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Im Reich des Wolfes

Im Reich des Wolfes

Titel: Im Reich des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Anshi Chen, ritt. Die beiden Krieger waren in ein Gespräch vertieft. Anshi blickte auf, als Angel näher kam. Er war untersetzt, mit der Neigung, Fett anzusetzen. Seine dunklen Augen zeigten nichts als Feindseligkeit, als der Drenai sein Pferd zügelte.
    »Wir bewegen uns zu langsam«, sagte Angel. »Es wird bald hell.«
    Belash nickte. »Du hast recht, aber viele sind alt. Sie können nicht schneller.«
    »Sie könnten, wenn sie die Wagen zurückließen.«
    Anshi Chen schniefte laut; dann räusperte er sich und spie aus. »Ihr Besitz ist ihr Leben«, sagte er. »Das kannst du nicht verstehen, Drenai, denn dein Land ist voller Reichtümer. Aber in jedem dieser Wagen liegt mehr, als du sehen kannst. Eine Bronzelaterne mag für dich nur ein Licht im Dunkeln sein, aber vielleicht hat ein Urgroßvater sie vor hundert Jahren gemacht, und seitdem wird sie in Ehren gehalten. Jeder Gegenstand hat einen viel größeren Wert, als du begreifen kannst. Sie zurückzulassen wäre wie ein Dolchstoß in die Seele einer jeden Familie.«
    »Ich sorge mich nicht um einen Dolchstoß in die Seele«, sagte Angel, »sondern um einen Dolchstoß in den Rücken. Aber es ist euer Krieg.« Er riß den Kopf seines Pferdes herum und ritt wieder an der Kolonne entlang zurück.
    Mehr als dreihundert Menschen zogen durch das Tal. Er schätzte, daß es noch zwei Stunden dauerte, bis der letzte von ihnen die Festung erreichte. Er dachte an Senta und Miriel bei der Mauer und an Waylander auf seiner einsamen Reise nach Gulgothir.
    Die Sterne verblaßten allmählich, der Himmel wurde heller.
    Und sein Unbehagen wuchs.
    Der weißhaarige Innicas verließ den Schutz des Felsens und ging zu seinen Ritterbrüdern hinüber. »Jetzt«, sagte er. »Der Augenblick ist gekommen.« Er nahm die Zügel seines schwarzen Hengstes, schwang sich in den Sattel und zog das schwarze Schwert aus der Scheide. Hundert Krieger bestiegen ihre Pferde und warteten auf seinen Befehl. Innicas schloß die Augen und versuchte, die Gemeinschaft des Blutes herzustellen. Er spürte das Fließen der Seelen, schmeckte ihren Zorn und ihre Bedürfnisse, ihre Bitterkeit und ihre Wünsche. »Laßt nicht einen Nadir am Leben«, flüsterte er. »Alle müssen sterben. Geschenke an den Herrn aller Wünsche. Laßt Schmerzen herrschen, Angst und Qualen und Verzweiflung!« Die Seelen seiner Ritter flatterten in seinem Geist wie schwarze Motten, die das dunkle Licht seines Hasses umkreisten. »Was brauchen wir?« fragte er sie.
    »Blut und Tod«, kam die Antwort, und sie zischte in seinem Geist wie eine Heerschar von Schlangen.
    »Blut und Tod«, wiederholte er. »Und jetzt laßt den Zauber wachsen. Überflutet unsere Feinde mit Angst, einem reißenden Strom, der ihren Mut ertränkt.«
    Wie ein unsichtbarer Nebel breitete sich der Zauber aus, trieb über Fels und Geröll ins Tal hinab, wurde immer stärker, immer größer.
    Die hundert Ritter des Blutes beendeten die Gemeinschaft, ritten aus ihrem Versteck hervor und schwärmten zu einer Schlachtreihe aus, die Schwerter gezogen.
    Angel spürte den kalten Hauch der Angst. Seine Gedanken sprangen zurück zu dem Tag bei der Hütte, als die Bruderschaft zum erstenmal erschien. Er zerrte an den Zügeln und riß das Pferd herum, so daß er nach Süden blickte. Er sah, wie der Feind sich vor dem Himmel abhob, sah die schwarzen Umhänge im Wind flattern, die hocherhobenen Schwerter. Belash sah sie zur gleichen Zeit und rief nach Anshi Chen.
    Als der Zauber der Angst sie überrollte, begannen die Frauen und Kinder zu jammern und durchs ganze Tal auseinanderzulaufen. Einige warfen sich zu Boden und bedeckten die Köpfe mit den Händen. Andere blieben starr vor Schreck einfach stehen. Shia marschierte in der Mitte der Kolonne, als der Zauber sie traf. Mit zitternden Händen nahm sie ihren Bogen von der Schulter und legte ungeschickt einen Pfeil auf die Sehne.
    Angel fühlte, wie der Arm des stummen Kleinen ihn umklammerte. Er drehte sich im Sattel um, hob den Jungen hoch und setzte ihn neben einem von Hand gezogenen Karren auf die Erde. Das Kind sah zu ihm auf, die Augen vor Angst weit aufgerissen. Angel zog sein Schwert und rang sich ein Lächeln ab. Das Kind zog seinen Stock aus dem Gürtel und schwenkte ihn durch die Luft.
    »Guter Junge!« sagte Angel.
    Die dreißig Nadir, die die Vorhut bildeten, galoppierten zu Belash und Anshi Chen. Angel stieß zu ihnen. »Ihr Zauberbann wird nicht halten, wenn das Töten einmal begonnen hat!« sagte Angel. »Vertraut

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