Immortals after Dark 04 - Tanz des Verlangens
du das ehrlich?“ In ihrer Kehle drängten sich Worte, die ausgesprochen werden wollten – Ich muss bei dir sein … Ich will, dass wir es versuchen …
Er öffnete den Mund, um ihr zu antworten, und erstarrte dann plötzlich. „Da draußen ist jemand.“ Er ging zum Fenster und öffnete den Vorhang einen Spaltbreit. Und verzog gleich darauf das Gesicht. „Na wunderbar. Meine Schwägerinnen statten mir einen Besuch ab.“
Néomi glitt an seine Seite und spähte ebenfalls hinaus. Zwei zierliche Frauen waren aus einem Sportwagen ausgestiegen und eilten nun durch die stürmische Nacht auf das Haus zu. „Das sind Walküren? Sie sind atemberaubend. Sehen alle Mythenweltfrauen so aus?“
„Manche. Die Rothaarige ist Myst die Vielbegehrte. Sie gehört zu Nikolai. Die Blonde ist Kaderin die Kaltherzige und gehört zu Sebastian.“
Néomi hatte über die beiden schon so viel gehört, dass es ihr vorkam, als kennten sie sich …
„Ich hatte vorgehabt, auch sie zu töten.“ Als Néomi ihn wütend anstarrte, hob er die gefesselten Hände. „Vergangenheitsform. Siehst du? Ich verbessere mich weiter.“
Mit aufeinandergepressten Lippen musterte sie ihn. Es schien ihm ernst zu sein.
Mitten in der schlammigen Auffahrt begannen die Walküren zu streiten, sodass Néomis Aufmerksamkeit wieder auf sie gelenkt wurde. Es schien so, als wollte Myst Kaderin unbedingt von dem Herrenhaus fernhalten. Als der Streit in eine körperliche Auseinandersetzung mündete, riss Néomi die Augen auf. Ich kenne sie ganz und gar nicht.
„Sie schlagen einander“, sagte sie ungläubig. „Ich wusste ja, dass sie wild sind, immerhin ist Kaderin eine Assassine, aber dass sie sich gegenseitig verprügeln!“
Conrad zuckte mit den Achseln. „Ich fürchte, das liegt in der Natur der Sache. Sie kämpfen gerne.“
„Ich werde das nicht zulassen!“ Myst versetzte Kaderin einen Faustschlag, der diese mitten auf den Mund traf.
Kaderin wischte mit dem Ärmel über ihre blutende Lippe. „Genau wie bei der ersten Talisman-Tour. Schlägst einfach zu, ohne jede Vorwarnung!“
„Und das ist erst der Anfang. Wenn du Conrad Kristoff übergibst, werden seine Brüder uns das niemals vergeben. Wenn sie ihn hätten ausliefern wollen, hätten sie es selbst getan!“
Kaderin versetzte Myst einen Schubs. „Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich will meinen Mann zurück!“
Kristoff hatte sie eingesperrt? Und würde sie nicht freilassen, ehe er Conrad hatte? Néomi warf ihm einen Blick zu.
„Das beantwortet wohl die Frage, was mit meinen Brüdern geschehen ist“, sagte er mit unergründlicher Miene.
„Das will ich auch!“, sagte Myst und versetzte Kaderin ihrerseits einen Schubs. „Aber so geht es nicht. Nikolai hat seit einer Ewigkeit nach Conrad gesucht. Die ganzen Sorgen, die ganze Anstrengung, soll das alles vergebens gewesen sein?“
Offensichtlich waren Nikolais Anstrengungen noch nicht zu Ende – er hatte Conrad nicht ausgeliefert.
„Warte mal kurz.“ Myst kniff die Augen zusammen. „Was zum Teufel machen wir hier eigentlich? Wir sind Walküren – wir nehmen uns, was wir wollen.“
„Was meinst du?“, fragte Kaderin.
„Kristoff lässt unsere Männer nicht frei? Dann werden wir Kristoff wohl eine Lektion erteilen müssen. Ich schlage vor, wir erobern die ganze verfluchte Festung.“
In Kaderins Augen leuchtete ein gefährliches Licht. „ Verdammte Scheiße, ja.“
„Allein in unserem Koven würden Regin, Cara und Annika alles geben für eine Chance, den Vampiren eins auf die Nase zu geben, ganz gleich, welchen Vampiren. Es wäre ihnen auch egal, dass sie damit ein paar anderen Vampiren helfen würden. Und ich kenne das Innere von Mount Oblak wie meine Westentasche.“
Kaderins Lippen verzogen sich zu einem gefährlichen Grinsen. „Noch ein paar Fangzähne für meine Sammlung.“
Kurz darauf waren sie ebenso schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen waren.
„Zeigt es ihnen, Mädels“, sagte Conrad leise.
„Diese zarten Frauen können doch nicht wirklich einen Krieg anfangen?“
„Sie mögen zart sein, aber jede Einzelne von ihnen könnte einen Zug in die Höhe stemmen.“ In geistesabwesendem Ton fuhr er fort: „Kristoff hockt da am anderen Ende der Welt und hat keine Ahnung, welche Höllenkräfte soeben gegen ihn entfesselt wurden.“
22
Wenn man wahnsinnig ist, ist es am besten, die Dinge nach Möglichkeit zu vereinfachen.
Um in seinem Leben zurechtzukommen, hatte Conrad seine Existenz in ein
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