Immortals after Dark 01 - Nacht des Begehrens
wurde?“
„Unmöglich“, sagte Lucia. „Das ist doch wirklich nur eine Legende.“
„Muss aber wohl so sein.“ Annika hatte es nur mit Mühe geschafft, ihn abzuschütteln, und sie war es gewohnt, Vampire zu töten. „So einen mächtigen hab ich noch nie gesehen.“ Sie war nur aus dem einen Grund zurückgekommen, um nachzusehen, ob eine der älteren Walküren zu Hause war. Die älteren waren möglicherweise imstande, ihn zu bezwingen. Regin und Lucia gehörten zu den jüngsten.
„Ist das einer von Ivos Lakaien?“
„Ja. Ich hab gesehen, wie Ivo ihm Befehle erteilte. Sie suchen nach jemande m … “
Zwei weitere Vampire tauchten hinter diesem ersten auf, während Lucia den Bogen spannte, der praktisch ein Teil ihrer selbst war.
„Geht einfach!“, zischte Annika. „Alle beide!“
Gleich hinter den beiden erschien Ivo. Seine roten Augen leuchteten, sein Kopf war kahl rasiert. Sämtliche Rinnen und Reliefs seines Schädels waren so deutlich zu erkennen wie seine Gesichtszüge.
„Hallo, Ivo.“
„Walküre“, seufzte er, an Annika gewandt, während er sich auf ihr Sofa fallen ließ und seine Stiefel unverschämterweise auf ihren Tisch legte.
„Du besitzt immer noch die Arroganz eines Königs. Auch wenn du keiner bist.“ Annika betrachtete ihn mit ernster Miene. „Und nie einer sein kannst.“
Regin nickte mit dem Kopf in seine Richtung. „Nichts als ein Schoßhündchen. Demestrius kleines Helferlein.“
Während Lucia versuchte, ihr Kichern zu unterdrücken, versetzte Annika Regin einen Schlag auf den Hinterkopf.
„ Was ? Was hab ich denn gesagt?“
„Genießt euren Spott“, sagte Ivo in freundlichem Ton. „Es wird euer letzter sein.“ An den Dämon gewandt fügte er hinzu: „Sie ist nicht hier.“
„Wer?“, verlangte Annika zu wissen.
Ein amüsierter Blick. „Diejenige, die ich suche.“
Aus den Augenwinkeln erspähte Annika eine flimmernde Gestalt: Lothaire, ebenfalls ein uralter Feind der Walküren, hatte sich in eine dunkle Ecke des Raums, hinter Ivo, transloziert. Alles an Lothaire schien Kälte zu verbreiten; von seinem weißen Haar über seine Augen, die eher rosa als rot waren, bis hin zu seinem ausdruckslosen Gesicht.
Nervosität stahl sich in ihr Herz. Noch einer mehr, der gegen sie stand. Aber Lothaire legte einen Finger auf seine Lippen. Er wollte nicht, dass Ivo wusste, dass er hier war?
Ivo bewegte seinen Kopf ruckartig, um zu sehen, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte, aber Lothaire hatte sich schon wieder transloziert. Ivo schien sich zu schütteln, dann befahl er dem Dämon: „Töte alle drei.“
Auf seinen Befehl hin stürzten sich die anderen beiden auf Regin und Lucia. Der Dämonenvampir translozierte sich so rasch, dass er schon hinter Annika auftauchte, noch bevor sein Bild vor ihr verblasst war. Als sie herumwirbelte, schoss seine Hand nach vorne, um ihren Hals zu packen, doch sie wich aus und schlug mit einer Bewegung, die so schnell war, dass sie nur verschwommen zu sehen war, seinen Arm zu Brei. Ein weiterer Schlag brach sein Jochbein und zertrümmerte seine Nase. Während er mit lautem Brüllen alles mit Blut bespritzte, trat sie ihn so fest zwischen die Beine, dass sein Steißbein brach und er gegen die Zimmerdecke geschleudert wurde.
Und doch packte er sie gleich darauf beim Hals, so schnell und stark, als habe der Kampf eben erst begonnen. Sie drehte und wand sich, um freizukommen, aber er schleuderte sie in den offenen Kamin. Ihr Kopf stieß mit solcher Wucht gegen die Wand, dass die erste Lage Ziegel zu Staub zermahlen wurde. Ihr Kopf prallte zurück, und sie stürzte zu Boden, unfähig, sich zu bewegen, als kurz darauf die zweite Schicht Ziegelsteine wie eine Flut auf ihren Rücken prasselte. Sie blieb regungslos liegen, war aber immer noch imstande, durch den Staub hindurchzusehe n … Blitze. Wunderschöne Blitze. Sie konnte nicht denken.
Regin löste sich von dem Vampir, gegen den sie gekämpft hatte, um sich schützend vor Annika zu stellen. Lucia eilte ihr ebenfalls zu Hilfe und hatte endlich genug Platz für einen Schuss. „Lucia, den Großen. So viele Pfeile, wie du nur kannst. Ich reiß ihm den Kopf ab“, stieß Regin keuchend hervor.
Lucia nickte rasch und legte mit übernatürlicher Geschwindigkeit vier Pfeile auf die Sehne. Die legendäre Bogenschützi n – unbesiegbar, wenn sie nur genug Raum hatte. Lucia ließ ihre Pfeile fliegen, die Fleisch und Knochen zerfetzen und sich anschließend noch durch die Ziegelmauer bohren
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