Im Land der Sehnsucht
an die Leine gelegt wurde.
Riley nickte. „Er heißt Dusty.“
„Australische Hütehunde sind die besten, die es gibt.“ Die Frau wischte sich die Hände an der schneeweißen Schürze ab, die sie über einem geblümten Kleid trug. „Vergiss nicht, ihm etwas zu trinken hinzustellen.“
„Bestimmt nicht“, beteuerte Riley. „Dazu lieben Ma und ich Dusty viel zu sehr. Er soll einen Hamburger mit Tomatenketchup bekommen. Sie haben doch welche?“
„Natürlich.“ Die Frau zwinkerte ihm zu. Sie war klein und rundlich und hatte ein gutmütiges Gesicht. Ihr pfiffiger Blick verriet einen wachen Geist. „Du und deine Mum wollt also Hamburger essen, oder?“
„Mit Chips“, bekräftigte Riley.
„Natürlich … mit Chips.“ Die Wirtin wandte sich an Marissa. „Wohin geht die Reise, mein Kind?“
Ihre mütterliche Art tat Marissa gut. „Wir sollten uns erst einmal vorstellen“, erklärte sie. „Ich bin Marissa Devlin, und das ist mein kleiner Bruder Riley.“
Die Frau ergriff Marissas ausgestreckte Hand. „Es ist mir ein Vergnügen. Ich bin Daisy O’Connell, die Besitzerin des Cafés.“
„Es ist sehr schön hier“, meinte Riley, der sich stets diplomatisch verhielt. „Warum heißt es ‚River Café‘?“
„Weil kein Fluss da ist“, antwortete Daisy lachend. „Ich fand das lustig.“
„Das ist es wirklich“, stimmte Riley sofort zu.
„Du bist aber höflich und gar nicht auf den Kopf gefallen. Deine Mum hat dich gut erzogen.“
Marissa verzichtete darauf, zum hundertsten Mal zu beteuern, dass sie nicht Rileys Mutter, sondern seine Schwester sei. „Ich hoffe, auf einer der größeren Farmen eine Anstellung als Erzieherin zu finden“, sagte sie. „Sie kennen sich hier ja aus, Daisy. Besteht denn irgendwo eine Chance für mich?“
Daisy hob entsetzt beide Hände, die überraschend klein und zierlich waren. „Für einen solchen Job sind Sie viel zu hübsch … genau wie dieser kleine Gentleman. Würden Sie eine so hübsche Person für Ihre Kinder engagieren, wenn Sie im Haus etwas zu sagen hätten?“
Riley sah Daisy verständnislos an, doch Marissa ließ sich nicht beirren. „Ja“, antwortete sie kurz und bündig. „Vorausgesetzt, sie hätte einen guten Charakter und die nötigen Zeugnisse.“
Daisy sah unschlüssig vor sich hin. „Junge Erzieherinnen verlieben sich leicht in den Hausherrn“, gab sie zu bedenken.
Marissa schüttelte heftig den Kopf. „Die Gefahr besteht bei mir nicht.“
„Nein, weil der Typ sich vorher in Sie verknallen würde. Suchen Sie dringend Arbeit?“
„Ja“, gab Marissa offen zu. „Ich war bisher Lehrerin an einer Mädchenschule und habe gute Empfehlungen. Ich muss Geld verdienen, um Riley während der nächsten Jahre versorgen zu können.“
Daisy nickte verständnisvoll. „Das verstehe ich. Haben Sie auch schon Pläne für später?“
„Wenn er alt genug ist, kommt er aufs Internat.“
„Das wird aber teuer, Schätzchen!“
„Ich habe etwas zurückgelegt.“
„Braves Mädchen.“ Daisy machte aus ihrer Anerkennung keinen Hehl. „Aber ‚etwas‘ könnte nicht genug sein. Ich weiß aus Erfahrung, was ein Internatsaufenthalt kostet. Sie laufen doch nicht vor einem Mann davon? In dem Fall sind Sie hier nämlich gut aufgehoben, denn nach Ransom kommt so schnell niemand.“
„Ich bin nicht auf der Flucht, Daisy“, beteuerte Marissa. „Trotzdem danke für die Anteilnahme. Ich habe weder einen Ehemann noch einen Freund.“
„Das kann sich schnell ändern.“ Daisy kicherte vergnügt. „In jedem Fall möchte ich Ihnen helfen. Sie sitzen in der Klemme, und das kann jedem von uns passieren. Um auf die Farmen zurückzukommen … der ganze Südwesten ist voll davon, aber ‚Wungalla‘ liegt am nächsten.“ Sie sprach den Namen genauso weich wie Riley aus. „Ob Holt eine Erzieherin sucht, möchte ich allerdings bezweifeln. Sein voller Name lautet übrigens Holt McMaster. Er hat eine kleine Tochter, Georgina. Sie ist etwa sechs Jahre alt … ein kluges, äußerlich etwas zu kurz gekommenes Kind, doch er ist ein Prachtkerl. Tara, seine Exfrau, war ausgesprochen glamourös, behandelte einen aber immer so von oben herab … Man kam sich bei ihr wie der letzte Dreck vor.“ Daisy verzog entsprechend das Gesicht. „Jetzt gibt Lois dort den Ton an … Lois Aldridge, Taras Schwester. Soweit ich weiß, überwacht sie Georgys Unterricht und wird bestimmt keine Konkurrenz dulden. Das verstehen Sie doch?“
„Oh ja“, seufzte Marissa.
„Jetzt
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