Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst
Gedanke, daà ich vielleicht Probleme bekommen könnte.«
Ich erklärte Deborah, daà die ersten Anzeichen von Distanziertheit wirklich sehr schwer zu erkennen sind. Wenn man sich verliebt, fällt es einem durch den natürlichen Optimismus ausgesprochen leicht, feine Winke des Partners zu übersehen. Und wenn die Beziehung aus dem Gleichgewicht gerät, könnte es durchaus sein, daà der Partner auch nicht sicher weiÃ, was vor sich geht. Seine Emotionen schlieÃen ebenso positive Gefühle wie neu aufgetretene Gleichgültigkeit mit ein. Daher sind die Signale, die der Ãberlegene aussendet, verwirrend.
Diese ersten Anzeichen der Distanziertheit könnten unentdeckt bleiben, weil sie aussehen wie das normale Verhalten in einer neuen Beziehung. Wenn eine gesunde Beziehung anfängt, können nämlich beide Partner Angst davor haben, in unbekannten Gewässern zu segeln. Und früher oder später kommt der eine oder andere Partner zu spät nach Hause oder vergiÃt anzurufen. In einer ausgeglichenen Partnerschaft wird das mit einer ehrlichen Entschuldigung bereinigt oder manchmal auch als Seitensprung entlarvt. Aber in einer unausgeglichenen Beziehung wird ein Partner ein Monopol auf die Gleichgültigkeit haben, während der andere allein die Angst trägt.
Ich rate Menschen, die am Anfang einer Beziehung sehr ängstlich sind, ihre Gefühle nicht zu verschleudern. Der Schlüssel zur Lösung ist der, den emotionalen Reflex, zu handeln wie ein Unterlegener, zu kontrollieren und den Ãberlegenen nicht zu etwas zu drängen. Angst kann ein Verbündeter sein, weil sie uns früh vor der paradoxen Leidenschaft warnt. Und je eher man die Dynamik des Paradoxon erkennt, desto früher hat man die Chance, sie zu kontrollieren.
Der Ãberlegene ist vollkommen
Selbst die frühesten, feinsten Symptome für den emotionalen Rückzug eines Partners können die Liebe eines Unterlegenen vertiefen. Und das macht es noch schwerer zuzugeben, daà etwas nicht stimmen könnte. Zusammen mit dieser tiefen Liebe kommt es zu einer starken Verzerrung der Wahrnehmungsfähigkeit. Neue Liebe mag die geliebte Person ja verschönern â aber ein Ungleichgewicht wird den Ãberlegenen in einen Ausbund an Tugend verwandeln. Wenn jetzt die Unterlegene ihren Prinzen küÃt, meint sie, daà sie einen König in den Armen hält.
Das ist die Gegenreaktion auf das »Frosch/Prinz-Syndrom« des Ãberlegenen. Es betont die Schwächen der Unterlegenen und stellt ihr Licht unter den Scheffel.
Daà Deborah anders aussah, zeigt, wie ein Ungleichgewicht den Ãberlegenen idealisieren kann.
»Als ich Jonathan kennenlernte, dachte ich, daà er eigentlich nicht mein Typ war. Ich mag keine Bärte, und mir gefällt es nicht, wenn Männer zu dünn sind, und das ist er. Aber nach einer Weile gefiel er mir immer besser. Ich konnte mir nicht vorstellen, einen anderen Mann zu begehren â selbst dann nicht, wenn ich mich auf meinen ersten Eindruck besann. Die Männer, die mir jetzt auffallen, sind dünn und haben einen Bart.«
Paul erlebte etwas Ãhnliches mit Laura.
»Objektiv gesehen ist Laura wirklich eine auÃerordentlich gutaussehende Frau. Bestandteil der Verzweiflung, die ich empfand, als es anfing, schlecht zu laufen, war, daà ich meinte, ich könnte mich nie wieder verlieben. Sie war das Maà aller Dinge, mit dem ich alle anderen Frauen vergleichen würde.«
Es ist eine Tatsache der Psychologie, daà die sogenannte objektive Wahrnehmung vom emotionalen Zustand des Betrachters abhängt. Das trifft in verstärktem MaÃe auf den Betrachter zu, der sehr verliebt ist. Die positive Neigung des Unterlegenen zum Ãberlegenen wurzelt in der Hoffnung, daà er endlich den idealen Partner gefunden hat. Während seine Leidenschaft stetig wächst, fühlt er sich in dieser Hoffnung bestätigt.
Gleichgültigkeit erkennen
Mit der Zeit wird der Unterlegene nicht mehr nur Gleichgültigkeit bei dem Ãberlegenen spüren, sondern sie erkennen. Anzeichen für das Verlangen des Ãberlegenen, auf Distanz zu gehen, werden offensichtlich und unleugbar. Anrufe, die nicht gemacht werden, Verabredungen, die nicht eingehalten werden, lange Abende im Büro, das zerstreute, ungeduldige Verhalten des Ãberlegenen. Das alles wird schlieÃlich dem Unterlegenen bewuÃt. Paul erzählte von einem Abend, der
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