Hundert Facetten des Mr Diamonds 11 - Flammend
verleiht ihm einen sehr englischen Stil und das moderne Mobiliar sowie die Art-déco-Ziergegenstände veredeln das Gesamtbild.
Ungefähr eine Stunde später machen wir uns auf den Weg zum Gourmetrestaurant. In der Zwischenzeit war ich in ein kleines schwarzes Givenchy-Kleid geschlüpft, das ich in einem Secondhandladen gefunden hatte und das mich Marcus zufolge wie Audrey Hepburn aussehen lässt. Dazu habe ich Pumps in derselben Farbe angezogen, meine Haare zu einem strengen Haarknoten zusammengebunden und mich leicht geschminkt. Als mein Komplize mich aus dem luxuriösen Badezimmer hinauskommen sah, geriet er über mein Outfit völlig in Ekstase und erklärte, dass ich mich perfekt in das Dekor einfügen würde.
Das ist doch schon mal was ...
Ferdinand betritt zur selben Zeit wie wir den großen Saal und ich bemerke, dass er den klassischen schwarzen Anzug gegen einen grauen eingetauscht hat, den ich von der Handschrift her ganz deutlich als Hugo Boss identifiziere.
Ich fange langsam an, mich auszukennen!
Wir speisen rasch, aber fürstlich in einem umwerfenden Ambiente. Ich habe das Gefühl, mich auf einem schottischen Landsitz zu befinden, die Wände um uns herum sind mit Highlandern in ihrer traditionellen Kleidung bemalt und von gedämpftem Licht subtil angestrahlt. Unsere Unterhaltung ist erstaunlich flüssig, sogar amüsant. Marcus bringt wie üblich einen Witz nach dem anderen und ich lerne einen unbeschwerten und heiteren Ferdinand kennen. Sie können gut miteinander und ich bin erstaunt, dass unser improvisiertes Dreiergespann funktioniert.
Drei Tage lang durchkämmten wir die gesamte Stadt, um junge Models sowie neue Designer zu treffen und Fotoshoots für die bekanntesten Marken zu überwachen: Burberry, Paul Smith, Vivienne Westwood. Den Schützlingen der Agence Models Prestige wurde die Ehre zuteil, die neuesten Kreationen tragen zu dürfen, zur großen Freude von Marcus, der unaufhörlich seine Meinung zu allem äußerte. Ganz Profi tat er dies in einem einwandfreien Englisch und unterhielt sich mit jedem Stylisten und Designer, um unsere Dienste zu bewerben. Ferdinand hingegen war stets anwesend und kommandierte die gesamte feine Gesellschaft herum. Ich habe an diesem Mann ein erstaunliches Charisma entdeckt und auch eine viel menschlichere, viel natürlichere Seite. Zu meiner großen Überraschung hat er sich mir gegenüber kein einziges Mal unangebracht verhalten, sondern erwies sich als gleichermaßen professionell wie aufmerksam. Zwischen uns ist eine vielversprechende Zusammenarbeit entstanden und zum ersten Mal hab ich das Gefühl, für mein Können und nicht nur für mein Äußeres geschätzt zu werden.
Am Mittwochnachmittag gehe ich mein Kleid für die große Gala am selben Abend im Four Seasons abholen. Auf dem Weg zum luxuriösen Kaufhaus Harrods kann ich mich kaum auf das umwerfende Saint-Laurent-Kleid konzentrieren, das mir gleich anvertraut wird. Die Abwesenheit von Gabriel nimmt mich furchtbar mit. Seit meiner Ankunft in London vergehen die Tage zwar unglaublich schnell, aber jeden Abend schlafe ich mit schwerem Herzen ein, sein Nichtmelden verletzt mich zutiefst. Die Anwesenheit von Marcus zaubert mir ab und zu zwar ein Lächeln auf die Lippen, aber nur nach außen hin. Wo ist mein Geliebter? Meine große Liebe? Der Mann meines Lebens? Warum diese Funkstille, diese Gleichgültigkeit? Ist Eleanor aus ihrem Versteck gekommen? Hat er mich schon abgeschrieben?
Einige Stunden später betrete ich bei Marcus eingehakt den fast fünfhundert Quadratmeter großen Empfangssaal. Er befindet sich in einer höheren Etage und bietet einen unübertrefflichen Blick auf die Themse und die City. Speziell für den Anlass wurde dieser außergewöhnliche Veranstaltungsort in den Farben der Agentur dekoriert: Schwarz und Silber. Inmitten all dieser überwältigend affektierten Menschen fühle ich mich beinahe so, als würde ich dazugehören. Mein langes, graues Kleid mit metallischem Schimmer brachte mir viele Komplimente ein und zog die Blicke der Männer, aber auch der Frauen der Festversammlung auf mich. Dieses eine Mal hatte sich Marcus für ein schlichtes Outfit entschieden: einen schwarzen Armani-Anzug, jedoch kombiniert mit einer pinkfarbenen Fliege ...
Völlig unauffällig zu sein, wäre zu viel von ihm verlangt!
Der Champagner fließt in Strömen, Petits Fours werden zu Hunderten gereicht und es wird sich lebhaft unterhalten. Während des Abends bekommt Ferdinand uns mehrmals zu fassen, um
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