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Im Licht der Merkur-Sonne

Im Licht der Merkur-Sonne

Titel: Im Licht der Merkur-Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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und erst nach einer Weile konnte man verstehen, was er meinte. »Ich weiß nicht – wenigstens ...«
    »Ich verstehe Sie nicht«, sagte Lucky.
    »Hören Sie«, sagte Mindes verzweifelt, »ich habe Nachforschungen angestellt. Ich habe Tag und Nacht versucht, den Fehler zu finden. Ich habe jeden einzelnen Menschen hier beobachtet. Ich habe mir die Zeit aufgeschrieben, wenn Unglücksfälle passiert sind, wann Kabel rissen oder wann Konverterplatten zerbrachen. Und eines weiß ich bestimmt ...«
    »Was denn?«
    »Daß niemand in der Kuppel direkt verantwortlich ist. Niemand. In der Kuppel sind zweiundfünfzig Leute, und die letzten sechs Male, als etwas passierte, wußte ich von jedem einzelnen, wo er war. Niemand war in der Nähe der Stellen, wo es passiert ist.« Seine Stimme klang jetzt schrill.
    »Wie erklären Sie dann die Unfälle?« fragte Lucky. »Merkurbeben? Auswirkungen der Sonne?«
    »Gespenster!« rief der Ingenieur schrill und fuchtelte mit den Armen. »Es gibt einen weißen Geist und einen roten Geist. Die haben Sie gesehen, aber hier gibt es auch zweibeinige Gespenster. Ich habe sie gesehen, aber niemand glaubt mir. Ich sage Ihnen – ich sage Ihnen ...«
    »Gespenster?« sagte Bigman. »Sind Sie verrückt?«
    Sofort schrie Mindes auf: »Sie glauben mir auch nicht! Aber ich werde es beweisen. Ich werde den Geist erschießen. Ich werde alle erschießen, die mir nicht glauben. Alle!«
    Schrill lachend riß er den Strahler aus dem Halfter und zielte, ehe Bigman ihn daran hindern konnte, auf Lucky, und schoß ...

 
2.
     
    Auf der Erde wäre das Luckys Tod gewesen.
    Lucky war nicht entgangen, in welche Hysterie der andere sich hineingesteigert hatte. Er hatte förmlich erwartet, daß etwas geschah, aber mit einem Angriff mit einer Strahlwaffe hatte er nicht gerechnet.
    Als Mindes' Hand zum Halfter flog, sprang Lucky zur Seite. Auf der Erde wäre diese Bewegung zu spät gekommen.
    Auf dem Merkur dagegen lagen die Dinge anders. Die Schwerkraft des Merkur beträgt nur zwei Fünftel von der der Erde, und Lucky machte einen mächtigen Satz. Mindes, der nicht an die geringe Schwerkraft gewöhnt war, stolperte, als er sich schnell herumdrehte, um den Strahler wieder auf Lucky zu richten.
    So traf der Energiestrahl ein paar Zoll vor Lucky auf den Boden und fraß dort ein fußtiefes Loch. Ehe Mindes wieder aufstehen und neu zielen konnte, hatte Bigman sich mit einem mächtigen Satz auf ihn gestürzt und ihm die Waffe aus der Hand geschlagen. Das war ein Sprung, wie ihn nur ein Marsianer fertigbrachte, der sein ganzes Leben in einem geringen Schwerkraftfeld zugebracht hatte.
    Mindes ging zu Boden; er stieß einen schrillen Schrei aus und verstummte dann plötzlich. Ob das ein Ergebnis des Sturzes war oder den Höhepunkt seiner Hysterie darstellte, ließ sich im Augenblick nicht sagen. Bigman hielt keines von beiden für möglich.
    »Der Kerl spielt jetzt den toten Mann«, rief er wütend. Er hielt jetzt den Strahler in der Hand und zielte auf Mindes.
    »Laß das, Bigman!« sagte Lucky scharf.
    Bigman zögerte. »Er hat versucht, dich umzubringen. Lucky.« Es war ganz offensichtlich, daß der kleine Marsianer nicht halb so wütend gewesen wäre, hätte der Schuß des anderen ihm gegolten, aber er trat zurück.
    Lucky kniete neben Mindes nieder und musterte sein Gesicht durch die Helmplatte. Er untersuchte die Druckanzeige an Mindes' Anzug und vergewisserte sich, daß beim Sturz keines der Glieder des Raumanzugs beschädigt worden war. Dann legte er sich den Mann über die Schulter und erhob sich.
    »Zurück zur Kuppel«, sagte er. »Ich fürchte, wir haben es hier mit einem größeren Problem zu tun, als sich der Chef vorgestellt hat.«
     
    *
     
    Der »Chef« war Hector Conway, der Leiter des Senats der Wissenschaften. Manchmal nannte Lucky ihn auch Onkel Hector, denn Hector Conway war gemeinsam mit Augustus Henree Vormund des jungen Lucky geworden, nachdem dessen Eltern infolge eines Piratenangriffs in der Nähe der Venusbahn ums Leben gekommen waren.
    Erst eine Woche vorher hatte Conway ganz beiläufig zu Lucky gesagt, als böte er ihm einen Urlaub an: »Möchtest du zum Merkur fliegen, Lucky?«
    »Was ist denn los, Onkel Hector?« fragte Lucky.
    »Nichts Besonderes«, sagte Conway und runzelte die Stirn. »Wir unterstützen ein ziemlich aufwendiges Projekt auf dem Merkur. Du weißt schon – Grundlagenforschung, Dinge, die vielleicht überhaupt nichts bringen, andererseits auch völlig revolutionär sein

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