Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst
falsch ablegte. Sie müssen wissen, daà ich sonst derjenige bin, der weiÃ, wo alles ist. Die meiste Energie verwandte ich darauf, Wege zu finden, Laura zu begegnen, und mir auszumalen, was ich ihr erzählen wollte.«
Als er schlieÃlich Laura bat, mit ihm essen zu gehen, willigte sie sofort ein. Bei ihrer nächsten Verabredung kochte sie, und statt den Pfirsichkuchen zu essen, den sie als Nachtisch vorbereitet hatte, liebten sie sich. Laura berichtete, daà sie
»â¦Â den Dingen ihren Lauf lieÃen. Wir gingen zwei Tage nicht zur Arbeit. Meine Mutter, mit der ich fast jeden Tag spreche, glaubte, ich wäre bei einem Autounfall umgekommen. Ich fragte mich schon, ob ich je wieder normal werden würde.«
Eigentlich alle Frischverliebten finden heraus, daà ihre »normalen« Denk- und Verhaltensweisen auf schöne, aber wirklich beängstigende Weise den Bach heruntergehen. Die Angst existiert deshalb, weil man keine Kontrolle mehr hat. Und in einem sehr realen Sinn ist man auÃer Kontrolle, wenn man sich verliebt, denn Verlieben zieht eine emotionale Dynamik nach sich, die Freud Kathexis nannte. Kathexis tritt dann auf, wenn man seine Emotionen so total auf die geliebte Person richtet, daà man die Kontrolle darüber verliert.
Sich velieben ist wie ein Investment an der Börse. Genauso wie man zeitweilig die Kontrolle über sein Geld verliert, wenn man es investiert, so verliert man die Kontrolle über seine Gefühle, wenn man sich verliebt, weil man sie in die geliebte Person investiert. Und genauso, wie man das Schicksal der Börseninvestments nicht kontrollieren kann, kann man auch unmöglich wissen, was aus einer neuen Beziehung wird. Das ist der Risikofaktor, der beängstigende Teil des Verliebtseins.
Wie kann etwas so Beängstigendes so toll sein?
Als Deborah spürte, daà sich ihre Zuneigung zu Jonathan vertiefte, war sie überrascht und verängstigt, aber auch euphorisch.
»Ich hatte nicht erwartet, âºhingerissenâ¹ zu sein, aber nach der fünften Verabredung war das der Fall. Er verhielt sich so, als wäre ich die Antwort auf seine Gebete, aber er schob Sex nach wie vor hinaus. Unsere Gutenachtküsse wurdenzwar immer länger und leidenschaftlicher, aber dabei blieb es auch. Ich wuÃte nicht, was da los war. Das machte mich unsicher, und auf einmal begehrte ich ihn mehr und versuchte, ihn zu verführen. Ich habe genug erlebt, um zu wissen, daà jemand, dem man sehr weh getan hat, Probleme mit sexueller Nähe haben kann. Deshalb war ich einerseits ziemlich ängstlich, fühlte aber andererseits, daà ich mich verliebte. Als wir schlieÃlich miteinander schliefen â bei unserer sechsten Verabredung â, war ich im siebten Himmel. Soviel zu meinem Schwur, im Zölibat zu leben.«
Das Risiko der Liebe läÃt das Gehirn â wie bei jedem anderen Angstgefühl â amphetaminähnliche, starke Hormone ausschütten. Diese Hormone bringen uns dazu â mit dem Ziel, das Ãberleben zu sichern â, uns optimal zu verhalten. In wirklich lebensbedrohenden Situationen zwingen sie uns, schneller zu laufen, länger zu kämpfen, härter zuzuschlagen, Schmerz zu ertragen und unsere Aufmerksamkeit auf die Quelle der Gefahr zu richten. Das wird als die »Kampf oder Flucht«-Reaktion bezeichnet. Aber diese starken Stimulantien besitzen eine verlockende Nebenwirkung: Sie erzeugen eine ungewöhnlich hohe Erregung. Darum suchen so viele Menschen Herausforderung und Gefahr â sie wollen sich natürliche Höhepunkte bescheren.
Wenn man sich verliebt, strotzt man vor erregenden Gefühlen, die das romantische Ãquivalent zu »Kampf oder Flucht« darstellen: Man zittert vor Erwartung, die Handflächen werden feucht, und das Herz scheint in der Brust zu hämmern; man besitzt mehr körperliche Energie, ist in der Lage, sich die ganze Nacht zu lieben, und fühlt sich am nächsten Tag gut; man richtet seine Aufmerksamkeit intensiv auf die geliebte Person; die Sinne scheinen geschärft zu sein; man ist bewundernswert charmant und witzig; und man ist taub für unerfreuliche Dinge in anderen Bereichen des Lebens. Man sieht sogar besser aus. Man erntet die euphorischen, biochemischen Segnungen des Kontrollverlustes.
Die Furcht vor Zurückweisung
Die Furcht vor Zurückweisung ist eine der Hauptursachen für unsere Angstgefühle und die
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