Im Netz der Meister (German Edition)
der er ihr schnell einige kräftige Schläge auf den Hintern verpasste. Wahrscheinlich war er kurz in seinem Zimmer nebenan gewesen, um sie holen.
Sie genoss die Schläge nicht, hielt sie nur schweigend aus. Arno war einfach nicht der Typ, der sie erregte. Außerdem fand sie die Situation blöd: Sie stand nackt in der Dusche, hatte einen Strumpf im Mund, bemühte sich, dass ihre Füße in der nassen Wanne nicht auseinander rutschten, und sie fror.
Sie wusste nicht, ob Arno ihre Lustlosigkeit spürte oder ob er glaubte, die Schläge seien genug gewesen. Er hatte aufgehört, ihr den Strumpfknebel aus dem Mund genommen, ein großes Badehandtuch geholt und wickelte sie darin fürsorglich ein. Dann trug er sie hinüber in die Suite und legte sie vorsichtig aufs Bett.
Während sie unter der Dusche gestanden hatte, war er nebenan gewesen und hatte eine Ledertasche geholt. Er nahm einige Seile heraus.
Aha, Bondage , dachte Simone.
Arno fesselte sie gekonnt ans Bett und erklärte ihr dabei, dass solche Bondageseile unbedingt aus Naturmaterialien sein müssten.
»Wenn sie einen Kunststoffanteil haben, kann es durch Reibung zu Erhitzungen und somit Verbrennungen kommen«, erklärte er fachmännisch. Er umwickelte ihre Handgelenke so, dass sie über ihrem Kopf zusammengebunden waren. Mit wenigen Griffen drapierte er zwei weitere Seile so, als hätte sie einen String an. Ein Knoten saß genau an der Stelle, die zu Simones erogensten Zonen gehörte. Sie bewunderte seine Kunstfertigkeit, als er ihr befahl, die Beine anzuwinkeln und in dieser Stellung zu bleiben.
Er band ihre Beine so fest, dass sie sich nicht bewegen konnte, dennoch hielten die Seile sie, es war nicht unbequem. Wie ein auf dem Rücken liegender Käfer, dachte Simone und verbiss sich ein Grinsen. Was Arno hier tat, war interessant, aber nicht geil. Zufrieden schaute er sich sein Knotenkunstwerk an.
Er ging ins Bad, kam mit dem Nylonstrumpf zurück und zog ihn sich wie einen Handschuh über den rechten Arm. Dann kniete er sich im Bett neben Simone, öffnete den Schlitz seiner grauen Anzughose und onanierte.
»So will ich dich, Lady, wehrlos, ausgeliefert, so will ich dich«, keuchte er. Es dauerte nicht lange, bis das Ergebnis seiner flinken Handbewegungen in der Spitze des Strumpfes landete. Arno atmete tief durch, zog den Nylonstrumpf von seinem Arm, knüllte ihn zusammen und warf ihn in hohem Bogen ins Zimmer. Rasch knotete er Simone los, legte sich neben sie und zündete zwei Zigaretten an, von denen er ihr eine reichte. Sie lagen schweigend auf dem Rücken und rauchten. Der Aschenbecher stand auf Arnos festem, kugelrundem Bauch.
Das war wieder nicht das, was sie wollte. Ein netter, aber unattraktiver alter Mann mit einem riesigen Bauch, einer, der wie aus dem Lehrbuch agierte und keine Gefühlsregung in ihr hervorrief, nein.
Nun gut, sie hatte gar keine Session mit Arno haben wollen, selbst Schuld, wenn sie sich doch darauf eingelassen hatte und nun enttäuscht war. Sie dachte an Karel. Eigentlich war er der Einzige, bei dem sie die totale Ekstase erlebt hatte, aber der Richtige war er auch nicht gewesen.
Gab es das überhaupt für sie? Den Richtigen?
Ach, was soll’s , dachte sie, ich genieße den Abend heute und morgen fahre ich nach Hause. Und dann sehen wir weiter.
Arno rauchte die Zigarette zu Ende und ging hinüber in sein Zimmer. Vorher hob er den verklebten Nylonstrumpf auf und verstaute ihn in seiner Hosentasche.
Simone hatte wieder gedöst, als das Telefon klingelte und Arno ihr Bescheid gab, dass sie sich zurechtmachen solle.
»Kräftiges Make-up, Lady, die Frisur ein bisschen verwegen, dann ziehst du nur einen Bademantel an, rufst mich an und wartest.«
»Soll ich im Bademantel zu der SM-Party gehen?«
»Vor allen Dingen sollst du nicht so dämliche Fragen stellen, Lady. Diese bringt dir zehn Striche ein.«
»Striche?«
»Du wirst es schon sehen«, sagte Arno und legte auf.
Simone lachte. Wieder so einer, der ein geistiges Strafbuch führte. Sie schminkte sich sorgfältig, betonte die Augen mit schwarzem Kajal, schwarzem Lidschatten und viel Mascara und wählte kirschroten Lippenstift. Die Haare toupierte sie leicht an, sodass sie mehr Fülle bekamen.
Sie war zufrieden mit ihrem Aussehen, auch wenn sie so gar nicht wie eine devote Sklavin wirkte. Sie übte vor dem Spiegel ein paar strenge Blicke und wunderte sich darüber, wie echt sie aussahen. Was hatte Arno gemeint, als er von einer Seite sprach, die sie selbst an sich noch
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