurde, indessen die Lydia, den Südostpassat ausnutzend, der Insel St. Helena zustrebte.
    Und dann flaute es ausgerechnet an jenem Abend ab, als der Ausguck hart voraus eine vom letzten Tageslicht beleuchtete Bergspitze über den Horizont ragen sah. Der Ruf »Land voraus!« verriet Hornblower, daß er abermals ein Glanzstück der Navigation vollbracht hatte. Der Wind, der schon den ganzen Tag hindurch immer schwächer geworden war, schlief mit Sonnenuntergang völlig ein, gerade als die Lydia binnen weniger Stunden hätte ihr Ziel erreichen können. Von Deck aus war noch kein Land zu sehen. Wie Gerard sich Lady Barbara gegenüber ausdrückte, mußte sie sich mit der Nähe der Insel begnügen, bis es dem Wind wieder einfiel, zu blasen. Ihre Enttäuschung darüber, daß sie noch nicht so bald zum Genuß der versprochenen Spiegeleier kommen sollte, war so lebhaft, daß Crystal nach vorn eilte, um sein aufgeklapptes Messer in den Untermast des Großtopps zu stoßen. Das sei ein sicheres Mittel, um Wind zu schaffen, und falls es durch irgendeinen unglücklichen Zufall versagen sollte, so werde er alle Schiffsjungen gemeinsam so lange pfeifen lassen, bis solche Unklugheit die in der Tiefe schlummernden Stürme weckte.
    Diese Verzögerung der Ankunft aber führte bei Hornblower in überstürzter Weise die Krisis herbei, denn unzweifelhaft fürchtete er im geheimen, daß das Anlaufen St. Helenas unerwünschte Veränderungen an Bord

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