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073 - Dämonenrache

073 - Dämonenrache

Titel: 073 - Dämonenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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Justizwachtmeister Justin Bourquin liebte seinen Beruf nicht. Bei Gott, das konnte er nicht behaupten. Und trotzdem hatte er sich in den Trakt mit den Todeszellen abkommandieren lassen. Die Bezahlung war hier besser. Und letzten Endes stellte er sich auf den bequemen Standpunkt, dass auch diese Arbeit getan werden musste.
    Gegen den Dienst am Tage hatte er eigentlich nichts. Die Häftlinge, die er nacheinander hinunter in den Gefängnishof führte, waren freundlich zu ihm. Die meisten sahen ein, dass er nichts anderes tat, als seine Pflicht zu erfüllen. Manchmal erzählten sie ihm von ihren Kindern, von den Frauen, die sie zurücklassen würden, wenn der Block ihr Leben fraß. Sie nahmen dann ihre Bilder heraus, und auch Justin Bourquin holte die abgegriffenen Fotos aus seiner Brieftasche, zeigte Maria, seine gutmütige Frau, und die kleine Madeleine, die ihm nach zwanzig Jahren kinderloser Ehe noch beschert worden war.
    Justin Bourquin wäre fast glücklich gewesen, wenn diese Nächte nicht gewesen wären. Er verstand sich gut mit den meisten Leuten, die in ihren Zellen auf den Tod warteten. Sie wurden alle so anders angesichts...
    Bourquin fasste sich an den Hals. Der Kragen war ihm eng geworden.
    Als er noch jünger war und unerfahrener, hatte er Freundschaft mit einem der Gefangenen geschlossen. Er hatte sich dagegen gewehrt, aber sein Herz hatte sich vom Verstand nichts diktieren lassen.
    Dann hatte ausgerechnet er Dienst gehabt, als sie François geholt hatten.
    Justin Bourquin schüttelte die quälenden Erinnerungen ab.
    Heute war es wieder einmal so weit. Offiziell durfte er nichts wissen. Doch Direktor Cerusier hatte sich seinen schwarzen Anzug heraushängen lassen.
    Vermutlich würde Leon Dumarche an der Reihe sein. Er hatte fünf Prostituierte umgebracht und bestialisch zerstückelt. Bourquin wurde nicht schlau aus diesem Mann. Die meisten wurden weich, wenn es ans Sterben ging.
    Nicht so Dumarche. Er schien sowohl seine Gerichtsverhandlung als auch seine Hinrichtung als einen gelungenen Spaß zu betrachten.
    Bourquin kannte sich aus mit der Psyche von Todeskandidaten. Es gab schon welche, die bis zum Schluss die Maske der Belustigung aufsetzten. Doch in ihren Herzen wühlte die Angst. Ihr Verhalten war eine mühsam aufrechterhaltene Verkleidung, ihre scheinbare Tapferkeit das letzte Bemühen, bis zum Schluss etwas zu haben, an das sie sich klammern konnten – ihren Stolz, einen letzten Rest menschlicher Würde, den ihnen niemand mehr nehmen konnte. Auch nicht das herabsausende Beil der ›Roten Witwe‹.
    Doch bei Dumarche war das anders. Sein Grinsen war keine Maske. Wenn er überhaupt eine Gefühlsregung zeigte, dann war es die der Neugier.
    Dumarche hatte nie von seinen früheren Tagen erzählt, doch er wollte genau wissen, was mit ihm passiert, wenn der Kopf erst einmal ab war. Dumarche drückte sich nur anders dabei aus – wenn die Rübe ins Körbchen huscht.
    Er wollte wissen, was mit seinem Körper geschieht, und als Bourquin ihm sagte, dass er in einer stillen Ecke des Gefängnisfriedhofes begraben würde, hatte Dumarche verfügt, dass man seine sterblichen Überreste der Akademie übereignete.
    Bourquin öffnete nochmals die Klappe zu der Zelle des Massenmörders. Das Licht brannte wie immer. In den Todeszellen muss das Licht immer brennen. Tag und Nacht.
    Dumarche lag auf seiner Matratze und grinste Bourquin an.
    »Zeit, deinen Rundgang zu unterbrechen, Alter«, sagte er. »Sie werden jeden Moment aufkreuzen.«
    »Ist doch nicht wahr«, antwortete Justin Bourquin pflichtgemäß, und seine Nackenhaare stellten sich auf.
    »Wir werden sehen, wer Recht behält.«
    Dumarche grinste noch breiter. Er war alles andere als eine Schönheit. Seine wulstigen Lippen spannten sich über schadhafte Zähne. Sein rotes Gesicht war aufgedunsen, seine Züge vom Laster gezeichnet. Seine Haare standen wirr vom Kopf ab, ungepflegt und filzig. Dumarche lachte hässlich, kratzend und aus der Tiefe seines mächtigen Brustkorbes heraus.
    »Beeil dich, Bourquin, sie stehen schon unten. Du wirst ihre Schritte bald hören. Die ganze Sippschaft ist dabei. Sie haben alle ihren besten Anzug herausgeholt. Dieses geile Pack! Sie warten schon darauf, mein Blut zu sehen. Schließ auf, Bourquin. Die ›Rote Witwe‹ hat zum Rendezvous geladen. Ich möchte die Dame nicht warten lassen!«
    Er lachte schallend, als Bourquin erschrocken die kleine Holzklappe zuwarf. Über sein ältliches Gesicht hatte sich der Schleier eines

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