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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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ganz, ganz Besonderes.«
    Cassie verstand nicht. Etwas Besonderes? Ich? Sie hatte sich noch nie in ihrem Leben als etwas Besonderes gefühlt.
    »Wir werden dir zeigen, wie besonders du bist«, sagte Via.
    Xeke: »Als wahre Tochter des Äthers hast du Kräfte …«
    Kräfte , dachte Cassie.
    Dann fuhr Via fort: »Und eine dieser Kräfte ist die Fähigkeit, die Hölle zu betreten, wann immer du willst.«
    Cassies Augen weiteten sich in wachsender Verwirrung.
    »Du bist ein lebendiger Mensch, aber du kannst das Reich der Toten betreten …«
    »Wir werden es dir zeigen«, versprach Via. »Wir zeigen dir die Stadt …«

    Damit hatte sie nicht rechnen können. Wie sollte sie auch? Cassie glaubte nicht einmal an die Existenz der Hölle – bis zu diesem Zeitpunkt, versteht sich. Es gab einige Überraschungen.
    Sie verließen die Garage durch die Seitentür und traten in die schwüle Nacht hinaus. Die Grillen zirpten laut, der Mond tauchte den Wald in fluoreszierendes Licht. Sie schlängelten sich um das Haus herum zur Vorderseite, die nach Süden ausgerichtet war. »Ihr habt gesagt, wir gehen in die Stadt.« Cassie blieb stehen.
    »Stimmt«, erwiderte Via. »Sie heißt die Mephistopolis.«
    »Ihr meint die Hölle, richtig?«
    »O ja«, sagte Xeke. »Home, sweet Home.«
    »Nicht ganz«, korrigierte Via. »Wir wohnen dort nicht mehr – wir dürfen nicht. Wir sind XBs – Exilbürger.«
    »Das Gleiche wie Flüchtlinge«, erklärte Xeke. »In der Stadt gibt es zwei soziale Kasten: Plebejer und Hierarchen. Wir sind Plebejer, Bürgerliche, und als XBs ist es uns untersagt, in der Stadt zu wohnen. Wir gelten als Verbrecher, weil wir uns nicht unterworfen haben. Deshalb müssen wir in einem Totenpass wie deinem Haus leben, oder in den Totenpässen der anderen drei Äußeren Sektoren. Es ist beschissen, aber wenn wir zu lange in der Stadt bleiben, kriegen die Constabler das spitz. Wir würden es innerhalb der Stadtgrenzen nicht lange machen.«
    Via konnte die Verständnislosigkeit von Cassies Gesicht ablesen. »Glaub mir, das Einfachste ist, alles auf dich zukommen zu lassen, du wirst es nach und nach verstehen. Du willst doch immer noch mit, oder nicht? Du weißt ja, du musst nicht.«
    »Ich will mit«, antwortete Cassie gereizt. »Ich will einfach nur genau wissen, wohin wir gehen. Die Hölle? Eigentlich sollte die Hölle keine Stadt sein. Es sollte eine Schwefelgrube sein, ein Feuersee, so was in der Art.«
    Xeke kicherte. »So war es auch – vor tausenden von Jahren, als man Luzifer aus dem Himmel geworfen hat. Aber denk doch mal nach. New York City zum Beispiel. Was war New York City vor tausenden von Jahren?«
    »Wald, vermute ich mal.« Cassie begriff immer noch nicht. »Einfach nur … Land.«
    »Richtig. Ungenutztes Land. Genauso war auch die Hölle, als Luzifer damals ankam; da war einfach nur eine heiße Ebene, Ödland.«
    Via formulierte es so: »Genau wie die menschliche Zivilisation sich im Laufe der letzten drei- oder viertausend Jahre entwickelt hat, hat sich auch die Hölle verändert.«
    Xeke erklärte weiter. »Und genau wie Gottes Geschöpfe hier auf der Erde, haben sich auch Luzifer und sein Herrschaftsgebiet entwickelt. Fortschritt und Technologie gibt es nicht nur in deiner Welt, Cassie, es gibt sie auch in unserer. Diese Schwefelgrube ist inzwischen die größte Stadt, die jemals existierte.«
    Hush zog sie an der Hand und zeigte auf etwas; Xeke sagte: »Hier ist der Pass. Nur noch ein paar Schritte …«
    Cassie ging jetzt voraus, die Flipflops knirschten über den Teppich aus Zweigen und Laub. Doch allmählich spürte sie etwas Merkwürdiges, als ob sich Druck und Temperatur plötzlich verändern würden. Dann überkam sie ein Gefühl, als zöge man sie durch trockenen Sand.
    Einen Augenblick sah sie nichts als vollständige Dunkelheit.
    Dann...
    »Mein Gott«, murmelte sie und sah auf.
    Das war alles. Nur ein weiterer Schritt.
    Jetzt stand Cassie am Fuß einer anderen Welt.
    Der Himmel über ihrem Kopf wogte in wechselnden Rottönen. Eine exotische, süßlich riechende Wärme streichelte ihre Haut. Am Horizont hing ein sichelförmiger Mond: ein Mond, der schwarz war und dessen schwarzes Licht wider alle Vernunft ihr Gesicht bestrahlte. Tatsächlich, ein qualmendes Ödland voller Gestrüpp breitete sich vor ihren Füßen über bestimmt einhundert oder sogar einhundertfünfzig Kilometer aus. Sie konnte alles erkennen, jedes Detail in voller Schärfe. Und jenseits dieses verschlungenen Ödlands lag die

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