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Auch ein Waschbär kann sich irren

Auch ein Waschbär kann sich irren

Titel: Auch ein Waschbär kann sich irren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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    Daß man Durst bekommt, wenn es einem warm ist, weiß jedes Kind. Seit vier Tagen war ich in Arizona, und Arizona ist das heißeste Land der Vereinigten Staaten, Ich trank seit vier Tagen, soweit mir meine Arbeit Zeit dazu ließ.
    Ich bin Reporter bei »The News« in Los Angeles. Allerdings gehöre ich nicht zu den Prominenten, die Gerichtssachen oder Tratschstories schreiben, sondern ich berichte über Lokales: Frühjahrsparty bei Mrs. Chiklen, ein neues Schwimmbassin von Stanley Wood, die Einweihung eines Kindergartens in Burbank und ähnlichen langweiligen Kram.
    Ich bin zweiundvierzig, aber die Langweiligkeit meines Daseins läßt mich glauben, ich sei etwa hundertvierundzwanzig.
    Am Montag früh, vor vier Tagen also, flog ich mit einem Auftrag hierher nach Arizona, der mich endlich einmal ein wenig interessierte. Ich sollte nämlich einen Bericht über die Regenmacher schreiben, die gerade dabei sind, die Staaten Kalifornien, Nevada, Utah, Arizona und Neu-Mexiko in Aufregung zu versetzen. Unendlichen Gebieten fehlt hier das Wasser, und nun sitzen indianische Medizinmänner und Professoren berühmter Universitäten gemeinsam in der Wüste, um Regen künstlich zu erzeugen. Die Hopi-Indianer versuchen es mit Schlangentänzen, der Nobelpreisträger Peter Andrewson probiert es mit Silberjodidraketen und gefrorener Kohlensäure, die er von Flugzeugen abwirft.
    Mein Bericht war fix und fertig, die Aufnahmen entwickelt und abgezogen, und jetzt saß ich in meinem Hotel in Phoenix, trank und wartete auf den Abend, auf eine etwas menschlichere Temperatur. Morgen früh wollte ich nach Los Angeles zurückfliegen.
    Ich muß an dieser Stelle unbedingt sagen, daß mein Leben nicht nur aus Arbeit und Trinken besteht, wie es leicht den Anschein haben könnte, sondern daß ich mich mindestens genauso gern mit Mädchen beschäftige. Das heißt, es ist mir am liebsten, wenn sie sich mit mir beschäftigen, und das ist auch weniger anstrengend.
    Peggy zum Beispiel, das hübsche Zimmermädchen im Hotel »Tucson«, beschäftigte sich in ausreichendem Maße mit mir; nur hatte sie jetzt gerade keine Zeit für mich, so daß ich meinen Whisky allein trinken mußte.
    Ich griff erfreut nach dem Hörer, als mein Telefon summte, weil ich dachte, Peggy würde nun Zeit für mich haben. Es meldete sich aber Los Angeles. An der rauhen, versoffenen Stimme erkannte ich Ronny Brown, unseren Chefredakteur.
    »Hallo, Warner«, knurrte er, »Sie sind fertig, was?«
    »Ja, in jeder Beziehung.«
    »Gut«, sagte Brown, »Sie können sich ein paar Tage erholen. Fliegen Sie nach Mexiko. In Yuma ist eine Ausstellung von Zuchtstieren, und wir möchten gern einen Bericht darüber für unsere Farmerbeilage. Bringen Sie Ihre ganze Regengeschichte heute abend zum Flugzeug, und schauen Sie sich morgen und übermorgen Yuma an. Sind Sie noch da?«
    »Ja, aber...«
    »Kein Aber, Warner. Wir haben gerade keinen anderen Mann für Yuma.«
    »Zum Teufel«, sagte ich, »könnt ihr nicht Bill hinschicken, Bill Nicholas? Er ist ein Jüngling von vierundzwanzig, und ich bin ein Greis von zweiundvierzig, und sicherlich hat er noch mehr inneren Schwung, über Stiere zu schreiben als ich.«
    »Geht leider nicht«, sagte Brown. »Bill ist verunglückt. Er wird morgen beerdigt. Ich wollte es Ihnen schon sagen, aber ich konnte Sie nicht erreichen. Ist sonst alles klar?«
    »Völlig klar«, sagte ich tonlos. Dann hörte ich es in der Leitung knacken.
    Ich legte langsam den Hörer auf die Gabel. Bill Nicholas war tot! Er war unser jüngster Assistent in der Lokalredaktion, ein hübscher Bursche mit viel Ehrgeiz und großen Rosinen im Kopf; und nun war er tot. Verunglückt, hatte Brown gesagt. Wie konnte ein Junge wie Bill verunglücken?
    Wir hatten ihn alle gern, und ich mochte ihn besonders. Und morgen früh buddelten sie ihn ein.
    Man braucht lange Zeit und viele Whiskys, um sich mit dem Gedanken abzufinden, daß ein Mensch, den man gerngehabt hat, plötzlich einfach nicht mehr da ist.
    Ich kam gerade noch zurecht, um am Flugplatz mein Paket abzugeben, aber ich dachte die ganze Zeit nur an Bill Nicholas.
    Auf dem Heimweg rechnete ich mir aus, wer heute Nachtschicht haben würde, und beschloß, später Los Angeles nochmals anzurufen, um Näheres zu erfahren. Ich kannte die Privatnummer von June Tresker, unserer Chefsekretärin. Ich war mit ihr nicht weniger befreundet als mit allen netten Mädchen in unserem Verlag, und sicherlich konnte mir June Einzelheiten über Bills Tod

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