Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Illuminatus 2 - Der goldene Apfel

Illuminatus 2 - Der goldene Apfel

Titel: Illuminatus 2 - Der goldene Apfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
Vom Netzwerk:
und bleich wurde.
    «Jesus auf 'nem Skateboard», sagte der alte Mann mit schwacher Stimme.
    Drake blickte sich um und sah nichts als eine leere Straße. «Was denn ?» fragte er.
    « Nicht der Rede wert», erwiderte der alte Mann. « Sie würden's mir sowieso nicht glauben, Mister.» Und er überquerte die Straße auf die nächste Kneipe zu.
    («Wie meinst du das, du hättest vier Soldaten verloren?» keifte Maldonado ins Telefon.
    «Genauso wie ich's sage», erwiderte Vitelli, von der Provi-dence-Niederlassung der Spielhöllen-, Heroin- und Prostitution-Vitellis. «Ihren Drake fanden wir in einem Hotel. Vier unserer besten Soldaten waren abkommandiert, ihm zu folgen. Sie riefen noch einmal an, um zu berichten, er hielte sich in einem Haus der Benefit Street auf. Ich sagte ihnen, sie sollten ihn, sobald er das Haus verließ, schnappen. Und das war's; Halbzeit. Sie sind alle spurlos verschwunden, als hätte sie jemand einfach so von der Erdoberfläche aufgehoben. Ich habe alle verfügbaren Leute nach dem Wagen suchen lassen, und der ist auch verschwunden.») Drake machte seinen Flug nach New York rückgängig und fuhr statt dessen nach Boston, vertiefte sich in Bankangelegenheiten und brütete über den nächsten zu unternehmenden Schritt. Zwei Tage später kam der Pförtner, mit der Mütze in der Hand, an seinen Schreibtisch und fragte: «Kann ich Sie einen Augenblick sprechen, Mister Drake ?»
    «Ja, Getty, was ist?» erwiderte Drake gereizt. Der Tonfall seiner Stimme war wohlüberlegt; wahrscheinlich wollte der Mann eine Gehaltserhöhung, und es war besser, ihn von vornherein in die Defensive zu treiben.
    «Es ist das hier, Sir», sagte der Pförtner und legte eine Karte vor Drake auf den Tisch. Drake blickte ungeduldig darauf hinab und sah einen ganzen Regenbogen von Farben — die Karte war auf eine ihm unbekannte Art von Plastik gedruckt und rief einen prismatischen Effekt hervor, der ihn an seine Meskalintrips in Zürich erinnerte. Durch den Regenbogen hindurch konnte er, schimmernd und strahlend, die Umrisse einer dreizehnstufigen Pyramide mit einem roten Auge an der Spitze erkennen. Er starrte den Pförtner an und begegnete einem Blick, der jeglicher Unterwürfigkeit und Unsicherheit entbehrte.
    « Der Große Meister der östlichen Vereinigten Staaten ist bereit, mit Ihnen zu sprechen », sagte der Pförtner mit sanfter Stimme. «Heilige Kleopatra!» entfuhr es Drake, und die Schalterbeamten drehten sich alle erstaunt nach ihm um. Es war ein sonniger Nachmittag im Oktober, und die Vorhänge des Wohnzimmers im siebzehnten Stockwerk der Nummer 2323, Lake Shore Drive, waren zurückgezogen und gaben einen Eckfensterblick auf die Wolkenkratzer von Chicago und den gischtverbrämten, blauen Lake Michigan frei. Joe hatte sich lässig auf einem Sessel ausgebreitet und blickte über den See. Simon und Padre Pederastia saßen auf einer Couch, unter einem großformatigen Gemälde mit dem Titel «Kleopatra». Sie sah Stella Maris nicht unähnlich und hielt eine Natter an der Brust. Das Symbol des Auges in der Pyramide erschien mehrere Male auf den Hieroglypheninschriften in der Grabmauer hinter ihr. Dem Gemälde
    gegenüber saß ein schlanker Mann mit scharfen, dunklen Gesichtszügen, schulterlangem, kastanienbraunem Haar, einem Zwirbelbart und grünen Augen in einem Lehnstuhl. «Kleopatra», sagte der Mann, «war eine dem Augenblick fol gende, intuitive Studie. Ich hätte sie, hätte sie gelebt, zur Polymutter des großen Globus gemacht. Sie brachte das Römische Reich dem Untergang verdammt nahe und verkürzte sein Leben um Jahrhunderte. Sie nötigte Oktavian derartig viel aneristische Macht auf, daß das Reich vorzeitig in ein Stadium der Bürokratie verfiel.»
    «Wie soll ich Sie ansprechen?» sagte Joe. «Luzifer? Satan?» « Nennen Sie mich Malaclypse den Älteren », sagte der zwirbelbärtige Mann mit einem Lächeln, das durch endlose, sich leise bewegende Schleier warmer Selbstachtung zu strahlen schien. «Ich versteh das nicht», sagte Joe. «Das erste Mal, als ich Sie sah, waren wir vor lauter Angst alle wie von Sinnen. Doch als Sie sich dann schließlich als Billy Graham zeigten, wußte ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Aber ich weiß genau, daß ich Angst hatte.»
    Padre Pederastia lachte. «Du warst sogar so geschockt, mein Sohn, daß du versuchtest, schnurstracks in das große, rote Vogelnestchen unseres kleinen Rotschopfs zu kriechen. Du hast eine solch panische Angst gehabt, daß dein zuckender

Weitere Kostenlose Bücher