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Inspector Jury besucht alte Damen

Inspector Jury besucht alte Damen

Titel: Inspector Jury besucht alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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zuspringen konnte, war der Zaunkönig fort und strich dicht übers Wasser dahin. Die Katze starrte in den Strom, als wäre der Vogel hineingestürzt. Tief unten flitzten Schatten vorbei, verharrten, jagten dann zurück. Die Katze schlug nach dem Wasser und versuchte, die vorbeihuschenden Schatten mit der Pfote festzuhalten.
    Die Katze gähnte noch einmal, leckte sich die Pfote und spazierte über die kleine Brücke. Auf der anderen Seite blickte sie sich um. Nichts rührte sich. Die Sonne war inzwischen über dem Horizont aufgetaucht, überzog den kleinen See jäh mit einem Gespinst aus Gold und ließ die Fenster des Sommerhauses erglänzen.
    Die Katze mochte das Sommerhaus; es war kühl und dämmrig. Es hatte angenehm durchgesessene Stühle, und eine Wolldecke lag über dem Sessel, der dem Kamin am nächsten stand. Dort lag die weiße Katze am liebsten. Sie verschlief ein, zwei Tage darin und tat sich an allem gütlich, was sich an Kleingetier in den dunklen Ecken regte. Pfiffe und Rufe von draußen überhörte sie; schließlich ging sie wieder, spazierte über den weitläufigen Rasen und durch die ausgedehnten Gärten und untersuchte ihre Schüssel auf der Terrasse.
    Ein Weilchen saß sie reglos wie die Statue im Garten, blinzelte und betrachtete den Fußboden neben der gläsernen Terrassentür. In einer Ecke erspähte sie einen Schatten, der sich aus der Dunkelheit löste und an der Fußleiste entlanghuschte.
    Die weiße Katze zitterte, duckte sich, witschte die Fußleiste entlang und zwängte sich in den engen Spalt zwischen einem großen secrétaire und dem Fußboden.
    Binnen einer Minute hatte sie sich wieder herausgewunden, saß da und leckte sich das Blut von der Pfote. Dann wanderte sie durch die geöffnete Terrassentür, einen kurzen Pfad hinunter zu einem kleinen Anleger. Dort blieb sie sitzen, schaute über den See und gähnte.

2
    I N DER «H AMMERSCHMIEDE » werkelte Dick Scroggs derart herum, daß er kaum Zeit fand, seinem einzigen Gast ein Bier und einen Strammen Max vorzusetzen.
    «Hier hat sich im letzten Monat ja mehr getan als in all den Jahren zuvor», sagte Melrose Plant. «Sie machen sich wohl auf jede Menge Touristen gefaßt, wie?»
    «Man muß mit der Zeit gehen, M’lord», sagte Scroggs zwischen den Nägeln in seinem Mund hindurch und über das Geklopfe des Hammers in seiner Hand hinweg.
    Melrose dachte bei sich, daß er wohl eher einer Sauregurkenzeit entgehen und mit dem «Blauen Papagei» mithalten wollte, einem umbenannten und umgestrichenen Pub etwas abseits der Straße von Dorking Dean nach Northampton. Gewiß, der Name war entlehnt, sozusagen bei Sydney Greenstreet stibitzt, obwohl nicht zu vermuten stand, daß die Kundschaft einer marokkanischen Kneipe – noch dazu einer erfundenen – nun karawanengleich über den Matschweg zum neuen «Blauen Papagei» ziehen würde.
    Melroses Blick verfolgte die auf seinem Teller herumkugelnde Gewürzgurke, während er mit Mühe Dicks Bier Marke Donnerschlag hinunterbrachte. Dann fragte er: «Wie sind Sie denn an die versnobte Trennwand da gekommen?» Sein Blick wanderte die Bar entlang zu einer Reihe wunderschön geätzter, facettierter Glasscheiben.
    «Trueblood, Sir. Hält für mich die Augen nach so was offen.» Dick, den man gewöhnlich in der «Hammerschmiede» über seine Zeitung gebeugt antraf, die Hände in die Hüften gestemmt, fuhr sich mit dem schweren Arm über die Stirn. «Dachte so bei mir, es würde den Laden ein bißchen aufmöbeln. Hat doch sonst niemand hier in der Gegend», setzte er in bedeutsamem Ton hinzu.
    «Ja, das ist sicher wahr.» Melrose rückte die goldgefaßte Brille zurecht und machte sich für ein Match mit dem Kreuzworträtsel der Times bereit. Selbige stand an seinen Rimbaud gelehnt, welcher seinerseits auf Polly Praeds neuestem Thriller, Fünf falsche Verteidiger , lag. Das Kreuzworträtsel glich in etwa einem Salatblatt, mit dem er seine Geschmacksnerven zwischen Poesie und Polly zu beruhigen pflegte. Er möbelte es etwas auf, indem er neue Wörter erfand, die auch in die Kästchen paßten.
    Dicks Geschäftigkeit reizte ihn ein wenig. Um diese Tageszeit sollte hier eigentlich nichts anderes zu hören sein als das Ticken der Uhr und Mrs. Withersbys Schnarchen. Jetzt ließ es Scroggs mit Hämmern genug sein und eilte mit einem Eimer Farbe an ihm vorbei, um die türkisfarbene Zierleiste aufzufrischen, die um die Fassade der «Hammerschmiede» herumlief. Scroggs hatte sich sogar aufs Bierbrauen verlegt und

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