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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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schmal und blass wie immer und seine eng beieinander liegenden, blauen Augen wirkten ernster als sonst.
    »Dieses Ding ist echt ein Höllengerät«, sagte Michael mit einem verächtlichen Blick auf das Pumpwerk.
    »Aber auch ganz schön genial«, fügte Dieter in seiner ruhigen, bedachten Art hinzu. »Wenn man überlegt, wie alt diese Erfindung ist und dass sie in der heutigen Zeit immer noch ihren Nutzen findet, ist das ziemlich beeindruckend.«
    »Das klingt ein bisschen makaber, findest du nicht?« Martin krauste die Stirn. »Ich kann es nicht beeindruckend finden, wenn so eine Maschine den Nutzen eines Fleischwolfes hat, im wahrsten Sinne des Wortes.«
    »Das meinte ich auch nicht«, verteidigte sich Dieter.
    »Wieso alte Erfindung?«, fragte Michael dazwischen.
    »Diese Wasserförderschnecke wird auch Archimedische Schraube genannt. Sie wurde im dritten Jahrhundert vor Christus von Archimedes, dem griechischen Mathematiker und Physiker aus Syrakus, erfunden. Zu dieser Zeit wurde sie schon zur Förderung von Wasser verwendet.«
    Wegen seiner Analysen und seines enormen Allgemeinwissens brachte man Dieter unverhohlene Bewunderung entgegen, zumindest innerhalb des Teams. Auf Kollegen von anderen Kommissariaten wirkte er eher arrogant. Martin Sandor aber wusste, dass seine Erklärungen nicht immer nur dazu dienten, seine Kollegen mit Informationen zu versorgen. An Tatorten war es Dieters Art, einen gewissen Abstand zur Grausamkeit um ihn herum zu wahren.
    Martin schätzte sich glücklich, einen Kollegen wie ihn zu haben. Dieter war die Informationsquelle des K11 und was er nicht wusste, bekam er in kürzester Zeit heraus. Regelmäßig versetzte er die Männer in Erstaunen. Martin hatte noch nie in seinem Leben einen Menschen getroffen, der auf allen Gebieten derart bewandert war wie Dieter Hinz. Sich Wissen anzueignen, war offensichtlich sein Hobby.
    Michael nahm ihn deshalb oft auf den Arm, aber das machte Dieter nichts aus, denn er wusste, dass es nicht böse gemeint war. Im Gegenteil. Oft entspannte es die Situationen ein bisschen, gerade angesichts der Brutalität, der sie so oft ausgesetzt waren. Und Michael war dafür genau der richtige Mann. Der einundvierzigjährige Junggeselle besaß ein ausgelassenes, fröhliches Wesen. Über seine Lippen kam immer wieder mal ein lockerer Spruch. So trug er maßgeblich zum guten Arbeitsklima bei, dass im K11 herrschte.
    Das vierköpfige Team der Wiesbadener Mordkommission arbeitete schon seit drei Jahren sehr erfolgreich zusammen, was zum einen am Engagement jedes Einzelnen, aber auch an dem Vertrauen, das sie sich entgegenbrachten, lag.
    »Woher weißt du, wo genau dieser Archimedes herkam?«, wunderte sich Michael.
    »Archimedes war ein bedeutender Mann.«
    »Zweifellos«, pflichtete Michael ihm bei. »Und deshalb weiß man das natürlich.«
    »Hätten die Griechen heute noch solche bedeutenden Männer, hätten sie vielleicht weniger finanzielle Probleme«, sagte Martin. »Aber lasst uns die Männer von anno dazumal vergessen. Wir müssen uns um den toten Mann hier kümmern.«
    »Sofern es einer war«, ergänzte Michael.
    »Kommt mal mit.« Dieter winkte die Kollegen in seine Richtung. »Hier drüben lässt sich die andere Hälfte der Leiche vermuten.«
    Die Kollegen folgten ihm zum nächsten Gebäude.
    »Das ist das Rechenhaus«, erklärte Dieter beim Betreten.
    Auch hier standen einige Männer von der Spurensicherung vor einem Container zusammen.
    »Am Ende der Schneckenpumpe ist ein Gerinne, das sich in drei weitere, etwas kleinere Gerinne aufteilt, und die führen hierher zu den einzelnen Rechen.«
    Vor einer Art großem Sieb blieben sie stehen. Sie konnten über ein Geländer in eine zirka ein Meter breite Rinne sehen, in der das Wasser gigantisch schnell angeschossen kam.
    »Das ist einer der Grobrechen«, fuhr Dieter mit lauter Stimme fort, um die Geräusche der Maschinen und des Wassers zu übertönen. »Hier werden, wie der Name schon sagt, die gröberen Teile, also die großen Festteile aus dem Abwasser, die das Schneckenpumpwerk anliefert, zurückgehalten.«
    »Woher weißt du das alles? Du bist doch auch erst ein paar Minuten hier.« Michael sagte es fast vorwurfsvoll.
    »Ich war schon mal hier in der Kläranlage am Tag der offenen Tür. Da habe ich eine Führung mitgemacht. Sehr interessant, sag ich euch.«
    »Also gut«, fuhr Martin fort. »Dann erzähl weiter. Du bist unser Mann.«
    »Mal wieder!«, warf Michael ein.
    »Was also vor dem Rechen liegen

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