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Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg

Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg

Titel: Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hape Kerkeling
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Stempel – dabei bin ich noch keinen einzigen Meter gepilgert – von dannen.
    So weiß die katholische Kirche offiziell darüber Bescheid, dass ich tatsächlich von hier gestartet bin. Am Schluss gibt’s dann vom Secretarius Capitularis in Santiago eine dolle Urkunde in lateinischer Sprache mit Goldrand, die compostela . Und mir werden alle Sünden erlassen und das sind nach Ansicht der katholischen Kirche einige! Komme mir vor wie in einer Klerikalkomödie.
    Die Stempel werden nur in offiziellen Pilgerherbergen, Kirchen und Klöstern entlang des Weges ausgegeben. Der geneigte Autofahrer oder Bahnreisende hat allerdings keine Chance, eine Pilgerurkunde zu ergaunern, denn die entscheidenden Stempelstellen sind nur zu Fuß oder mit dem Rad zu erreichen. Und man darf auch nur dann von sich behaupten, ein echter Pilger gewesen zu sein, wenn man mindestens die letzten 100 Kilometer vor Santiago de Compostela per pedes oder die letzten 200 Kilometer auf dem Drahtesel oder zu Pferde hinter sich gebracht hat. Aber die meisten Menschen wollen den gesamten Camino Francés pilgern, denn das ist die alte Wallfahrerroute.
    Um einen Pilgerpass, diese entscheidendste Requisite der Pilgerschaft, zu bekommen, muss man natürlich nicht zwingend katholisch sein. Ich würde mich selbst zum Beispiel als eine Art Buddhist mit christlichem Überbau bezeichnen! Klingt theoretisch komplizierter, als es in der Praxis ist!
    Es ist ausreichend, auf der spirituellen Suche zu sein. Und das bin ich.
    Als Wiedergutmachung für die gestrige Nacht in Bordeaux hab ich mich hier im »Hotel des Pyrenees« einquartiert. Die Adresse in der Stadt! Manchmal merk ich schon, dass ich aus Düsseldorf bin!
    Die örtliche Pilgerherberge war mir für die erste Nacht dann doch etwas zu – na ja, sagen wir – gesellig.
    Während ich hier in dem Bistro an meinem café au lait nuckele, frage ich mich, was ich mir von dieser Pilgerschaft denn eigentlich verspreche oder erwarte. Ich könnte losziehen mit der Frage im Kopf: Gibt es Gott? Oder Jahwe, Shiva, Ganesha, Brahma, Zeus, Ram, Vishnu, Wotan, Manitu, Bud dha, Allah, Krishna, Jehowa? Da ließen sich noch viele Namen nennen...
    Seit meiner frühesten Kindheit beschäftigt mich die Frage nach dem großen unbekannten Wesen. Als Achtjähriger habe ich es wirklich genossen, in den Kommunionsunterricht zu gehen, und ich erinnere mich bis heute noch genau an das, was dort gelehrt wurde. Ähnlich ging es mir später im Beicht-, Religions- und Firmunterricht. Mich musste niemand dorthin zerren; was im Übrigen auch keiner getan hätte, da ich keiner streng katholischen Familie entstamme. Mein Interesse an allen religiösen Themen war bis zu meinem Abitur ziemlich groß.
    Während andere Kinder zähneknirschend in die Messe trotteten, hatte ich meine helle Freude daran, die ich natürlich tunlichst verbarg, um nicht als total uncool zu gelten. Klar, die Predigten unseres Gemeindepfarrers hauten mich natürlich auch nicht vom Hocker, aber sie konnten doch nicht verhindern, dass mein lebendiges Interesse bestehen blieb. Keine spirituelle Ausrichtung war vor mir sicher, alle Weltanschauungen faszinierten mich. Eine Zeit lang spielte ich ernsthaft mit dem Gedanken zu konvertieren, um evangelischer Pfarrer oder wenigstens Religionswissenschaftler zu werden. Als Kind hatte ich nie den leisesten Zweifel an der Existenz Gottes, aber als vermeintlich aufgeklärter Erwachsener stelle ich mir heute durchaus die Frage: Gibt es Gott wirklich?
    Was aber, wenn dann am Ende dieser Reise die Antwort lautet: Nein, tut mir sehr Leid. Der existiert nicht. Da gibt es NICHTS. Glauben Sie mir, Monsieur!
    Könnte ich damit umgehen? Mit Nichts? Wäre dann nicht das gesamte Leben auf dieser ulkigen kleinen Kugel vollkommen sinnlos? Natürlich will jeder, mutmaße ich, Gott finden... oder zumindest wissen, ob er denn nun da ist... oder war... oder noch kommt... oder was?
    Vielleicht wäre die Frage besser: Wer ist Gott?
    Oder wo oder wie?
    In der Wissenschaft wird das doch auch so ähnlich gemacht.
    Also stelle ich die Hypothese auf: Es gibt Gott!
    Es wäre doch sinnlos, meine wertvolle begrenzte Zeit damit zu verplempern, nach etwas zu suchen, was am Ende vielleicht gar nicht da ist.
    Also sage ich, es ist da! Ich weiß nur nicht wo. Und für den Fall, dass es einen Schöpfer gibt, wird er restlos begeistert davon sein, dass ich nie an ihm-ihr-es gezweifelt habe.
    Im schlimmsten Fall würde dann die Antwort lauten: »Es gibt Gott und

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