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In den W?ldern tiefer Nacht

In den W?ldern tiefer Nacht

Titel: In den W?ldern tiefer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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seinem Ausweis, das Hotel hat keine Unterlagen darüber, wer kommt und geht, und der Nachtclub ist so seltsam wie eine Eisbahn in der Hölle. Niemand kommt je hierher, niemand ist je hier, niemand geht je fort – oder jedenfalls gäbe es keine Möglichkeit, dies zu beweisen, wenn man nach Quittungen oder Rechnungen oder Kreditkartennummern oder sonst irgendeinem schriftlichen Beleg suchen würde.
      Das Herz von Neuchaos ist ein großes Gebäude, auf dessen Wand ein Dschungel gemalt ist. Um den Türrahmen pulsiert ein leuchtendes rotes Licht, das aus dem Innern des Clubs kommt. Dorthin gehe ich, ohne mehr als einen flüchtigen Blick   auf den Namen über der Tür zu werfen: Las Noches.
      Die rote Stroboskoplampe ist das einzige Licht im Las Noches, und es taucht den Raum in wirbelnde, blutige Schatten. Nebel bedeckt den Boden. Die Wände sind rundum verglast, Spiegel zum größten Teil, aber an manchen Stellen sind Augen unter die Spiegel gemalt. Die Tische sind aus poliertem schwarzem Holz und sehen aus wie satanische Pilze, die aus dem Nebel wachsen. Aus einem Lautsprecher irgendwo an der Decke hämmert laute Musik, deren Bässe tief genug sind, um die Körper im Takt der Musik vibrieren zu lassen.
      Hinter der Theke, die ebenfalls aus schwarzem Holz ist, steht ein schwarzhaariges Mädchen namens Rabe, die zu den menschlichen Einwohnern von Neuchaos gehört. So früh am Abend sind die Gäste noch gemischt – sogar mehr Menschen als Vampire –, aber Rabe arbeitet auch hier, wenn nur Vampire anwesend sind.
      Ich drehe Rabe den Rücken zu und suche den Raum nach der einen Person ab, wegen der ich hier bin. Ich sehe ihn an einem Tisch bei einem menschlichen Mädchen sitzen, obwohl sie sich nicht zu unterhalten scheinen. Ich gehe entschlossen auf die beiden zu, ignoriere das Mädchen und setze mich auf den Tisch. Stühle? Nicht für mich, vielen Dank.
      Aubreys Augen weiten sich, zweifellos fragt er sich, seit wann ich so mutig bin. Ich werfe keinen einzigen Blick auf das Mädchen, aber ich weiß, daß sie noch immer am Tisch ist. Sie sitzt sehr still, aber ich kann ihren Atem und ihren Herzschlag hören.
      »Risika, warum sitzt du auf dem Tisch?« fragt Aubrey schließlich.
      »Warum nicht?«
      »Es gibt hier Stühle«, bemerkt er. Das Mädchen hinter mir steht auf und bewegt sich langsam und vorsichtig von mir weg, als könnte ich sie packen, wenn ich sie bemerkte. Beinahe lache ich. Ich lächele bereits – das langsame, träge, schelmische Lächeln einer Katze.
      »Sieht so aus, als würde deine Verabredung gerade gehen, Aubrey«, stelle ich fest, und das Mädchen erstarrt. »Hat sie vor mir etwa mehr Angst als vor dir?«
      »Geh jetzt, Christina«, sagt Aubrey zu dem verängstigten Mädchen, das eilig davonstürzt.
      »Du hast einfach keine Klasse, Aubrey.«
      Er runzelt bei meinen Worten einen Moment die Stirn, beschließt dann aber, sie zu ignorieren. »Ich habe noch gar nichts zu deiner neuen Frisur gesagt, Risika. Sie erinnert mich an dieses stumpfe Tier im Zoo.«
      »Mir ist aufgefallen, daß du sie gefesselt hast, bevor du sie getötet hast. War die Tigerin etwa eine Nummer zu groß für dich? Wärst du am Ende sonst nicht mit ihr fertig geworden?«
      Wir beherrschen dieses tödliche Spiel perfekt, jeder von uns schlägt den anderen, ohne ihn zu berühren – und das Spiel ist wirklich tödlich. Wer wird zuerst die Beherrschung verlieren? Wer wird zuerst körperlich zuschlagen?
      »Risika, es gibt keine Kreatur, mit der ich nicht fertig werde«, sagt Aubrey.
      »O mutiger Aubrey«, sage ich. »Rette uns vor den schutzlosen Tieren!«
      Er versetzt mir einen Stoß gegen die Schulter. Die Bewegung überrascht mich und fegt mich vom Tisch. Dann steht er auf. Bislang hat er noch keine Waffe gezogen.
      Ich sitze auf dem Boden in dem Nebel und lache. »Du Idiot«, sage ich. »Du vollkommener Idiot.«
     
 
     

19
 
     
    Heute
     
     
 
      Mehrere der menschlichen Gäste haben sich um uns versammelt und fragen sich, was vorgeht. Ihr Verhalten ist nicht sehr klug, vor allem wenn Vampire miteinander kämpfen. Menschen sind jedoch neugierig bis zur Dummheit, und sie verschwenden keinen Gedanken an ihre Sicherheit, falls der Kampf ausarten sollte.
     
      Ich stehe aus dem Nebel auf; ich lache zwar nicht mehr, aber das Lachen ist immer noch in unser beider Gedanken.
      »Du bist wie ein kleines Kind, Aubrey«, sage ich. »Der Rabauke, den es wahrscheinlich in jeder

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