Hundekuchen zum Fruehstueck
nicht ganz unschuldig daran, dass man ihn davongejagt hatte. Natürlich wollte ich nicht, dass er miese Gerüchte über Zoë und mich verbreitete, aber trotzdem fühlte ich mich jetzt schlecht. Wenn ich ihn nicht umgestoßen hätte, hätte er mich auch nicht getreten.
Vor allem hätte ich es besser nicht im Glimmerglass-Shirt tun sollen. War das jemandem aufgefallen? Und machte es einen Unterschied, wenn sich eine Familie überlegte, in welchem Bistro oder Café sie etwas essen wollte?
Ganz allgemein gesprochen hatte der Schiedsrichter natürlich recht … Guy hätte mich nicht treten dürfen. Dafür gab es keinen Grund. Niemals. Wenn ich etwas aus dem Tausch unserer Körper gelernt hatte, dann dass Hunde immer gefallen wollen. Einen Hund aus Wut zu schlagen, war, als würde man einen Computer mit dem Holzhammer bearbeiten, wenn man nicht wusste, wie man das Ding einschaltete.
» Na gut«, unterbrach Zoës Stimme meine Gedanken, » ich glaube ohnehin nicht, dass wir gewonnen hätten.« Wieder wirkte sie sehr enttäuscht, und ich fragte mich ein weiteres Mal, warum ihr so viel an diesem Wettbewerb lag. Schließlich war Max gar nicht da, um uns zuzuschauen.
» Lass uns gehen. Was hältst du davon?« Ich hechelte zustimmend. Ich fühlte mich völlig zerschlagen. Am liebsten wäre ich in meinen eigenen Körper zurückgekehrt, um drei Tage durchzuschlafen.
Das war allerdings nicht das, was Zoë im Sinn hatte.
» Hörst du das? Das klingt nach Party.« Zoë lauschte in Richtung Strand. » Ich glaube, es kommt von dort.« Vermutlich schallte die Tanzmusik aus einem der extravaganten Häuser oberhalb des Strandes an der Kwemah Bay bis zu uns herüber. Als wir den Platz, auf dem die Prüfung stattgefunden hatte, verließen, wandte ich meine Pfoten ganz automatisch in Richtung meiner Wohnung. Aber Zoë blieb zurück und sah sehnsüchtig zum Strand hinunter. » Komm, lass uns lieber dorthin gehen.«
Ich war hin- und hergerissen. Es war beinahe sieben Uhr, und die Sonne würde bald untergehen. Meine Gewohnheiten zogen mich alle in eine Richtung … und zwar auf direktem Weg nach Hause. Doch ein Teil von mir hatte schon oft mit den verrückten Partys in den Strandhäusern geliebäugelt. Für gewöhnlich standen sie allen Bewohnern von Madrona offen, aber ich war trotzdem noch kein einziges Mal dort gewesen. Ich war einfach zu schüchtern, wie Kerrie immer sagte. Zu ängstlich traf es wohl eher.
Wenn ich wirklich so gern hingehen wollte, warum dann nicht jetzt, wo ich mich unter meinem Fell verstecken konnte? Das war meine Chance, endlich einmal eines dieser Häuser von innen zu sehen und so zu tun, als ob ich zur Szene Madronas gehörte. Außerdem, sagte ich mir, würde mich dieses Abenteuer vielleicht eher der Lösung meines Problems näher bringen, als zu Hause zu sitzen. Was, bitte schön, hatte ich zu verlieren?
Ich schlenderte also neben Zoë über den Hügel in Richtung Strand. Über unseren Köpfen leuchtete der Himmel in Grau und Orange, und ganz allmählich stellte sich die erste Abendkühle ein. Wir folgten der Musik bis zu einem hell erleuchteten weißen Backsteinpalast mit Tennisplätzen und einer breiten geschwungenen Auffahrt. Jenseits der gepflegten Rasenflächen dehnte sich der Strand bis hinunter zum Wasser, und große Töpfe mit Koniferen und roten Fuchsien flankierten die Haustür.
» Oh, so schön rot!« Begeistert strich Zoë über das Holz der Tür (in meinen Augen war sie nur grau). Dann drehte sie ohne jedes Zögern den Knauf und betrat das Haus.
Die Böden rochen durchdringend nach Zitronen und Wachs, außerdem nach Schmutz und irgendetwas vom Strand – war das vielleicht Tang? Überall sah ich nur Beine und Füße. Außerdem hämmerte der Lärm der Musik gegen mein Trommelfell. Ich hörte andere Hunde, irgendwo schrie ein Baby, und irgendjemand tanzte auf hohen Absätzen.
Zoë bewegte sich wie ein Profi durch die Menge. Nie hätte ich erwartet, das einmal zu sehen – mein Gesicht und meinen Körper, wie sie wildfremden Leuten die Hand schüttelten und sich sofort auf Unterhaltungen einließen. Zoë brachte den Segellehrer zum Lachen und stupste den Postbeamten im Scherz mit der Hüfte an. Und der Direktor des College brachte ihr höchstpersönlich ein Bier. In kürzester Zeit war sie der strahlende Mittelpunkt der Party. Sie war genauso, wie ich immer gern gewesen wäre. Sie war noch besser.
Angesichts ihres Erfolges schrumpfte ich innerlich noch ein Stück mehr. Warum hatte ich nie den
Weitere Kostenlose Bücher