Im Land der glühenden Sonne: Die Australien-Saga (German Edition)
Beete von hohen Blumenrabatten und gestutzten Sträuchern gesäumt wurden.
Von der gebückten Gestalt seiner Mutter, die damit beschäftigt war, die Beete zu säubern und verwelkte Blüten abzuschneiden, sah man lediglich den Strohhut. Sobald ihre ständigen Begleiter, zwei unablässig kläffende und quirlige weiße Spitze, die vertraute Gestalt sahen, die in das Territorium ihrer Herrin eingedrungen war, begannen sie aufgeregt zu springen und zu Japsen. Enid Holten blickte auf, als Barney ihr zuwinkte und auf den Seitenflügel zusteuerte, wo sein Schlafzimmer, sein Bad und ein eigener kleiner Wohnraum lagen. Sie winkte ihrem Sohn flüchtig mit der Gartenschere zu und widmete sich dann wieder ihrer Arbeit.
Im Schlafzimmer zog Barney seine verschwitzten hellen Hosen und das Hemd aus, schnappte sich von einem hölzernen Handtuchhalter ein frisches Handtuch und stellte sich unter die Dusche. Er spürte, wie sich seine verkrampften Muskeln langsam entspannten, als der Strahl wie spitze Nadeln auf Nacken und Schultern prasselte.
Er blieb länger als gewöhnlich unter der Dusche, ohne sich ein schlechtes Gewissen zu machen, weil er so verschwenderisch mit dem Wasser umging. Schließlich drehte er den Hahn zu, schlang sich das Badetuch um die Hüften und tappte in sein Zimmer, um sich etwas Frisches zum Anziehen herauszusuchen. Er war froh, seinen eigenen Flügel zu haben, wo er tun und lassen konnte, was er wollte. Phillip Holten hatte bei allen Entscheidungen das letzte Wort, aber es war Enid gewesen, die den Anbau für Barney angeregt hatte. Schließlich arbeitete er so viel und so hart auf der Farm.
Schon zu Internatszeiten hatte sich Barney während der Schulferien nach und nach in alle Aufgabengebiete der väterlichen Schafzucht eingearbeitet, um sie später kompetent verwalten zu können. Mittlerweile besaß er seinen eigenen Verantwortungsbereich, aber die Entscheidungsgewalt lag letztlich immer noch bei seinem Vater, und so würde es bleiben, bis er sich zur Ruhe setzte oder eines Tages tot umfiel. So war es immer schon gewesen. Der Gedanke, dass es auch anders sein könnte, kam Phillip einfach niemals in den Sinn. Sein Leben und das seines Sohnes waren bis ins kleinste Detail vorgezeichnet.
Nachdem Barney sich geduscht und umgezogen hatte, ging er auf der Suche nach der Haushälterin Mrs. Anderson in die Küche.
»Meinen Sie, ich könnte vielleicht eine Tasse Tee bekommen?«
»Ich hätte eigentlich gedacht, dass du schon nach dem Match welchen bekommen hast. Hat das Frauenkomitee euch etwa nicht mit Tee versorgt?«, fragte sie lächelnd und füllte den Wasserkocher.
»Schon. Aber das ist doch über eine Stunde her.«
»Ich mache gleich eine ganze Kanne, vielleicht möchte deine Mutter ja auch eine Tasse. Ich bringe den Tee dann auf die Veranda.«
»Ist Vater im Arbeitszimmer?«
»Ja. Er möchte nicht gestört werden.«
Barney nickte. Sein Vater zog sich bei Sonnenuntergang immer in sein Arbeitszimmer zurück und tauchte dann bis zum Abendessen nicht mehr auf. Barney nahm sich einen Apfel, bevor er zur Küche hinaus und ein zweites Mal durch den Garten ging. Seine Mutter begutachtete gerade die neuen Triebe der Kletterhortensien, die sich an der Außenwand des Schlafzimmerflügels emporrankten. Die beiden Hunde stürzten sich auf ihn, als hätten sie ihn noch nie im Leben gesehen. Seine Mutter drehte sich um.
»Hallo, Schatz. Gutes Spiel gehabt?«
»Ja, obwohl wir verloren haben. Aber nur ganz knapp. Mrs. Anderson macht uns Tee. Komm doch auf die Veranda, wenn du auch eine Tasse möchtest.«
Enid hob ihre beiden Hündchen hoch, die vergnügt mit den flauschigen Schwänzen wedelten und verzückt zu ihr aufsahen. »Habt ihr das gehört? Es gibt Tee. Möglicherweise können wir da ja ein oder zwei Kekse für euch stibitzen. Das würde euch gefallen, hm? Vielleicht bekommen wir sogar ein Stückchen Schokolade … hhmmmm!« Sie strich über die schwarz glänzenden Nasen und machte sich dann, unter jedem Arm ein Tier, auf den Weg zum Haus. Aus der Rocktasche ragten ihre Arbeitshandschuhe und die Gartenschere hervor.
Barney folgte ihr etwas irritiert. Aber eigentlich war er schon daran gewöhnt, dass seine sonst so schweigsame Mutter mit ihren Hunden Diet und Tucker in Babysprache plauderte. Wenn Besucher beobachteten, wie die normalerweise so zurückhaltende und unverbindlich wirkende Mrs. Holten mit ihren Hunden umging, hatten sie oft Mühe, ihre Belustigung und Verwunderung zu verbergen. Da ihr Sohn
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