Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst
und Nähe garantiert â was er alles als selbstverständlich hinnahm. Aber eine einsame Nacht in einem neuen Appartement könnte ihn spüren lassen, wie isoliert und ziellos er sich fühlt. Er bekämpft die Einsamkeit, indem er sozialen Kontakt sucht, wobei er hofft, eine neue Liebe zu finden, aber es gefällt ihm in Wirklichkeit nicht. Er mag ja unzufrieden mit der Unterlegenen gewesen sein, aber er war nicht darauf vorbereitet, daà er sich ohne sie so leer fühlen würde.
Jonathan erlebte das, als er sich von Deborah löste.
»Ich bildete mir ein, mein altes Leben wiederaufnehmen zu können â als ob das mit Deborah nie geschehen wäre. Das bedeutete, viel Musik zu hören, zu lesen, im Garten zu arbeiten. Aber als ich versuchte, meine alten Gewohnheiten wiederaufzunehmen, hatte sich irgendwas verändert. Ich machte alles mechanisch, nicht so spontan wie früher. Dawar eine Lücke. Ich war daran gewöhnt, mit jemandem zusammenzusein.«
Jonathan erlebte eine der gröÃten Ãberraschungen des Ãberlegenen â die Lücke, die die Abwesenheit der Unterlegenen in seinem Leben hinterlieÃ.
»Eines Abends ging ich essen â allein â und sah mich um. Ich sah, wie sich Paare zueinanderbeugten, redeten und lachten. Da fühlte ich mich noch einsamer. Ich fühlte mich wie ein Verlierer oder irgendwie nicht begehrenswert. Ich erinnerte mich daran, wie Deb und ich anfangs ausgingen, als wir so waren wie diese Paare und alles so vielversprechend aussah.«
Bei vielen Ãberlegenen führt die Trennung von der Ego-Massage und der Sicherheit der Unterlegenen zu einer emotionalen Leere. Es zählt nur wenig, wie eingeengt und erstickt sich der Ãberlegene vor der Trennung gefühlt hat. Ohne eine emotionale Stütze vom Unterlegenen wird sich der Ãberlegene einer ziemlich rauhen Welt ausgesetzt sehen.
Wenn man sich an den falschen Orten nach einer neuen Liebe umsieht â¦
Wenn sich ein frischgetrennter Ãberlegener plötzlich einer neuen Liebe gegenübersieht, könnte er einen weiteren brutalen Schock erleben. Nach dem Bruch mit Alana entdeckte Scott, daà seine Versuche, mit attraktiven Frauen zu flirten, fehlschlugen.
»Die Buchhandlung macht gelegentlich Autorenlesungen. Eine für einen irischen Dichter schien besonders gutaussehende Frauen anzuziehen. Toll, nicht? Nach der Lesung standen alle herum, tranken Wein und versuchten mit dem Dichter zu sprechen. Ich pickte mir eine Frau heraus, die mir wirklich gut gefiel, und ging auf sie zu. Ich stellte mich vor und fragte sie, ob sie etwas Wein wolle. Sie bejahte, aber als ich ein Glas für sie einschenkte, zitterte meine Hand ein biÃchen. Sie empfahl sich und schloà sich demKreis um den Dichter an. Das ist schon die blanke Ironie, denn als ich noch mit Alana zusammen war, liefen die Frauen immer hinter mir her.«
Um dieses Sinken des Anziehungsvermögens des Ãberlegenen zu verstehen, müssen wir uns anschauen, was sich in seiner emotionalen Welt geändert hat. Als er noch mit seinem alten Partner zusammen war, wurden die zwischenmenschlichen Bedürfnisse des Ãberlegenen â Sex, Intimität und Kameradschaft â stets befriedigt. Weil er von diesen Bedürfnissen frei war, war er entspannt und flirtete mit anderen Menschen. Die Tatsache, daà er in »festen Händen« war, machte ihn begehrenswerter und zu einer romantischen Herausforderung.
Als der Ãberlegene die warme Höhle seiner alten Beziehung verlieÃ, stiegen seine primären zwischenmenschlichen Bedürfnisse. Während diese Bedürfnisse mit der Zeit eskalieren, weicht die entspannte Haltung und der Charme des Ãberlegenen offener emotionaler Bedürfigkeit. Wie Scott vermittelt der Ãberlegene Bedürftigkeit durch ängstliches, gehemmtes, übereifriges Verhalten. Die Frau, der er sich nähert, spürt instinktiv, wie verzweifelt er eine Beziehung sucht. Wenn er zu diesem Zeitpunkt eine Beziehung eingeht, wird der frühere Ãberlegene sofort zum Unterlegenen â eine Tatsache, die von den meisten potentiellen Partnern erahnt wird.
Leidenschaftliches Zwischenspiel
Kurz nachdem die Trennung auf Probe begonnen hat, sucht der Ãberlegene gewöhnlich Kontakt zu seiner alten Partnerin. Oftmals ist kein Vorwand nötig â Kleidung oder Kinder müssen abgeholt oder wichtige Dinge diskutert werden. Manchmal
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