Im Land der Sehnsucht
auf die Wange. „Wie bezaubernd du aussiehst, Marissa. Du strahlst geradezu … und das nach der kurzen Nacht.“ Bei den letzten Worten glitt ihr Blick zu ihrem Bruder.
„Ganz recht, Alex“, bestätigte Holt. „Übrigens kannst du mir gratulieren. Marissa hat mich zum glücklichsten Mann der Welt gemacht.“ Er zog Marissa an sich. „Sie hat eingewilligt, mich zu heiraten.“
„Das habe ich kommen sehen!“, rief Alex, ohne im Geringsten überrascht zu sein.
Marissa errötete tief und hielt ihr die Hand hin. „Gefällt dir mein Ring?“, fragte sie.
„Er ist fantastisch!“ Alex war begeistert. „Bei deinen Augen musste es ja ein Saphir sein. Dies ist die schönste Neuigkeit seit Langem.“ Sie sah Holt fragend an. „Weiß Grandma schon Bescheid?“
Holt nickte. „Ich habe sie vom Hotel aus angerufen. Sie war entzückt und hat beschlossen, auf keinen Fall von dieser Welt zu gehen, bevor unser erstes Kind da ist. Georgy und Riley will sie noch nichts sagen. Das sollen wir selbst tun. Erwartest du Francine?“
„Sie ist schon da und stirbt vor Ungeduld, euch zu sehen.“ Was für ein wunderbares Geschenk zum neuen Jahr! Kommt herein, ihr beiden. Ich freue mich sehr für euch.“
In Jack Garners Luxusbungalow, der hoch über dem Hafen von Sydney lag, hatte sich eine kleine Gesellschaft beim Aperitif versammelt. In die Unterhaltung platzte das Zimmermädchen mit der Nachricht, Mrs. McMaster würde dringend am Telefon verlangt.
„Wie merkwürdig“, sagte Tara und stand zögernd auf.
„Sprich von meinem Arbeitszimmer aus, Darling“, meinte Jack und gab dem Butler ein Zeichen, die Gläser nachzufüllen. Dann setzte er den anekdotenreichen Bericht über seinen letzten Yachtausflug fort.
Lois, die sich ebenfalls unter den Gästen befand – undenkbar, sie nicht einzuladen –, ahnte Unheil. Sie hatte sich während der letzten Tage immer wieder gefragt, ob die kleine Erzieherin dumm genug sein würde, Holt ihr Herz auszuschütten. Er würde dann sofort wissen, wer hinter dem Geldangebot steckte, denn Tara konnte es nicht sein. Sie war zu absolutem Schweigen verurteilt, wenn sie von Jack nicht fallen gelassen werden wollte.
Dieser hatte seine Geschichte beendet, und Lois stimmte pflichtschuldig in das Lachen der anderen ein, obwohl sie gar nicht zugehört hatte. Sie wartete nur auf Taras Rückkehr. Vielleicht war es doch etwas leichtsinnig gewesen, Marissa den Eindruck zu vermitteln, sie und ihre Schwester steckten unter einer Decke. Tara ahnte nicht einmal, dass Lois der Kontrahentin dreißigtausend Dollar angeboten hatte, um diese loszuwerden. Sie hätte dieses Vorgehen auch niemals gutgeheißen, denn sie hatte den Geiz ihres Vaters geerbt, der heute noch jeden Dollar umdrehte, obwohl er inzwischen ein Vermögen besaß.
Nach einigen Minuten kam Tara zurück. „Wie oft habe ich mir schon gewünscht, keine Schwester zu haben“, fuhr sie Lois an, nachdem sie diese in eine Ecke gezogen hatte. „Was bist du doch für eine dumme Gans, Lois! Ich habe eben mit Holt gesprochen. Er befindet sich mit seiner Verlobten in Melbourne, und nun rate mal, um wen es sich dabei handelt. Sie sitzen gerade mit der lieben Alex und der lieben Fran beim Essen.“
„Und weiter?“, fragte Lois, die wenigstens klug genug war, ihre Schwester nicht noch mehr zu reizen.
„Ich habe Holt versichert, dass ich mit deiner kleinen Intrige nichts zu tun habe, obwohl du diesen Eindruck erwecken wolltest. Natürlich ist er auch nicht davon ausgegangen … dazu kennt er mich zu gut. Ich habe ihm versprochen, dich zur Rede zu stellen. Bist du eigentlich noch bei Verstand?“
„Offenbar nicht so gut wie du“, jammerte Lois, deren Unterlippe zitterte.
„Ja, mein Verstand funktioniert noch, darauf kannst du dich verlassen.“ Tara kniff die Augen zusammen. „Es ist aus, Schwesterchen, gesteh dir das endlich ein. Die reizende Miss Devlin hat erreicht, worum wir beide uns vergeblich bemüht haben. Holt liebt sie, was ich gar nicht so verwunderlich finde. Sie hat mir ganz schön imponiert, wenn ich ehrlich sein soll. Wie auch immer … Für mich ist absolut entscheidend, dass Holt schweigt und das Sorgerecht für meine uneheliche Tochter behält.“ Sie tippte Lois mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. „Geht das endlich da hinein?“
„Ja“, antwortete diese kleinlaut. Die Angst vor der älteren Schwester verfolgte sie seit ihrer Kindheit und zwang sie immer noch zum Nachgeben. „Du kannst dich darauf verlassen.“
Marissa
Weitere Kostenlose Bücher