Im Anhang mein Herz
11. November, 0.10, zu Hause
Diese Mail bitte erst am Freitag abends lesen!
Da ich heute später komme:
Gute Nacht! Gute Erholung!
Schönes Wochenende!
Love!
Freitag, 11. November, 12.28
Betrifft: Anbei die Liste
Du hattest hoffentlich nicht schon wieder so viel Ärger bei deiner Besprechung?
Artur
Freitag, 11. November, 21.51, zu Hause
Was ich gemeint habe, war, dass ich stets berechtigte Befürchtungen hatte, sogar eher Zwangsvorstellungen: Dass die Partnerin viel zu schlampig und unfähig dazu sei, sich alleine darum zu kümmern.
21.53
Ja, wir sind zerstreut und zurzeit besonders. Gestern habe ich auch meine Handschuhe in der S-Bahn vergessen.
Es hat bis Donnerstag Zeit. Wenn ich eine CD gerade gehört habe, reicht das für eine Weile.
22.39
Was du schreibst, klingt vernünftig. Aber trotzdem sehe ich grundsätzlich nicht ein, warum eine Gruppe, die einer anderen Gruppe zahlenmäßig überlegen ist, allein deshalb schon im sogenannten Recht sein soll und auch bestimmt, was Recht sei. Nein.
Wahrscheinlich stimmt es, wenn du schreibst, dass ich nicht für eine Demokratie bin. Sondern für eine Art von Monarchie, wobei die Monarchen Humanisten sind.
Was mich aber stört, ist, dass du schreibst, ich würde irgendetwas einfordern . Das klingt mir zu sehr nach Gewalt.
Andererseits reagierst du ja selbst ziemlich aggressiv auf meine Vorstellungen.
Ich bin bestimmt nicht der Mensch, der hingeht und von jemandem einfach etwas fordert!
Ganz im Gegenteil. Ich bin von jeher einer, der einsteckt, nachgibt und den Mund hält. Daher kränkt mich dein Wort fordern!
Wenn ich schreibe: Gleiches Recht für alle! , so ist das kein Schlachtruf, sondern ein Aufschrei, ein Hilferuf angesichts der vielen Ungerechtigkeiten, die ich wirklich sehe. Es geht mir um die Wahrheit!
Aber ich glaube heute nicht mehr daran, dass die Gesellschaft irgendwann nicht von Profitgier und Machtdenken geprägt sein wird. Alles, was passiert, ist aus Machtstreben und Machtgier passiert. Und so wird es immer bleiben. Jede Sekunde verhungern Menschen. Es gibt zig Kriege, immer.
Und du erzählst mir vom gemütlichen Lenken der Menschen und von sinnvoller Politik .
Artur
22.51
Ja, aber es ist auch mit dir nicht leicht.
Samstag, 12. November, 10.21, zu Hause
Aha, darum habe ich es schon zurück bekommen.
Jetzt fahre ich das Ladegerät abholen. Es hieß, es sei lagernd.
Viele Küsse.
Artur
PS Gestern war es so schön!
15.18
Jaja. Manche behaupten, wenn ein Single nach Hause komme, sei die Wohnung aufgeräumt. Nur bei mir ist sie merkwürdigerweise noch genau so unordentlich wie in der Früh!
Ich verbringe jeden Abend und jedes Wochenende viel Zeit damit, Wäsche zu waschen, Papiere zu ordnen, Staub zu wischen et cetera pepe .
Bei mir ist nie eingekauft! Sodass oft kein Abendessen vorhanden ist.
Weil ich im Firmenstress auf das Einkaufen vergesse oder nicht mehr rechtzeitig ins Geschäft komme.
Früher war es so, dass sich um berufstätige Männer selbstverständlich zu Hause jemand gekümmert hat. Sei es jemand aus der Verwandtschaft oder natürlich die Ehefrau! Da ein Beruf den Mann ja bereits voll auslastet. Von heutigen Männern wird aber erwartet, dass sie sich selbst um alles kümmern. Obwohl sie tagsüber komplett ausgesaugt werden vom Job. Sie sind daher müde am Abend und haben Entspannung nötig.
Eine Haushaltshilfe kann ich mir nicht leisten, da ich große Beträge für die Alimente der Kinder ausgebe.
15.31
Es ist in einer grünen Schachtel und wird dir am Donnerstag überreicht werden.
Wenn du es so lange aushältst!
Ich probiere es nicht aus, damit nichts kaputtgeht.
A.
15.51
Nein, danke, du kannst die Zetteln behalten.
16.31
Rufzeichen können halt auch andeuten, dass einen etwas bewegt und nicht nur, dass man etwas fordert .
Aber jetzt, da du mir das geschrieben hast, merke ich, dass meine Rufzeichen-Unkultur unsere frühere Missverständnisse hervorgerufen oder verstärkt haben könnte.
Du weißt, als wir noch traurigere Diskussionen führten und ich oft Rufzeichen setzte. Du schriebst auch damals von meinen Forderungen . Ich hatte die Rufzeichen bloß als Bekräftigung meines Unglücks gesetzt.
Ich werde also vorsichtiger mit den Rufzeichen werden.
Eine Utopie hat für mich nicht nur eine negative Bedeutung. Es gibt spannende utopische Romane. Aber wenn Utopisches aus der Literatur niemals wirklich wird, so kann das auch ein Glück sein.
Wir Menschen werden uns nicht so schnell
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