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Im Schloss der schlafenden Vampire

Im Schloss der schlafenden Vampire

Titel: Im Schloss der schlafenden Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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der
Kalt-Einstellung.“
    „Wir duschen nicht“, sagte
Klößchen. „Wir sind dieses Wochenende nicht im Internat. Also lassen wir das
Ferkel raushängen. Sind ja keine Mädchen da, die uns sonst aus dem Wege gehen
würden.“

    Das war natürlich nicht ernst
gemeint und Bastian verstand es auch so. Tim klopfte ihm auf die Schulter.
    „Danke, für den Hinweis.
Vielleicht hilft er uns weiter. Du kriegst dann von der eventuellen Belohnung
was ab. Bleibt ihr noch länger?“
    „Nee, eigentlich nicht. Wir
sind schon auf dem Weg zum Bahnhof. Aber ich kann ja meine Adresse da lassen.“
    Das tat er dann auch und Tim
steckte den Zettel in sein Portmonee hinter die DJH-Mitgliedskarte.

7. Fernes
Motorgeräusch
     
    Julia Lorenz, die
Zoologie-Studentin, freute sich riesig, umarmte Gaby, nahm ihr den Rucksack ab
und schnitt dem Schlossverwalter eine Grimasse. Edmund Vogt sah das allerdings
nicht. Er hatte sich abgewandt und stampfte hinüber in den Ostflügel, wo das
Telefon läutete und er seine Wohnung hatte.
    „Ich war auf dem Weg nach
unten, Gaby, und hörte noch andere Stimmen. Besucher? Oder hast du Begleitung?“
    „Das waren die Jungs.“ Gaby
berichtete, während sie mit Julia eine Treppe hinauf stieg und dann noch eine.
Dann ging’s einen Flur entlang. Noch eine Treppe. Und immer vorbei an
Märchenschloss-Wänden mit Gemälden, Gobelins, gekreuzten Degen, gestickten
Wappen und hohen Türen mit Schleiflack und Gold. Im Parterre hatte Gaby
bemerkt, dass zumindest ein Teil des Westflügels als Enfilade angeordnet war,
was freier Durchblick durch aneinander stoßende Räume bedeutet — sobald die
Türen geöffnet sind.
    „Vogt ist ein unangenehmer
Kerl“, Julia flüsterte, obwohl niemand in der Nähe war. „Ich bin ihm aus dem
Wege gegangen, so gut es ging. Er ist kein Tierfreund. Fledermäuse mag er
überhaupt nicht. Mit schiefem Gesicht hat er mir zugehört, als ich ihm
erzählte, dass die heimischen Arten in den letzten Jahrzehnten erheblich
abgenommen haben. Weil sie keine ungestörten Quartiere mehr finden, weil sie
sich an Holzschutzmitteln vergiften, weil das Nahrungsangebot immer geringer
wird durch die Zerstörung naturnaher Lebensräume wie Hecken, Tümpel, Feldraine
und so weiter. 22 heimische Arten haben wir. Vogt dachte, die wären alle
gleich. Eine einzige Sorte böser Blutsauger. Aber wer hat schon eine Ahnung,
was für faszinierende Säugetiere das sind. Allein ihre Orientierung bei
Dunkelheit durch das Ultraschall-Echolotsystem ist phänomenal. Und während des
Winterschlafs senken sie ihre Körpertemperatur auf wenige Grad über Null ab.
Täten wir das, wären wir Gefrierfleisch.“
    „Ich hätte mitschreiben
sollen“, lachte Gaby. „Das war ja schon fast eine Vorlesung.“
    „Du kriegst alles schriftlich
und erfährst noch viel mehr. Außerdem wirst du tolle Beobachtungen machen
direkt vor Ort. Nämlich auf dem unheimlichen Dachboden.“
    „Hast du dich nicht gegruselt —
in dunklen Nächten so ganz allein?“
    „Im Vertrauen, Gaby: manchmal
schon. Aber man muss Opfer bringen für die Wissenschaft. Und vor allem für den
Erhalt der Tiere.“
    Sie gingen einen engen,
ziemlich finsteren Flur entlang zum rückseitigen Teil des Traktes. Hier war’s
nicht mehr komfortabel. Eindeutig waren das die Unterkünfte des Gesindes
gewesen, der Dienerschaft. Der Studentin hatte Vogt hier ein Zimmer angewiesen.
Allerdings hatte die Lage durchaus auch Vorteile, denn es war nicht weit bis
zur Dachboden-Treppe hinter der Biegung am Ende des Flurs.
    Das Zimmer war gemütlich,
ausgestattet mit Möbeln von 1930, wie Gaby schätzte, und einem breiten
Doppelbett. Es gab vier Schränke. Alle Türen knarrten. Gaby packte aus. Julia
berichtete von ihrem Ex-Freund Steffen, der inzwischen einmal angerufen hatte —
mit dem vergeblichen Versuch, die zerbrochene Beziehung wieder zusammenzufügen.
Von den Fledermäusen wollte er allerdings auch jetzt noch nichts wissen. Und
Julia hatte klar gesagt, dass jemand mit dieser Einstellung für sie nie wieder
in Frage kam — auch nicht mit Alfa Romeo und heißen Versprechungen.
    Gaby bejahte temperamentvoll.
„Lebenseinstellungen und Interessen müssen übereinstimmen, sonst endet alles in
Zoff und Zank.“
    Nebenan war eine kleine Küche,
wo sich Julia wochenlang bekocht hatte. Tee stand bereit, um sich erst mal zu
stärken. Dann wollten sie hinauf auf den Dachboden.
    „Es ist wahnsinnig interessant
mit unseren kleinen Vampiren“, berichtete Julia, als die beiden

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