Immortals after Dark 02 - Kuss der Finsternis
sich mitten im Urwald in einer Affenhitze wiederfand, erkannte er gleich, welchen Preis Kaderin gewählt hatte.
Sie hatte sich durch den Dschunge l – den Äquatorialdschunge l – vom tief liegenden Flussufer bis ins Hochland des Virunga-Massivs gekämpft. Ganz in der Nähe gab es einen tosenden Wasserfall, und daneben lag ein uraltes Grab. Der Preis war dort in der fruchtbaren dunklen Erde begraben.
Auch wenn das Blätterdach sehr dicht war, litt er trotzdem schon unter Verbrennungen. Er bemühte sich, den Lichtstrahlen aus dem Weg zu gehen, die wie Speere von oben auf ihn niederprasselten. Aber es spielte keine Rolle, er musste tun, was er nur konnte, um ihr zu helfen. Denn sie hatte schließlich auf die Kiste verzichtet.
Er trug sie in der Jackentasche bei sich und ließ einen Finger darübergleiten. Er wünschte, der Preis hätte seinen Wert noch nicht verloren.
Gefiel es ihm, dass sie nicht wollte, dass das zwischen ihnen stand? Selbstverständlich. Aber jetzt konnte er einzig daran denken, dass sie diese unglaubliche Punktzahl geopfert hatte, obwohl am Ende ein Preis winkte, für den sie offensichtlich über Leichen gehen würde.
Wo zum Teufel steckt sie? Er konnte sie in dem wuchernden Urwald und dem Sprühregen, der vom Wasserfall ausging, nirgends entdecken, aber es war ihm nicht möglich, noch viel länger zu bleibe n …
Hinter ihm knackte ein Zweig. Er wirbelte heru m – und erhielt einen Hieb mit der flachen Seite einer Schaufel mitten ins Gesicht.
Das Metall schlug gegen seinen Schädel, dass es hallte wie ein Gon g … und dan n … Dunkelheit.
Als er erwachte, wurde er durch den Urwald gezogen.
Der Schotte? Sein Gesicht ist vollkommen verunstaltet. Zu schwach zum Translozieren. Versuch’s noch mal.
Erneut überkam ihn die Dunkelheit.
„Für manche von uns, Blutsauger, ist das hier kein Spiel“, sagte MacRieve.
Der Wasserfall wird immer lauter. Der Nebel wird dichter. Kann mich nicht translozieren.
„Für manche ist es nicht einfach nur ein Weg, um bei einer Walküre Eindruck zu schinden, damit sie sich herablässt, dich zu ficken.“
An den Rand gezerrt.
„Für deine Einmischung auf dem Minenfeld wirst du jetzt mit einem kleinen Badeurlaub belohnt, und deine kleine Walküre wird ebenfalls abtauchen.“
Wie tief geht’s hier runter? Ganz egal. Die Sonn e …
„Ich glaub nicht, dass du sterben wirst, ganz egal, wie sehr du es dir wünschen magst.“
MacRieve versetzte ihm einen Stoß in die Rippen und schubste ihn über den Rand.
34
Strand von Tortuguero, Costa Rica
Tag 27
Preis: eine Träne der Meeresnymphe Amphitrite in einer Perle; Wert: elf Punkte
„Kann es sein, dass du ein bisschen krummbeinig gehst, Sirene?“, fragte Kaderin leichthin, auch wenn sie innerlich kochte angesichts dieses deutlich sichtbaren Zeichens dafür, dass Cindey den überreichlich ausgestatteten Nereus beglückt hatte, als diese Option auf den Schriftrollen erschienen war. Cindey und sie lagen jetzt fast gleichauf. „Nereus’ Geschmack ist auch nicht mehr das, was er mal war.“
„Da wir gerade von Geschmack reden – wo ist denn dein Vampir?“, fragte Cindey. „Die Nymphen erzählen, sie hätten gehört, wie er dich verlassen hat. Ich hätte nicht gedacht, dass das überhaupt möglich ist.“
„Sehe ich vielleicht so aus, als ob mich das interessiert?“ Diese Frage hatte sie schon immer gern gestellt, da die Antwort darauf unweigerlich Nein lautet e …
„Ja, Kaderin, allerdings.“ Es schien, als ob Cindey über diese Tatsache selbst erstaunt wäre.
Kaderin fauchte sie beiläufig an, in der Hoffnung, ihre Sorge verbergen zu können, denn es stimmte: Sie war seit achtundvierzig Stunden vampirfrei. Sebastian hatte nicht angerufen, er hatte sich nicht zu ihr transloziert, und sie fühlte sich wie ein kompletter, unverbesserlicher Idiot.
Jede Wette, sie wa r … zu forsch rangegangen?
Sicher, er hatte Dinge gesagt, seinen Gefühlen freien Lauf gelassen und Versprechungen abgegeben, als sie ihn geküsst hatte. Aber wie viel Bedeutung konnte sie diesen Worten beimessen? Schließlich war er vor Geilheit vollkommen außer sich gewesen.
Wie könnte sie zu dem Zeitpunkt nicht seine Allerliebste sein? Und was hatten sie in Wahrheit schon groß geklärt? Abgesehen davon, dass dieses Intermezzo ganz eindeutig und unmissverständlich bedeutungsloser Sex war? Wieso genau war ihr dieser Punkt eigentlich so wichtig gewesen?
Sie hatte sich kategorisch geweigert, Myst anzurufen, um nach
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