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Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Titel: Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Twain
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spät, und es roch auch so, so frisch, so, so – ihr wißt, was ich sagen will, ich kann nur keine Worte dafür finden.
    Ich gähnte und reckte und streckte mich und wollte gerade mein Boot losmachen und weiterrudern, als ich drüben über dem Wasser etwas hörte. Ich horchte. Bald hatt' ich's heraus, was es war. Ein dumpfer regelmäßiger Laut, wie ihn Ruder von sich geben, wenn sie sieh in den eisernen Klammern bewegen, drang durch die stille Nacht. Ich spähte unter den Weidenzweigen hervor und richtig, da war's ein Boot, das übers Wasser herüberkam. Wie viele drin waren, konnte ich noch nicht sagen. Es kam näher und näher, und bald erkannte ich, daß nur ein einziger Mann drin saß. Denk' ich, holla, das ist doch am End' der Alte , obgleich ich ihn diese Nacht nicht erwartete. Der Kahn wurde mit der Strömung unterhalb von mir angetrieben und ruderte dann im seichten Wasser dicht am Ufer herauf, so dicht, daß ich ihn mit ausgestrecktem Gewehr hätte berühren können. Und richtig – da saß der Alte , und zwar nüchtern, was ich sofort an der Art, wie er die Ruder führte, erkannte.
    Jetzt galt's, keine Zeit zu verlieren. Im nächsten Augenblick trieb ich leise aber schnell den Strom hinunter, immer im Schatten des Ufers hin. So ruderte ich eine oder zwei Meilen weiter, dann ließ ich mein Boot mehr der Mitte des Flusses zutreiben, da ich wußte, daß das Fährhaus in der Nähe sein mußte, von dem mich die Leute bemerken und anrufen konnten. Ich war nun mitten im Treibholz drin, zündete mir eine Pfeife an, legte mich längelang in mein Boot und ließ mich von den Wellen treiben.
    Da lag ich und rauchte, und starrte in den Himmel, an dem kein Wölkchen stand. Daß der so bodenlos tief aussehen kann, wenn man so im Mondschein auf dem Rücken liegt und immerzu hineinstarrt, hatte ich gar nicht gewußt. Aber so war's! Und wie weit man in solcher Nacht auf dem Wasser hören kann! Ich hörte die Leute an der Fähre sprechen und konnte jedes Wort verstehen, das sie sagten. Der eine meinte, die Tage würden nun immer länger und die Nächte kürzer. Drauf sagte ein andrer, die heutige sei aber keine von den kurzen, worauf alle lachten; er wiederholte den Ausspruch, den er wohl für einen guten Witz hielt, und die andern lachten wieder. Dann sagte einer, es sei schon drei Uhr, hoffentlich bliebe der Morgen nun keine Woche mehr aus, was wieder viel Spaß erregte, und dann trieb mein Boot weiter und weiter, und die Stimmen wurden allmählich undeutlich, so daß ich nur noch den Ton hören, aber die Worte nicht mehr verstehen konnte; das Lachen hörte ich noch länger, aber dann verklang auch das.
    Nun war ich ziemlich weit unterhalb der Fähre. Ich erhob mich und erblickte vor mir die Jackson-Insel, die sich – mit dichtem Wald bestanden – von fern groß und dunkel und massig, wie ein Dampfschiff ohne Lichter, vom Wasser abhob. Die Sandbank vorn konnte man nicht sehen; das Wasser stand zu hoch im Augenblick.
    Bald war ich dort. Erst trieb mich die starke Strömung an der Spitze vorbei, dann kam ich in stilles Wasser und landete am Ufer gegen Illinois zu. Ich versteckte mein Boot in einer kleinen Bucht, die ich kannte, in dichtem Weidengebüsch, so daß es kein Mensch von außen entdecken konnte. Hurra, nun war ich sicher!
    Dann kroch ich am Ufer hinauf, setzte mich auf einen Baumstamm und sah auf den mächtigen Strom hinaus, auf dem das viele Treibholz so schwarz und so still dahinglitt. Weit, weit da drüben lag die Stadt, drei oder vier Lichter glitzerten wie Sterne von dorther. Jetzt kam ein mächtiges Holzfloß mit einer Laterne daher. Ich beobachtete es, wie es so langsam näher schwamm. Ein Mann stand drauf, und ich hörte ihn sagen: »Achtung, Jungens da vorn, he, Steuerbord!« Es war, als ob er neben mir stünde, und er war doch weit da draußen mitten auf dem Strom.
    Am Himmel zeigte sich jetzt ein Streifchen Grau, und ich zog mich in den Wald zurück, um mich noch ein wenig aufs Ohr zu legen vorm Frühstück.

8. Kapitel
Schlafen im Walde – Auferweckung der Toten – Auf der Wacht! – Expedition ins Innere der Insel – Ruhelose Nacht – Jim erscheint – Jims Flucht – Schlimme Anzeichen – »Das einbeinerige Nigger« – »Balam«
    Die Sonne stand hoch am Himmel, als ich erwachte, und es war sicher schon acht Uhr, wenn nicht mehr. Ich lag im Gras unter dem Schatten der Bäume und fühlte mich so behaglich und zufrieden, wie der Vogel im Nest. Die Sonne war nur durch einige Lücken zwischen ein

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