Ich bin ein Stern
Ich widme dieses Buch meinen Eltern, die als meine Schulzengel in der Zeit der Not versucht haben, mich vor allem Bösen zu bewahren, meinen Schmerz zu lindern, meinen Hunger zu stillen und meine Ängste zu besänftigen; Ruth und Tommy und den mehr als anderthalb Millionen jüdischer Kinder des Holocaust, die nun Sterne in der Nacht sind; allen Kindern der Welt, die die Welt mit ihrer Liebe erleuchten.
Inge Auerbacher, geboren 1934 in Kippenheim, war von ihrem siebten bis zu ihrem zehnten Lebensjahr (1942-1945) im Konzentrationslager Theresien-stadt in der Tschechoslowakei inhaftiert. 1946 wanderte sie mit ihren Eltern in die Vereinigten Staaten von Amerika aus und lebt seither in New York. Sie arbeitet heute als Chemikerin.
Mirjam Pressler, geboren 1940 in Darmstadt, besuchte die Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt und lebt heute als freie Autorin und Übersetzerin in München. Viele ihrer Kinder- und Jugendbücher erschienen bei Beltz & Gelberg. Für ihr Werk wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Inge Auerbacher
Ich bin ein Stern
Aus dem Amerikanischen von Mirjam Pressler
Mit einer Zeittafel von Franz Josef Schütz
Ich bin ein Stern kam auf die Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis 1991 und auf die Auswahlliste zum Gustav-Heinemann-Preis 1991.
Zu Ich bin ein Stern gibt es ein Lehrerbegleitheft, erhältlich beim BELTZ Medien-Service, Postfach 100565, 69445 Weinheim ISBN 3 407 99068 5
www.beltz.de Beltz & Gelberg Taschenbuch 136 © 1990, 1992 Beltz & Gelberg in der Verlagsgruppe Beltz ■ Weinheim Basel Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten © 1986 by Inge Auerbacher Die Originalausgabe erschien u.d.T. / am a Star bei Simon & Schuster, New York Aus dem amerikanischen Englisch von Mirjam Pressler Neue Rechtschreibung Einband (unter Verwendung eines Fotos von Inge Auerbacher): Wolfgang Rudelius/Max Bartholl Gesamtherstellung: Druckhaus Beltz, Hemsbach Printed in Germany ISBN 3 407 78136 9 12 13 14 07 06 05
Inhalt
Die Anfänge 9 Meine Geschichte 21 Ein Ort der Finsternis 42 Die Befreiung 78
Zeittafel 93 Bücher zum Weiterlesen 102 Abbildungsnachweis 104
Ich bin ein Stern
Sterne am Himmel, ein Stern auf der Brust, Mama, ich weiß, ich hab's längst gewusst, Kein Zeichen der Schande ist er, mein Stern, Ich trag ihn mit Stolz, ich trage ihn gern.
Ein Stern als Lohn, der höchste Preis, So war es immer, ja, Papa, ich weiß. Es ist mir egal, was die anderen sagen, Ich will ihn für mich und trotz allen tragen.
Ich bin ein Stern
Wenn sie über mich lachen, wenn sie mich schelten, für mich soll der Stern etwas anderes gelten. Sie starren mich an, sie zeigen auf mich, Sie sind ohne Stern, der Stern bin ich.
Sie sind von Gott, die Sterne der Nacht. Auch mich, auch mich hat er gemacht. Weine nicht, Mama, hör mein Versprechen, Niemand wird meine Seele zerbrechen.
Ich bin ein Stern
Meine Puppe Marlene und ich wanderten zusammen durch diese lange Nacht. Sie war immer an meiner Seite, niemand konnte uns trennen. Wir stützten einander in unserer Angst. Während die Peitschen knallten, hörte ich ihre Schreie. Ich hielt sie im Arm und versuchte mit aller Kraft, sie vor Unheil zu schützen.
Wir erlebten eine Zeit der Gewalt. Wir waren schuldlose Gefangene. Doch auch in der größten Verzweiflung wusste ich immer, dass sie da war.
Wir trösteten uns gegenseitig. Sie war das Kind und ich die Mutter. Mir ging es besser, wenn sie neben mir war, und ich hatte Angst, jemand könnte sie mir aus den Armen reißen. Aber trotz aller Schwierigkeiten haben wir beide überlebt.
Jetzt ist sie abgenutzt, ihre Glieder sind ausgeleiert. Ihre Kleider vom Alter zerschlissen. Sie schaut mich noch immer mit liebevollen Augen an, voller Wärme, unzerstört durch die Zeit.
Ich habe sie sorgfältig verpackt und nun liegt sie in einer Schachtel. Nur sie kennt meine Geheimnisse und erinnert sich an die vielen Gestern.
Die Anfänge
Ich erinnere mich, dass ich als kleines Kind immer ungeduldig auf meinen Geburtstag gewartet habe. Die Geburtstage waren immer ganz besondere und sehr glückliche Tage. Das heißt, das war so bis zu meinem siebten Geburtstag.
Ich war im Jahre 1942 sieben Jahre alt, als ich mit meinen Eltern in ein Konzentrationslager in der Tschechoslowakei deportiert wurde. Meine nächsten drei Geburtstage standen im Zeichen eines Alptraums.
Von fünfzehntausend Kindern, die zwischen 1941 und 1945 im Konzentrationslager Theresien-stadt in der Tschechoslowakei eingesperrt waren, haben
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