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Inmitten der Unendlichkeit

Inmitten der Unendlichkeit

Titel: Inmitten der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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lebendig wirkenden, wütenden roten Augen bemalt; sie leuchteten wie Feuer. Und die untere Flosse war fast über ihre gesamte Länge mit scharfen, gezackten Zähnen überzogen. Der Effekt war atemberaubend. Die Sternenwolf wirkte wie ein zur Maske erstarrtes, vor Wut und Zorn flammendes Antlitz. Und zwischen den Zähnen der unteren Flosse gefangen befand sich ein winziger, sich verzweifelt wehrender Morthaner.
    Gatineau schluckte und schöpfte mühsam wieder Atem. Er war von der Wildheit des Ausdrucks der Bemalung vollkommen überrascht worden, und diese Bemalung wuchs in seinem Blickfeld noch weiter an, als der Tender sich stetig rückwärts der Schleuse näherte. Aber selbst wenn er gewarnt gewesen wäre, selbst wenn man ihm Bilder gezeigt hätte, die Intensität dieses Augenblicks hätte ihn noch immer gefangengenommen. Die Sternenwolf war ein grimmiges Schiff. Und jetzt, da er weiter an ihrem Rumpf entlang blickte, erkannte er auch die Wolfsklauen, die auf die Fluktuatorsäulen gemalt worden waren. Er grinste in ahnungsloser Anerkennung. Vergessen waren plötzlich all die eigenartigen Geschichten, die ihm über dieses Schiff zu Ohren gekommen waren, all die Gerüchte und Halbwahrheiten, genauso schnell und unvermittelt, wie seine eigenen Gefühle und Ängste und Sorgen über seine Zukunft. Wie ein Eimer Wasser verdunstete, wenn man ihn dem Vakuum aussetzte. Dies hier war sein Schiff, und er hatte sich in diesem Augenblick hoffnungslos verliebt. Es war Liebe auf den ersten Blick.
    Der Tender stieß sanft gegen das Andockgerüst der Sternenwolf; es gab ein paar weitere Stöße und ein vernehmbares picken, als die zahlreichen Streben und Sicherungen einrasteten – und dann war Gatineau zu Hause.

 
Erstes Blut
     
     
    Das Andockgerüst besaß eine dreifache Sicherheitseinrichtung. Weil man die Fähre dekontaminiert hatte, aber nicht das Mutterschiff, war die einzige erlaubte Verbindung zwischen den beiden eine Einwegröhre, die über eine industrielle Dekontaminierungsstation hinwegführte. Ein morthanischer Assassine hatte sich an Bord der Sternenwolf aufgehalten. Es galt als sicher, daß er eine Vielzahl von Behältern mit Nanosaboteuren an Bord zurückgelassen hatte. Die Behälter lauerten auch jetzt noch in dunklen, unerkannten Verstecken, warteten und hielten ihre lautlose, tödliche Fracht, bis eine bestimmte Bedingung eintrat und die Freilassung ihrer Horden mikroskopischer Maschinen bewirkte. Die meisten Mikromaschinen waren besiegbar, häufig durch den Einsatz anderer Mikromaschinen, aber das Schiff hätte dreimal von oben bis unten durchgeprüft werden müssen, um es im militärischen Sinne als dekontaminiert zu klassifizieren. Und in der Zwischenzeit wurde alles und jeder routinemäßig mehrmals am Tag durch die Dekontaminationsabtaster geschickt.
    Die künstliche Intelligenz der Sternenwolf, ein Harlie, überwachte den gesamten Prozeß, und Harlie wurde seinerseits von zwei Dekontaminationsmaschinen überwacht. Mit einem skeptischen Ausdruck im Gesicht blickte Gatineau den Andockschlauch entlang. Er fühlte sich entnervt. Der Schlauch bedeutete mehr als fünfzehn Meter freien Falls, größtenteils durch Schwärze. Die Mehrzwecklichter waren bei weitem nicht ausreichend, um das düstere Gefühl zu vertreiben. Und am Ende wartete nichts außer Dunkelheit. Das Wissen, daß sich zwischen ihm und dem Vakuum nichts weiter befand außer einer papierdünnen Einwegmembran, stärkte nicht gerade sein Selbstvertrauen. Hinter ihm knurrte Brik ungeduldig. Ein Geräusch, das an einen Verbrennungsmotor im roten Bereich erinnerte. »Das geht so«, sagte Hodel und schob sich an Gatineau vorbei. Er schwebte kopfüber in den Schlauch und zog sich Hand über Hand an leiterähnlichen Streben voran, die aus dem Innern ragten. »Sehen Sie, es ist ganz einfach«, rief er über die Schulter.
    »Sicher«, würgte Gatineau. »Wenn Sie meinen. Es ist nur, daß ich noch niemals…« Etwas Großes packte ihn von hinten und versetzte ihm einen Stoß. Als nächstes wurde ihm bewußt, daß er kopfüber durch den Schlauch trudelte. Er taumelte gegen eine Seite der membrandünnen Wand und von dort gegen die andere. Er fuchtelte wild und hilflos mit den Armen und krachte schließlich gegen einen Handgriff, an dem er sich verzweifelt festklammerte. »He!« brüllte er Brik hinter sich an. »Das ist wirklich nicht nötig! Ich wäre schon alleine…«
    »Bestimmt«, murmelte Brik, während er hinter Gatineau herbeischwebte. »Aber ich habe

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