Im Kille-Kille-Keller
darauf
folgte der Donner, krachender als je zuvor. Ums Haar hätte ich die Pistole
fallen lassen.
» >Ich bin bei euch — in
Ewigkeit< «, zitierte Fabian flüsternd. »Die Toten werden über uns kommen,
und es wird nichts mehr sein als Finsternis — im Zeichen des gespaltenen Hufs.«
»Hören Sie auf!« fuhr ich ihn
an. »Was ist denn das für ein verrücktes Geschwätz?«
»Ein Zitat, Mavis«, sagte Fabian,
und im grellen Blitzlicht schienen seine Augen völlig weiß. »Aus den Schriften
des Moloch.«
Ich vernahm Schritte hinter mir
und fuhr herum — und mit mir der Lichtstrahl. Es war Don, und vor Erleichterung
wäre ich bei seinem Anblick fast zusammengebrochen. Er sah bestürzt drein. »Er
ist nicht da«, sagte er.
»Sieht das Johnny Rio nicht
wieder mal ähnlich?« Ich knirschte hörbar mit den Zähnen. »Wartet nur, bis ich
ihn in die Finger kriege, dann machen wir zusammen Judo!«
Don nahm mir die Pistole ab.
»Ich glaube, wir werden nicht auf ihn warten«, sagte er. »Gehen wir rein.«
»Wohin?«
»In die Gruft natürlich«, sagte
er knapp.
»Da hinein?« gurgelte ich.
»Du brauchst keine Angst zu
haben«, sagte er. »Ich habe einen Schlüssel. Achte eben mal auf Fabian.«
Don trat an die Tür, steckte
den Schlüssel ins Vorhängeschloß und drehte ihn. Der Schloßbügel klappte auseinander, und es klirrte, als die
Kette abfiel. Don stieß die Tür auf, die ein widerwärtiges, knarrendes Geräusch
von sich gab. »Na denn«, sagte er. »Sie zuerst, Fabian.«
Der Anwalt betrat die Gruft,
langsam und mit hängenden Schultern, als sei ihm von nun an alles absolut
gleichgültig. Ich folgte ihm, und Don bildete die Nachhut.
Die Gruft war recht geräumig,
viel größer, als ich von außen geschätzt hatte. In ihrer Mitte lag eine
Steinplatte, auf der ein Sarg stand. Und auf dem Sarg steckten vier Kerzen in
silbernen Haltern.
»Don«, sagte ich, und meine
Stimme bebte wieder ein bißchen, wie sich das für solch traurige Anlässe
gehört. »Laß uns hier verschwinden, bitte!«
»Das geht jetzt noch nicht,
Mavis«, sagte er ruhig. »Wir müssen erst noch einiges erledigen. Zünde die
Kerzen an.« Er gab mir ein Streichholzschächtelchen.
Ich ging hin und brannte die
vier Kerzen an, dann trat ich beiseite — und spürte die feuchte Kälte im
Gesicht. Don schaltete die Lampe aus, und die flackernden Kerzenflämmchen
tauchten die Gruft in gedämpftes, ungewisses Licht.
»Und jetzt«, sagte er, nun
wieder mit energischer Stimme, »werden wir zunächst die Frage meines Erbanteils
regeln.«
»Sie kriegen nichts«, sprach
Fabian mit Grabesstimme. »Das hier ist gar nicht Ihre richtige Frau, Clare
Ebhart. Es ist Mavis Seidlitz, eine Art Privatdetektivin.«
»Das stimmt«, pflichtete Don
freundlich bei. »Und wie lauteten die Bedingungen?«
»Sie kennen sie genauso gut wie
ich«, meinte Fabian.
»Ich möchte sie aber noch
einmal hören«, erklärte ihm Don mit samtener Stimme. »Fangen Sie keinen Streit
mit mir an, Fabian.«
»Wie Sie meinen«, sagte Fabian.
»Sie müssen verheiratet sein, und Sie beide müssen die letzten zweiundsiebzig
Stunden in Toledo verbracht haben.«
»Aber >in Toledo< bezieht
sich doch nicht nur auf das Hauptgebäude, nicht wahr?« fragte Don.
»Wenn Sie Haarspalterei
betreiben wollen«, erklärte Fabian mit müder Stimme, »von mir aus. Es bezieht
sich auf das gesamte Anwesen.«
»Vielen Dank«, sagte Don.
»Aber was hat die Wortklauberei
denn zu bedeuten?« Fabian zuckte die Schultern.
»Eine Menge«, erklärte Don.
»Sehen Sie, meine Frau hat nämlich die letzten zweiundsiebzig Stunden doch in
Toledo verbracht. Nicht im Haus, aber auf dem Grundstück.«
»Ich nehme an, Sie können das
auch beweisen?« sagte Fabian höhnisch. »Sie erwarten doch wohl nicht, daß ich’s
Ihnen auf Ihr Wort hin glaube?«
»Ich kann es beweisen«, sagte
Don. »Und ich werde das auch sehr bald tun. Ich habe ein Schriftstück für Ihre
Unterschrift vorbereitet, das die Wahrheit meiner Behauptung bestätigt.«
»Unter Bedrohung mit der
Schußwaffe?« Fabian lachte humorlos.
»Ich werde Ihnen den Beweis
gleich liefern«, sagte Don, »aber zunächst müssen wir noch ein paar andere
Sachen erledigen.«
Er blickte zum Sarg mit den
vier brennenden Kerzen hinüber. »Das Grab meines Vaters«, sagte er. »Ja, hier
sind wir am richtigen Ort. Ich bin sein Sohn, Fabian. Die Frauen waren der
Fluch seines Lebens, sie haben ihn in die Niederungen hinabgezerrt. Und sie
waren auch der Fluch meines
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