0764 - Schrei, wenn dich der Teufel holt
Villa Satania, Old Queen Street, London
Als die Glocken des berühmten Big Ben Mitternacht schlugen, waren alle geladenen Gäste anwesend. Im flackernden Schein schwarzer Kerzen beäugten sich die zum Teil rivalisierenden Diener des Bösen gegenseitig.
Keiner fehlte.
Da gab es die Anhänger des altpersischen Ahriman mit ihren grässlichen Schlangenmasken. Als Kontrast zu ihnen eher unauffällig gekleidete Höllenknechte, die Handlanger der Großen Schlange. Sie hielten sich offenbar genauso gerne im Hintergrund wie ihre außerirdische Meisterin selbst.
Andere, vermummte, Dämonenknechte hatten sich dem Dienst des Wüstendämons Asasel verschrieben. Und es gab noch viele andere, deren Besessenheit nicht sofort deutlich wurde.
Gemeinsam war ihnen allen nur eines.
Die absolute Hingabe an das Böse.
Nackte Dienerinnen servierten Kelche roten Weinen, der mit Blut versetzt war. Die Dämonenknechte und Teufelsanbeter tranken schweigend, nach einem genau festgelegten Ritus.
Dann verstummten plötzlich die Trommeln. Totenstille senkte sich über den Versammlungssaal.
Ein bärtiger Alter mit Geiergesicht ergriff das Wort. Er trug ein schlichtes, kaftanähnliches schwarzes Gewand.
»Ich grüße Euch, die Ihr trotz aller Meinungsverschiedenheiten eins seid in Eurer Hingabe an die Mächte des Bösen, wie Sie auch im Einzelnen heißen mögen…«
Da wurde er von einer schneidenden weiblichen Stimme unterbrochen.
»Du hast es erfasst, Opa! Dämonenknechte seid ihr, allesamt! Und darum werdet ihr jetzt krepieren!«
Die Ereignisse überschlugen sich.
Die Diener des Bösen wandten sich zum Saaleingang. Wer wagte es, ihre Versammlung zu stören?
Eine junge, schlanke Frau stand in der offenen Saaltür. Doch im Gegensatz zu den Dienerinnen war sie nicht nackt. Vielmehr trug sie eine kakifarbene Uniform mit Lederkoppel und Schirmmütze. Ihr schwarzes Haar war im Nacken zu einem strengen Knoten zusammengebunden. Der Hautfarbe nach konnte sie aus Indien oder Pakistan stammen. Doch das interessierte die Satansanbeter momentan weniger.
Wichtiger waren die beiden Pistolen, von denen die Fremde jeweils eine in der linken und der rechten Faust hielt.
Und diese Waffen spuckten nun Feuer und Blei!
Das schöne Gesicht der Lady in Uniform war zu einer hassverzerrten Grimasse geworden. Ihre erste Kugel hackte in die Stirn des weißbärtigen Dämonenknechts, der gerade die Versammlung eröffnen wollte. Er kippte rückwärts weg. Noch bevor er auf den Boden aufschlug, war er tot.
Einige Satansdiener, die in der Nähe der Schützin gesessen hatten, sprangen von dem großen ovalen Tisch auf. Sie versuchten, die Frau anzuspringen. Das bekam ihnen schlecht.
Innerhalb weniger Sekunden feuerte die Frau sechs oder sieben Kugeln ab. Blutüberströmt sanken die Dämonenknechte zu Boden.
Breitbeinig stand die Killerin mitten in dem einzigen Ausgang des Saales. Was nun einsetzte, wurde später in den Polizeiakten als »Gemetzel« bezeichnet. Die anwesenden Höllendiener wurden entweder direkt durch Kugeln oder durch Querschläger getroffen. Der eine oder andere rief seine höllischen Herren um Hilfe an. Aber es nutzte überhaupt nichts.
Die Frau ging trotz ihres offensichtlichen Hasses systematisch und planvoll vor. Wenn sie eine Pistole leer geschossen hatte, wechselte sie in aller Ruhe das Magazin. Dann feuerte sie weiter. Und weiter. Und weiter.
Nun rächte es sich, dass die Villa Satania so perfekt schallisoliert war. Die Polizei konnte erst alarmiert werden, als eine der Dienerinnen Stunden später aus der Bewusstlosigkeit erwachte. Die Killerin hatte nämlich die Girls verschont und sie lediglich mit wohl dosierten Kolbenschlägen betäubt.
Die meisten Satansdiener hingegen waren tot.
Nur einige überlebten schwer verletzt. Einer von ihnen war der englische Satanist Andrew Gladstone. Er war es auch, der als Einziger die Killerin eindeutig identifizieren konnte. Er hatte nämlich früher schon einmal das zweifelhafte Vergnügen ihrer Bekanntschaft gemacht. [1]
Die Massenmörderin war niemand anders als Police Inspector Asha Devi von der India Demon Police!
***
Das Loireufer bei Château Montagne, Frankreich
Professor Zamorra und seine Lebens- und Kampfgefährtin Nicole Duval nutzten das schöne Wetter für einen ausgiebigen Spaziergang. Die Sonne meinte es gut in diesen späten Augusttagen; die teilweise brütende Hitze der Juliwochen war einer gemäßigten Wärme gewichen. Der Wasserstand der Loire hatte sich wieder auf ein
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