Immortals after Dark 01 - Nacht des Begehrens
auch nur einen fragenden Blick zuzuwerfen, drehte sie sich wieder nach vorne. „Ich weiß, wie ich nach London komme“, sie drückte einen Knopf, auf dem OnStar stand, „aber danach brauche ich Hilfe.“
Er nickte und sah ihr zu, wie sie ihren Sitz ein gutes Stück nach vorne schob und sich anschließend eine Art Geschirr umschnallte.
Auf seinen Blick hin erklärte sie: „Das ist ein Anschnallgurt. Zur Sicherheit.“ Dann griff sie nach unten und stellte einen Hebel auf D.
Gott stehe ihm bei! Wenn das für „drive“ stand und alles war, was nötig war, um diese Maschine in Gang zu setzen, dann würde er ausrasten. Als sie einen spitzen Blick auf seinen Sicherheitsgurt warf, hob er seine Augenbrauen und sagte einfach: „Unsterblich.“
Er wusste, dass sie das ärgerte. Sie bewegte ihren Fuß auf das längere der beiden Pedale am Boden, trat darauf, und der Wagen machte einen Satz, mitten in den fließenden Verkehr hinein. Sie sah zu ihm hinüber, zweifellos in der Hoffnung, ihn erschreckt zu haben. Von wegen! Er war sich jetzt schon sicher, dass er Autos lieben würde.
„Ich bin normalerweise auch unsterblich“, verteidigte sie sich, „aber wenn ich einen Unfall habe und bewusstlos bis zum Morgen daliege, nutzt mir diese Sonnenallergiekarte, die mir meine Tanten aufgedrängt haben, einen feuchten Dreck. Okay?“
„Ich habe ungefähr die Hälfte davon verstanden“, bemerkte er sachlich.
„Ich kann mir diesen Wagen nicht leisten“, gab sie zurück. Ihre Hände umklammerten den Lenker, während sie ihr Gefährt um die anderen Autos herum steuerte.
Was sollte diese Sorge um Geld? Wer würde es wagen, ihr Gelder zu verweigern? Die Vampire waren schon immer reich gewesen und hatten dazu noch gerade begonnen, in Erdnaphta zu investieren, als er eingesperrt wurde. Offensichtlich war der Markt inzwischen stark angewachsen. Das überraschte ihn nicht, da alles, was ihr König, Demestriu, anfasste, sich in Gold verwandelte. Oder starb.
Beim Gedanken an Demestriu flammte sein Zorn erneut auf und erstickte ihn fast. Schmerz durchzuckte sein Bein, und er umklammerte den Griff über seinem Kopf so fest, dass er ihn zermalmte.
Sie schnappte nach Luft, doch dann blickte sie stur geradeaus und murmelte lediglich vor sich hin: „Wie viel kann so ein Griff schon kosten? Also wirklich.“
Ihre unnötige Sorge über etwas, das keinerlei Einfluss auf ihr Leben haben würde, irritierte ihn. Sein Reichtu m – ihr gemeinsamer Reichtu m – bestand in seinem, ihrer beider Heim. Sie mussten lediglich dorthin gelangen.
Ihr Heim . Er kehrte nach Kinevane zurück, seinem Familiensitz im schottischen Hochland, mit seiner Frau. Endlich. Und wenn sie kein Vampir wäre, würde er angesichts dieser Aussicht sogar Freude verspüren – statt Kränkung.
Er fragte sich, wie der Clan auf den unglaublichen Affront ihrer Gegenwart reagieren würde.
7
„Wie schnell fahren wir?“
„Achtzig Kilometer in der Stunde“, antwortete Emma kurz angebunden.
„Wie lang ist ein Kilometer?“
Sie hatte gewusst, dass er das fragen würde. Traurig, aber wah r – sie wusste es nicht. Sie passte einfach die Anzeige auf ihrem Tacho der Geschwindigkeitsbegrenzung an, die auf den Schildern angezeigt war.
Eine ganze Reihe seiner Fragen im Verlauf der letzten halben Stunde vermittelten ihr das Gefühl, unwissend zu sein, und aus irgendeinem Grund erschien es ihr unbedingt nötig, dass er das nicht von ihr dachte.
Die Fragen gingen einher mit der Lektüre des Stapels von Nachrichtenmagazinen, die ihm zweifellos „der Mann unten im Hotel“ verschafft hatte, der auch ihre Reise geplant hatte. Emma hatte gesehen, wie Lachlain sie durchblätterte, und dann gemerkt, dass er sie tatsächlich in dieser Geschwindigkeit las, da er sie alle paar Seiten nach Erklärungen oder Definitionen fragte. Akronyme schienen ihn zu verwirren, und obwohl sie sich bei NASA , SMS und PDA tapfer geschlagen hatte, hatte sie schon bei MP 3 kläglich versagt.
Nachdem er die Zeitschriften von der ersten bis zur letzten Seite durchgelesen hatte, nahm er sich die Betriebsanleitung des Wagens vor, und die Fragen begannen von Neuem. Als ob sie hätte erklären können, was ein Getriebe ist.
Trotz ihrer eher beschränkten Unterstützung fühlte sie geradezu, wie er lernte, und sie erkannte, wie intelligent er war. Seine Fragen bewiesen, dass er logisch schlussfolgerte und eigene Antworten fand, während er Wissen auf eine Art und Weise in sich aufsaugte, die sie niemals
Weitere Kostenlose Bücher