Hundekuchen zum Fruehstueck
Eingangstür auf » geöffnet«, um das Café doch noch zum Leben zu erwecken. Plötzlich war auch Sahara, unsere Barista, da und setzte die Espressomaschine in Betrieb. Ich wusste, dass Naomi und Kerrie in der Küche Croissants und Teigtaschen in den Ofen schoben, und als nach und nach auch noch die ersten Gäste eintrudelten, konnte ich endlich aufatmen. Mit Kaffees und Lattes allein konnten wir auf Dauer zwar nicht überleben, aber in unserer augenblicklichen Lage war selbst die kleinste Einnahme hilfreich.
Es war genau neun Uhr fünfunddreißig, als Max das Café betrat. Normalerweise hielt ich immer Ausschau nach ihm, doch heute hatte ich so viel um die Ohren, dass ich überrascht aufsah, als er plötzlich durch die Tür kam. Ausgerechnet jetzt, wo ich Sahara nach hinten geschickt hatte, um Kerrie im Lager zur Hand zu gehen! Ich sah ihn am liebsten schon von weitem kommen, damit ich mir noch die Haare richten und so tun konnte, als ob ich sehr beschäftigt sei. So konnte ich ihn heimlich ansehen, ohne dass er meine Blicke bemerkte. Milch zu schäumen oder Tische abzuwischen war die perfekte Tarnung, um ihn verstohlen zu betrachten und sogar einen kurzen Blick auf seine Wangenknochen zu riskieren, bevor ich mich wieder hinter meiner Tätigkeit verschanzte. Sobald er an die Theke trat, senkte ich den Blick und sah nicht mehr auf, bis er das Café wieder verließ. Ich konnte ihn doch unmöglich ansehen. Himmel, nein. Unmöglich.
Dabei war ich kein Feigling, und Angst vor Männern hatte ich auch nicht. Nichts dergleichen. Im Gegenteil. Mit anderen konnte ich problemlos reden oder flirten. Doch mit Max lag die Sache anders. Völlig anders. Max war nicht nur der heißeste Typ unserer Stadt – Max war außerdem der beliebteste Tierarzt von Madrona. Mein Outing als Hundehasserin machte mich also automatisch zu seinem größten Feind.
Als Max an diesem Morgen ins Café kam, war ich jedoch allein auf weiter Flur. Noch bevor er die Theke erreichte, spürte ich, wie ich errötete. Als ich voller Panik meine Frisur im spiegelnden Metall der Kaffeemaschine überprüfen wollte, sah ich vor lauter Dampf nur ein verschwommenes Bild. Unter dem tropfnassen grünen Regenmantel trug Max ein rot-weißes Shirt von Manchester United. Als er die Kapuze nach hinten schob, sah ich, dass sein Haar vom Duschen noch ganz feucht war. Oder vom Regen. Nein, sicher vom Duschen.
Für gewöhnlich betrachtete Max in aller Ruhe den Inhalt der Vitrine, bevor er bestellte. Heute jedoch verzichtete er darauf und kam direkt zum Tresen. Voller Hoffnung sah ich mich nach Sahara um, damit sie seine Bestellung entgegennehmen könnte. Aber Fehlanzeige. Von ihr war weit und breit nichts zu sehen. Ich war mutterseelenallein. Und meine Handflächen waren schweißnass.
» Hi«, sagte Sexy Max. Sein Lächeln ließ die Wangenknochen zucken, und seine Augen leuchteten auf, dass ich innerlich erbebte. » Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Max Nakamura.«
Was ich natürlich wusste. » Hi«, gab ich zurück und bemühte mich, dass meine Stimme nicht allzu sehr quiekte. » Ich bin Jessica. Jessica Sheldon.« Den Nachnamen verschluckte ich ein wenig, doch aus seinem Nicken schloss ich, dass er ihn sehr genau verstanden hatte. Sein Blick ruhte auf meinem Gesicht und ließ mich erneut erröten.
» Sie sind eine der Besitzerinnen, nicht wahr?«
Ich nickte und fühlte, wie die Röte über meinen Hals kroch. Wenn er das wusste, so wusste er sicher auch alles über meinen Auftritt mit den Hunden. Jeder in der Stadt wusste es. Hatte Max sich mir nur vorgestellt, weil ich sein Feind war? Mir wurde ganz flau im Magen, als ich mir klarmachte, dass er längst Bescheid wusste. Es konnte gar nicht anders sein. Wir unterhielten uns zum ersten Mal, falls man das überhaupt so nennen konnte – und schon hasste er mich. Am besten servierte ich ihm schnellstens seinen üblichen doppelten Americano, normale Größe, aber im großen Becher, und damit Schluss.
» Ich hätte gern einen doppelten Americano«, sagte er. » Normale Größe, aber im großen Becher.«
Ich lächelte gequält. Während ich an der Espressomaschine hantierte, hoffte ich, dass der Dampf mein gerötetes Gesicht erklärte. » Ich mag Ihr Café«, sagte er dann unvermittelt.
Überrascht hob ich den Kopf. Sollte das vielleicht eine Konversation werden? Ausgerechnet mit mir? Der beliebteste Tierarzt der Stadt plauderte mit einer Frau meines Rufs? Na gut, dachte ich, vielleicht wusste er es ja doch
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