Immortals after Dark 09 - Sehnsucht der Dunkelheit
auf. »Danke, danke«, murmelte sie immer wieder.
Du wirst mir nicht lange danken, Hexe. Er drang immer tiefer in den Tunnel vor, bis er an ein Hindernis aus Felsbrocken stieß. Er witterte Blut auf einigen von ihnen. Carrows Blut. Unter den Steinen ragte die winzige Hand eines Kindes hervor. Sie glich der seiner Frau: weich, blass, ohne Klauen. Schlaff.
Hilflos.
Er war so schockiert, dass er Carrow einfach losließ, als sie wieder begann, um sich zu schlagen.
Sie stürzte auf die Hand zu, umklammerte sie mit ihrer eigenen und begann erneut zu weinen. »Ruby, halt durch, Kleines!«
Ruby . Er erinnerte sich an die Träume. Denk an Ruby.
Mit einem Schlag begriff er. Diese Sterblichen hatten ihr Kind gefangen gehalten und sie dazu gezwungen, ihnen zu gehorchen. Carrow hatte versucht, ihm die Sache mit dem Kind zu erklären, hatte geweint, als sie ihn verraten hatte.
Aber sie hatte keine Wahl gehabt.
Der bittere Hass, mit dem er zu kämpfen gehabt hatte, begann sich aufzulösen.
Es ist noch nicht zu Ende.
Als sie sich zu ihm umdrehte, strömten ihr die Tränen übers Gesicht. »Malkom, bitte hilf uns.«
Sie wird sich an mich wenden, und ich werde ihr all ihre Sorgen nehmen …
Der Dämon ragte über ihr auf, vor Wut schäumend. Seine Muskeln traten vor Anspannung hervor. Noch Sekunden zuvor hatte er ausgesehen, als stände er am Rande des Wahnsinns, wie ein wahrer gefallener Vampir. Jetzt zog er die Brauen zusammen.
»Sie ist nur ein kleines Mädchen, nicht mal acht Jahre alt«, flüsterte Carrow. »Ich schaffe es nicht allein, sie zu befreien. Ich brauche dich, damit du sie rettest.«
Seine onyxfarbenen Augen flackerten.
»Bitte, Malkom. Bitte .«
Daraufhin ging er auf die Felsen los, als wären es seine schlimmsten Feinde. Er grub und wühlte, bis auch seine Finger bluteten.
Ein weiteres Beben erschütterte den Tunnel. »Beeil dich, Dämon!«
Schon bald hatte er eine Lücke in den Steinhaufen geschlagen, groß genug, dass Carrow Ruby vorsichtig hindurchziehen konnte. War sie bewusstlos? Sie legte ihr Ohr auf Rubys Brust, dann auf ihren Mund. Ihre Atmung und ihr Herzschlag waren normal. Sie überprüfte den Kopf auf Beulen oder Blut, fand aber nichts. »Bei den Göttern, sie ist nur ohnmächtig. Es geht ihr gut!«
Carrow blickte Malkom an, mit all der Dankbarkeit, die sie verspürte. Er war ihr Held. »Du verstehst jetzt, oder?«
Er nickte.
Sie legte ihm die freie Hand in den Nacken und zog ihn zu sich hinab, um ihm einen tränenfeuchten Kuss zu geben. »Es tut mir so schrecklich leid«, sagte sie.
Als er sich wieder zurückzog, bohrte sich sein Blick in ihren. Die Botschaft war klar.
Wir werden zu Ende führen, was wir begonnen haben.
Und diesmal schien sie weder zu zweifeln noch zu zögern.
Eine weitere Explosion erschütterte den Gang. Er musterte die Decke. »Nicht sicher hier.« Ehe sie auch nur blinzeln konnte, hatte er ihr Schwert aufgehoben und in die Scheide an ihrer Taille geschoben. »Wir müssen raus.«
Sie drückte Ruby fest an die Brust. »Ich folge dir.«
Er legte ihr den Arm um die Schultern, und dann hasteten sie aus dem Tunnel heraus.
Wieder zurück in dem labyrinthartigen Komplex suchte Carrow überall nach Lanthe und Regin. Sie rief nach ihnen, bekam aber keine Antwort. Außerdem hielt sie nach Ember – und Fegleys Hand – Ausschau.
Aber das Chaos war sogar noch schlimmer geworden. Embers Flammen loderten überall. Sterbliche Wissenschaftler schrien, während sich irgendwelche Kreaturen an ihnen zu schaffen machten. Überall waren Ghule, die jeden infizierten, den sie in die Finger bekamen. Ein Trupp Soldaten griff Malkom an – vielmehr eine ganze Armee – , aber er erschlug sie alle, um Carrow und Ruby zu beschützen.
Als sie an einer großen Lagerhalle vorbeikamen, bemerkte Carrow zwei weibliche Feyden, die sie schon einige Male in New Orleans gesehen hatte. Die eine war groß und schlank, die andere kleiner und kurvig. Die beiden stopften soeben einen Rucksack mit Vorräten voll.
Carrow blieb stehen, da sie an ihren Ausflug nach Oblivion denken musste. Sie wusste, wie häufig es auf dieser Insel regnete, und sie hatte sich geschworen, sich nie wieder unvorbereitet den Elementen auszusetzen. Und ich hatte da noch nicht mal ein Kind dabei.
Doch es blieb ihnen keine Zeit, selbst einen Rucksack zu packen, und die Vorräte gingen offensichtlich auch schon ziemlich zur Neige. Als Malkom sich umwandte, sagte sie nur leise zu ihm: »Wir brauchen diesen Rucksack.«
Er
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