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iBoy

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Titel: iBoy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Vernunft bringen könnte. Und natürlich würde ich sagen:
Klar, ich red mit ihm. Ich schau, was ich tun kann.
Obwohl ich genau wusste, dass es nichts nützen würde. Doch allein die Hoffnung, dass Lucy sich
freute

    Ich schaute auf meine Uhr.
    Es war zehn vor vier.
    (Ich hatte noch fünfunddreißig Sekunden Normalität vor mir.)
    Ich erinnere mich, wie ich beim Überqueren des Platzes dachte, dass es trotz Schneematsch und eisiger Kälte ein echt schöner Tag war – knackig frisch, strahlend hell und die Vögel sangen in einem sonnigen Frühlingshimmel. Der Gesang der Vögel ging allerdings fast unter in dem üblichen Irrsinns-Soundtrack der Siedlung – fernen Rufen, aufheulenden Motoren, bellenden Hunden, Musik, die aus einem Dutzend Hochhausfenstern dröhnte   –, und obwohl die Sonne steil von oben herabstrahlte und der Himmel blauer als blau war, blieb der Platz um das Compton House schattig und düster wie immer.
    Trotzdem war es ein ziemlich schöner Tag.
    Ich blieb einen Augenblick stehen, schaute noch mal auf meine Uhr und überlegte, ob ich zu früh dran war. Vier Uhr, hatte Lucy gesagt. Und es war immer noch nur ein bisschen später als zehn vor. Aber schließlich hatte sie ja nicht
Punkt vier
gesagt, sondern
so gegen vier
.
    Ich guckte wieder auf die Uhr.
    Es war neuneinhalb Minuten vor vier.
    Und das war doch
so gegen vier
, oder?
    (Ich hatte noch fünf Sekunden vor mir.) Ich holte tief Luft.
    (Vier Sekunden   …)
    Sagte mir: Sei nicht albern   …
    |11| (Drei   …)
    Und wollte gerade weitergehen, als ich einen fernen Ruf von oben hörte.
    »Hey, HARVEY!«
    (Zwei   …)
    Es war eine männliche Stimme, sie kam von sehr weit oben, irgendwo in Dachnähe des Hochhauses, und für einen Moment glaubte ich, es wäre Ben. Es gab keinen
Grund
, wieso es ausgerechnet Ben sein sollte, wahrscheinlich kam ich nur auf die Idee, weil ich gerade an ihn gedacht hatte, außerdem wohnte er im dreißigsten Stock und war männlich   …
    Ich schaute hoch.
    (Eine   …)
    Und in diesem Moment sah ich ihn – diesen kleinen schwarzen Gegenstand, der durch den strahlend blauen Himmel auf mich zugeschossen kam, und dann   …
    KRACH!
    Ein sekundenhaftes Aufblitzen von extremem Schmerz.
    Und dann nichts mehr.
    (Null.)
    Das Ende der Normalität.

|12| 10
    Das Dualsystem, auch Zweiersystem oder Binärsystem genannt, ist ein System, das zur Darstellung von
Zahlen
nur zwei verschiedene
Ziffern
verwendet: 0 und 1.   Zahlen werden in Zweierpotenzen und nicht wie im Dezimalsystem in Zehnerpotenzen ausgedrückt. In der binären Darstellung wird die 2 als 10 geschrieben, die 3 als 11, die 4 als 100, die 5 als 101 usw. Computer arbeiten mit dem binären System, wobei die zwei Ziffern zwei Schaltpositionen entsprechen: an oder aus, ja oder nein. Auf dem Prinzip an/aus oder ja/nein beruht alles Weitere.
     
    Das Nächste, was ich mitbekam (zumindest, was ich
bewusst
mitbekam), war, dass ich die Augen aufschlug und die staubige Abdeckung einer Neonröhre an einer unbekannten Zimmerdecke anstarrte. Mein Kopf tat höllisch weh, meine Kehle war staubtrocken und ich hatte das Gefühl, nicht ganz da zu sein – so ähnlich, wie wenn man nach einem sehr langen Schlaf endlich wieder aufwacht. Aber ich fühlte mich nicht müde. Ich war nicht schläfrig und auch nicht beduselt. Ehrlich gesagt, fühlte ich mich abgesehen von diesem Nicht-ganz-da-Sein absolut hellwach.
    |13| Eine Weile rührte ich mich nicht, machte auch kein Geräusch, sondern lag nur völlig regungslos da, starrte zu der Neonleuchte an der Decke und nahm unsinnigerweise alle Details wahr – am einen Ende hatte die Abdeckung einen Riss, der Kunststoff war alt und verblichen, zwei tote Fliegen lagen im Staub auf dem Rücken   …
    Dann schloss ich die Augen und horchte nur.
    Ich hörte ein leises Piepsen in der Nähe, etwas, das ein schwirrendes Geräusch machte, ein sanftes Pochen. Ich hörte das Gemurmel flüsternder Stimmen, ein schwaches Witschen gedämmter Türen, das Klingeln leise gestellter Telefone, das dumpfe Klacken von Krankenliegen   …
    Ich ließ die Geräusche an mir abgleiten und richtete meine Aufmerksamkeit auf mich selbst. Auf meinen Körper. Meine Lage. Meinen Aufenthaltsort.
    Ich lag auf dem Rücken, in einem Bett. Mein Kopf ruhte auf einem Kissen. Ich spürte etwas auf meiner Haut, in der Haut, unter der Haut. Irgendwas oben in der Nase. Irgendwas unten in der Kehle. In der Luft lag ein leichter Geruch nach Desinfektionsmittel.
    Ich öffnete

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