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Infinitas - Krieger des Glaubens (German Edition)

Infinitas - Krieger des Glaubens (German Edition)

Titel: Infinitas - Krieger des Glaubens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Wölk
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Lamien , in China Chiang-Shih, und in Ghana würde man uns Asanbosam nennen, doch hier bezeichnet man uns ganz einfach als Vampire ...«

Unglücklich
     
    Kapitel 4
     
    D ie Dämmerung brach sehr früh herein. Es hatte wieder zu regnen begonnen, doch gegen Abend war der Regen in Schnee übergegangen. Es war bitterkalt. Wie weißer Puderzucker bedeckte der Schnee die Erde und ließ die Nacht heller erscheinen, als sie in Wirklichkeit war.
Sara stand am Fenster und schaute den fallenden Flocken hinterher und ließ die winterliche Szenerie auf sich wirken. Hier war das Wetter auch nicht besser als in Seattle. Aber schließlich war sie ja nicht wegen des Wetters nach Paris gereist.
Langsam beschlichen sie doch Zweifel, ob ihre überstürzte Abreise überhaupt Sinn machte. Was tat sie hier eigentlich? Sie rannte weg vor einem Leben, das ihr vorbestimmt war. Das war ihr in den letzten Tagen klar geworden. Sie hatte bisher keinerlei Nachricht von Shia erhalten, obwohl ihre innere Stimme ihr sagte, dass nichts Wesentliches vorgefallen war. Er war ihr Zwillingsbruder, daher gab es zwischen ihnen eine mediale Verbundenheit, die mit Worten nicht zu beschreiben war. Wann immer es dem einen schlechtging, fühlte es auch der andere. Ob überschwängliches Glück oder Schmerz, war völlig egal. Ein Glaubensgelöbnis zwischen zwei Vampiren hätte nicht tiefer gehen können, obwohl das unter Geschwistern nicht möglich war, denn dieses war den Liebenden vorbehalten. Diese Verbindung konnten nur Krieger eingehen, die sich bis zu ihrem Ende das Versprechen gaben, auf ewig zusammenzubleiben, besiegelt durch den Austausch ihres Blutes. Aber das war unter Verwandten unmöglich.
Nein, zwischen ihnen gab es eine tiefe Beziehung, die nur darauf zurückzuführen war, dass das gleiche Blut in ihren Adern floss, weil sie Zwillinge waren.
Sara hatte Shia im Stich gelassen. Sie war geflüchtet vor all den Problemen, die sich ihr in den Weg gestellt hatten. Sie war es leid, gegen Gegner zu kämpfen, die immer mächtiger wurden. Schon von klein auf hatte sich Sara für ihren Bruder stets verantwortlich gefühlt. Er war leichtsinnig, impulsiv, und er war gefährlich. Ein Krieger im Dienste der Menschheit, die nicht das Geringste davon ahnte. Obwohl er es sich nicht ausgesucht hatte, ging er ganz in seiner ihm zugeteilten Rolle auf. Wie sein Tattoo es ihm auferlegte: honoris causa – der Ehre wegen!
Das war sein Leitspruch, der sich nach seiner Verwandlung zum Vampir auf seinem Körper bildete: von seinem Brustbein, über seinen Rücken, hinunter zu seinen Lenden.
Shia war gerade einmal zwanzig Jahre alt, als er, in den schwärzesten aller Nächte, in einen Vampir gewandelt wurde. Sara fand ihn auf einem Waldweg, aus dem Hals stark blutend. Sie schleppte ihn ganz allein in der Finsternis zu ihrem Haus und versteckte ihn vor der Welt.
Zu dieser Zeit ereigneten sich unzählige solcher Vorfälle, meist überlebten die Menschen diese Anschläge auf ihr Leben nicht. Doch Shia erholte sich rasch. Er lebte im Verborgenen, all die Jahre, und es gingen viele ins Land. An die einhundertzwanzig Jahre führte er ein Schattendasein, bis er auf andere Kämpfer stieß, die ihn über seine wirkliche Berufung aufklärten. Allesamt Krieger des Glaubens!
 
    Sara wandte sich vom Fenster ab und ging langsam durch die Wohnung. Es gefiel ihr hier. Channing McArthur musste ein sehr gebildeter und gradliniger Mensch sein. Ein Schöngeist, mit einer Vorliebe für schöne Dinge, der in Paris für ein Museum arbeitete und für einige Monate nach Seattle gereist war, um nach neuen Ausstellungsstücken zu forschen. Sie schätzte sein Alter auf Anfang fünfzig, vielleicht auch etwas darüber.
Die Ausstattung der Wohnung war schlicht, aber edel. Genau wie der Kunstgeschmack ihres Bewohners. Die hohen Stuckwände hingen voll mit Bildern zum Teil Originalen, die ansonsten nur in Museen zu besichtigen waren. Sara blieb vor einem Dalí stehen. Es war eine sehr gelungene Reproduktion, das Original hing im Museum of Modern Art. ›Die Beständigkeit der Erinnerung – La persistencia de la memoria ‹ , nun, das war etwas, was nur ein Vampir spüren konnte.
Dieses surrealistische Gemälde war für sie der Inbegriff der Auflösung der Zeit. Die vier zerfließenden Taschenuhren, die das Bild darstellte, waren für sie ein Symbol ihres Lebens. Alles zerfloss ins Unendliche. Für Sara stand die Zeit still – und das bereits seit hundert Jahren. Für einen Augenblick hatte sie

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