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In der Südsee. Zweiter Band

Titel: In der Südsee. Zweiter Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Seitenwände gleichsam erhaben und wie aus Stroh geflochten sowie an den Rändern leicht mit Haar oder Fasern verkleidet. Die Außenseite war so sauber und fein gearbeitet wie ein Spielzeug, das Innere ein Mysterium, in das einzudringen ich beschlossen hatte. Aber es lag noch ein Löwe quer über meinem Pfad. Ich konnte mich nicht an Terutak' wenden, da ich versprochen hatte, nichts auf der Insel zu kaufen; ich wagte auch nicht an den König zu appellieren, denn ich hatte von ihm bereits mehr Geschenke erhalten, als ich je hoffen durfte, erwidern zu können. Aus diesem Dilemma fanden wir (da inzwischen auch der Schoner wieder erschienen war) einen Ausweg. Kapitän Reid trat statt meiner vor, bekannte seine unbezähmbare Leidenschaft für die Kästen und bat und erhielt auch die Erlaubnis, mit dem Zauberer zu verhandeln.Noch am gleichen Nachmittage machten der Kapitän und ich uns schleunigst auf den Weg nach dem Hospital, betraten den eingezäunten Platz, hoben die Matten hoch und begannen mit Muße die Kästen zu untersuchen. Sofort stürzte Terutaks Frau aus einem der benachbarten Häuser auf uns zu, raffte ihre Schätze zusammen und war verschwunden. In meinem ganzen Leben bin ich nicht so vollständig überrumpelt worden. Sie kam, sie nahm, sie schwand, ich weiß nicht wohin, und wir blieben mit dummem Gesicht und dummem Lachen auf dem leeren Schlachtfelde zurück. Das war der passende Prolog für unser denkwürdiges Handelsgeschäft.
    Nach einer Weile tauchte Terutak' in Begleitung Tarnaitis auf, beide lächelnd, und wir vier hockten uns auf das Geländer hin. In den drei Maniapen des Krankenhauses hatte sich eine Zuhörerschaft versammelt: die Angehörigen eines kranken und in Behandlung befindlichen Kindes, ferner des Königs Schwester mit einem Kartenspiel beschäftigt, ein hübsches Mädchen, das schwor, ich sei das Ebenbild ihres Vaters: alles in allem vielleicht zwanzig Personen. Terutaks Frau war von neuem so plötzlich erschienen, wie sie verschwunden war und saß jetzt atemlos und scharf aufpassend neben ihrem Gatten. Vielleicht war unsere Absicht gerüchtweise bekannt geworden, vielleicht hatten wir auch durch unsere unziemlichen Freiheiten die Leutchen alarmiert; gewiß ist, daß auf den Gesichtern aller Anwesenden Erwartung und Besorgnis geschrieben standen.
    Kapitän Reid verkündete jetzt ohne jede Vorrede oderBemäntelung, daß ich hierher gekommen wäre, um die Kästen zu kaufen; Terutak' erklärte darauf mit plötzlichem Ernst, daß sie ihm nicht feil wären. Wir drangen in ihn, er aber blieb fest. Wir setzten ihm auseinander, daß wir nur einen Kasten haben wollten: machte nichts, zwei wären erforderlich, um die Kranken zu heilen. Wir neckten ihn, redeten hin und her: alles umsonst. Ernst und schweigsam saß er da und weigerte sich. Bisher jedoch war das nur ein vorbereitendes Scharmützel gewesen; wir hatten noch keine Geldsumme genannt, jetzt aber ließ der Kapitän die schweren Geschütze spielen. Er nannte ein, zwei, schließlich drei Pfund. Aus den Maniapen gesellte sich einer nach dem andern zu uns, einige aus schierer Neugier, andere in unverhohlener Bestürzung. Das hübsche Mädchen schlich sich an meine Seite: dieser Moment war es, da sie mir – sicherlich nur in harmlosester Schmeichelei – die Ähnlichkeit mit ihrem Vater gestand. Tamaiti, der Ungläubige, saß kopfhängerisch, und mit jedem Anzeichen tiefster Depression da – Terutak' troff vor Schweiß, seine Augen wurden glasig, auf seinem Gesicht erschien eine unangenehme hektische Röte, seine Brust hob und senkte sich wie bei einem erschöpften Wettläufer. Der Mann muß von Natur aus habgierig gewesen sein; ich zweifle, ob ich je eine moralische Tortur so tragisch sich habe ausdrücken sehen. Inzwischen redete ihm die Frau an seiner Seite leidenschaftlich zu und bestärkte ihn in seinem Widerstand.
    Und jetzt kam der Sturmangriff der alten Garde. Der Kapitän schoß ein Saltomortale und nannte die erstaunlicheSumme von fünf Pfund. Bei diesem Wort leerten sich die Maniapen. Des Königs Schwester warf ihre Karten hin und kam nach vorne, um mit bewölkter Stirn zu lauschen. Das hübsche Mädchen schlug sich auf die Brust und schrie mit peinlicher Hartnäckigkeit, daß ich die Kästen kriegen würde, wenn sie die ihren wäre. Terutaks Frau geriet vor frommer Furcht außer sich, ihr Gesicht verzerrte sich, ihre Stimme (die nicht aufhörte zu warnen und zu ermutigen) schrillte wie eine Pfeife. Selbst Terutak' verlor die

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