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Im Rausch der Ballnacht

Im Rausch der Ballnacht

Titel: Im Rausch der Ballnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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sagen sollte, dass Ned nicht ihr Kind war, sondern Annas. Sie brauchte eine Vertraute, so wie Eleanor es war. Und sie hatte das Lügen so satt. Aber sie hatte Anna versprochen, ihr Geheimnis zu wahren. Und Anna war jetzt so glücklich. In ihrem letzten Brief hatte sie angedeutet, dass sie hoffte, bald eine Familie zu haben. Sie schien Thomas von Herzen zu lieben.
    Lizzie sah, wie eine vertraute Gestalt aus der einspännigen Kutsche stieg, die unten im Hof vorgefahren war, und stöhnte. “Georgie, es ist dieses Ekel – ich meine, dein Verlobter, Mr. Harold. Zweifellos hat er von den Neuigkeiten gehört.”
    Georgie nickte matt und errötete. “Bestimmt will er jetzt unsere Verlobung lösen.” Ihre Miene blieb ausdruckslos.
    “Oh, wie sehr ich mir das wünsche!” Lizzie trat zu Georgie und umarmte sie. Die Vorstellung, dass Georgie ihrem Schicksal noch einmal entrinnen sollte, gefiel ihr sehr. Wenigstens diesen einen Vorteil hatte ihre Lage also mit sich gebracht.
    Und Georgie begann zu lächeln. “Ich habe mich so sehr bemüht, tapfer zu sein”, flüsterte sie. “Oh Lizzie! So erwächst aus deinem Unglück doch noch etwas Gutes! Um die Wahrheit zu sagen, würde ich lieber eine alte Jungfer sein, als Mr. Harold zu heiraten!”
    “Ich weiß”, erklärte Lizzie. “Jetzt geh. Versuche, traurig auszusehen, und wenn er das Verlöbnis aufkündigt, dann zerdrücke ein oder zwei Tränen.”
    “Ja!” Georgies Miene wurde ernst. “Ich bin sehr aufgeregt, denn ich weiß ja, was jetzt kommt!” Dann lachte sie wieder. “Gott sei es gedankt!” Und damit eilte sie hinaus.
    Lizzie entschied, dass es jetzt an der Zeit für Neds Schläfchen war, denn er sah müde aus und spielte mit einer Spinne, die er auf dem Fußboden entdeckt hatte. Sie schimpfte ein wenig mit ihm und legte ihn in sein Bettchen. Er wehrte sich nicht, sondern lächelte sie an, während sie ihn mit einer leichten Wolldecke zudeckte. Dann schloss er die Augen, die so sehr denen seines Vaters glichen, und war umgehend eingeschlafen.
    In ihrer Erinnerung sah sie Tyrell vor sich, beinah glaubte sie, seine Gegenwart hier im Zimmer spüren zu können.
    Nur zu gern hätte Lizzie gewusst, was jetzt zu tun war.
    Um nicht nachdenken zu müssen, trat sie ans Fenster und erwartete, Mr. Harold abfahren zu sehen. Aber nach etwa einer Viertelstunde war er noch immer nicht erschienen, und sie begann, sich um Georgie Sorgen zu machen. Ein Verlöbnis zu lösen dauerte nur wenige Augenblicke, vor allem wenn Mama nicht zugegen war, um die Angelegenheit mit hysterischen Anfällen unnötig in die Länge zu ziehen. Was mochte ihn nur so lange aufhalten?
    Und während sie am Fenster wartete, näherten sich zwei Reiter Raven Hall.
    Ein unbehagliches Gefühl bemächtigte sich ihrer. Wer mochte ihnen zu Pferd einen Besuch abstatten? Jeder Gast, den sie erwarteten, würde mit einer Kutsche vorfahren.
    Sie öffnete das Fenster weiter, während die Reiter auf ihren schönen Pferden näher kamen. Eines der Pferde war groß und schwarz, das andere ein eleganter Brauner mit einer weißen Blesse. Den Braunen erkannte sie sofort, er gehörte Rory.
    Lizzie erstarrte und ließ ihren Blick von Rory zu dem Reiter auf dem schwarzen Pferd schweifen. Und im selben Moment schon wusste sie, wer er war.
    Er hatte gesagt, am Ende der Woche vorsprechen zu wollen. Das war gestern gewesen.
    Offensichtlich hat sein Interesse nicht nachgelassen
.
    Ihr Herz hämmerte heftig. Es gab eine Zeit, da hätte sie alles darum gegeben, wenn Tyrell de Warenne ihr seine Aufwartung gemacht hätte. Aber nicht jetzt, nicht wenn sein Sohn in ihrem Zimmer in der Wiege lag und schlief.
    Lizzie sah zu, wie die beiden Männer absaßen und die Stufen zur Vordertür hinaufgingen. Dann verschwanden sie aus ihrem Blickfeld.
    Sie presste ihr Gesicht gegen das Fenster. Warum war er gekommen? Was wollte er?
    Komm um Mitternacht in den westlichen Garten
.
    Nie würde sie diesen Satz vergessen und auch nicht, wie er sie dabei angesehen hatte. Genauso wie gestern in der High Street.
    Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt. Sie lief zur Wiege, um nach Ned zu sehen, aber er schlief tief und fest.
    Georgie stürmte ins Zimmer. “Lizzie! Er ist hier! Er besucht uns – dieser komische Kerl ist auch dabei –, und du solltest besser herunterkommen.” Ihre Augen glänzten, und ihre Wangen waren gerötet.
    Lizzie war zu erschrocken, um Georgie zu tadeln, weil sie Rory so abfällig bezeichnete. “Ich kann nicht”, begann sie. “Sag

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