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In unsern Traeumen weihnachtet es schon

In unsern Traeumen weihnachtet es schon

Titel: In unsern Traeumen weihnachtet es schon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tucholsky Fallada , Co.
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fortgespült,
    Drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr:
    »Kauft, lieber Herr!« Ein magres Händchen hielt
    Feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor.
     
    Ich schrak empor, und beim Laternenschein
    Sah ich ein bleiches Kinderangesicht;
    Wes Alters und Geschlechts es mochte sein,
    Erkannt ich im Vorübertreiben nicht.
     
    Nur von dem Treppenstein, darauf es saß,
    Noch immer hört ich, mühsam, wie es schien:
    »Kauft, lieber Herr!« den Ruf ohn Unterlaß;
    Doch hat wohl keiner ihm Gehör verliehn.
     
    Und ich? – War’s Ungeschick, war es die Scham,
    Am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?
    Eh meine Hand zu meiner Börse kam,
    Verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.
     
    Doch als ich endlich war mit mir allein,
    Erfaßte mich die Angst im Herzen so,
    Als säß mein eigen Kind auf jenem Stein
    Und schrie nach Brot, indessen ich entfloh.

O TANNENBAUM

WEIHNACHTSFRAGE AN DIE KLEINSTEN
    Volksdichtung, um 1900
     
    Kennst du das schönste Bäumchen?
    Nicht Blätter hat es grün,
    Und doch in jedem Räumchen
    Siehst du es heute blühn.
     
    Es prangt von Äpfeln, Nüssen
    Und goldenen Sternelein,
    Selbst bunte Kugeln müssen
    Des Bäumchen Zierde sein.
     
    Ich sollte ihn nicht kennen,
    Der mich umschwebt im Traum?
    Sogleich will ich ihn nennen:
    Es ist der Weihnachtsbaum!
     
    Christkindelein zu Ehren
    Prangt er im Kerzenschein;
    Aus Lieb’ zu ihm bescheren
    Mir heut’ die Eltern mein.
     
    Habt Dank für alle Güte,
    Ihr lieben Eltern mein,
    Daß Gott euch recht behüte,
    Soll mein Gebet stets sein.

DER TRAUM
    1.   Dezember 1842
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
     
    Ich lag und schlief, da träumte mir
    Ein wunderschöner Traum:
    Es stand auf unserm Tisch vor mir
    Ein hoher Weihnachtsbaum.
     
    Und bunte Lichter ohne Zahl,
    Die brannten ringsumher,
    Die Zweige waren allzumal
    Von goldnen Äpfeln schwer.
     
    Und Zuckerpuppen hingen dran:
    Das war mal eine Pracht!
    Da gab’s, was ich nur wünschen kann
    Und was mir Freude macht.
     
    Und als ich nach dem Baume sah
    Und ganz verwundert stand,
    Nach einem Apfel griff ich da,
    Und alles, alles schwand.
     
    Da wacht ich auf aus meinem Traum,
    Und dunkel war’s um mich:
    Du lieber, schöner Weihnachtsbaum,
    Sag an, wo find ich dich?
     
    Da war es just, als rief’ er mir:
    »Du darfst nur artig sein,
    Dann steh ich wiederum vor dir –
    Jetzt aber schlaf nur ein!
     
    Und wenn du folgst und artig bist,
    Dann ist erfüllt dein Traum,
    Dann bringet dir der Heilge Christ
    Den schönsten Weihnachtsbaum.«

DER GESTOHLENE WEIHNACHTSBAUM
    Hans Fallada
     
    Ein wesentlicher Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen ist der, daß die Großen ungefähr wissen, was sie vom Leben zu erwarten haben, die Kinder aber erhoffen noch das Unmögliche. Und manchmal behalten sie damit sogar recht.
    Seit Mitte Dezember der erste Schnee gefallen war, dachte Herr Rogge wieder an den Weihnachtsbaum und die alljährlich wiederkehrenden endlosen Schwierigkeiten, bis er ihn haben würde. Die Kinder aber nahmen allmorgendlich ihre kleinen Schlitten und zogen in den Wald, den Weihnachtsmann zu treffen. Natürlich war es einfach lächerlich, daß es in diesem Lande mit Wald über Wald keine Weihnachtsbäume geben sollte. Überall standen sie, sie wuchsen einem gewissermaßen in Haus, Hof und Garten, aber sie gehörten nicht Herrn Rogge, sondern der Forstverwaltung. Der alte Förster Kniebusch aber, mit dem Herr Rogge sich übrigens verzankt hatte, verkaufte schon längst keine Baumscheine mehr.
    »Wozu denn?« fragte er. »Es kauft ja doch keiner einen. Und wenn sie sich ihren Baum lieber ›so‹ besorgen, habe ich doch den Spaß, sie zu erwischen, und ein Taler Strafe für einen Baum, den ich ihnen aus den Händen und mir ins Haus trage, freut mich mehr als sechs Fünfziger für sechs Baumscheine.«
    So würde also Herr Rogge sich entweder den Baum »so« besorgen müssen – was er nicht tat, denn erstens stahl er nicht, und zweitens gönnte er Kniebusch nicht die Freude   –, oder er würde achtzehn Kilometer in die Kreisstadt auf den Weihnachtsmarkt fahren müssen, zur Besorgungeines Baumes, der ihm vor der Nase wuchs – und das tat er erst recht nicht, und den Spaß gönnte er Kniebuschen erst recht nicht. Blieb also nur die unmögliche Hoffnung auf den Weihnachtsmann und seine Wunder, die die Kinder hatten.
    Gleich hinter dem Dorf ging es bergab, einen Hohlweg hinunter, in den Wald hinein. Manchmal kamen die Kinder hier nicht weiter, über dem schönen sausenden

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