Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Titel: Inspektor Jury spielt Katz und Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
Vom Netzwerk:
anrief.»
    «Das bedeutet aber nicht, daß sie tatsächlich Farnsworth angerufen hat.»
    Polly hatte sich die Hälfte von Melroses Essen genommen, hörte auf zu kauen und lehnte sich zurück. «Sie wollen damit sagen, es war keine Aussage über ihren Gesundheitszustand, der zu ihrem Tod führte?»
    Jury schüttelte den Kopf. «Eher etwas ganz Schlimmes. Etwas Tödliches. Eine Drohung vielleicht.»
    «Ich habe deinen Hund getötet, und du bist als nächstes dran, Una», sagte Plant. «So etwas vielleicht.»
    «Das meine ich auch. Es hätte vielleicht auch über ihre eigene Telefonleitung geklappt. Sie aber vorher zu körperlicher Anstrengung zu zwingen machte es im wahrsten Sinne des Wortes zu einer todsicheren Sache, was meinen Sie?»
    Polly hatte Melroses Abendessen fast verputzt, lehnte sich zurück, setzte sich die Brille wieder auf und starrte an die Decke. «Was für eine absolut wunderbare Art, jemanden umzubringen –»
    «Also wirklich», sagte Melrose, der gerade die Weinkarte studierte. «Wie wär’s mit einer Flasche Blut, Polly? Schlechter als der Lebertran schmeckt das auch nicht.»
    «Nein, ich meine es ernst –»
    «Ich weiß, daß Sie es ernst meinen. Hier kommt Ihr Moussaka. Ich nehme mir mal ein bißchen –»
    Sie schlug seine Hand von ihrem Teller weg. Melrose bestellte beim Kellner eine Flasche Châteauneuf-du-Pape, woraufhin der ihn entgeistert ansah. «Wir haben Retsina, dann unseren Hauswein …» Er nannte noch zwei, drei weitere Weinsorten.
    «Warum ist der Châteauneuf-du-Pape dann auf der Weinkarte?»
    «Was weiß ich? Nehmen Sie den Hauswein.» Der Kellner verschwand.
    Polly redete weiter. «Es ist genial. Der Mörder oder die Mörderin verstellt seine oder ihre Stimme, begibt sich aber nicht in die Nähe des Opfers. Und selbst wenn es nicht klappt, kann Una schlimmstenfalls sagen, sie sei bedroht worden. Und das Wetter war einfach ein glücklicher Zufall für den Mörder. Es sieht aus, als ob der Sturm Unas Leitung heruntergerissen hätte, und dabei war sie längst durchgeschnitten.»
    «Und Sally MacBride?» fragte Polly, ihr Moussaka mampfend.
    «Ich glaube, ich nehme ein Schisch Kebab», sagte Melrose.
    Sie starrte ihn an. «Das haben Sie doch gerade gegessen.»
    «Es könnte tatsächlich so ähnlich abgelaufen sein», sagte Jury, während Plant den Kellner einmal mehr aus seinem Gespräch herausriß. «Vermutlich wußte eine Anzahl Leute über ihre Klaustrophobie Bescheid, darüber, daß sie bei Licht und offener Tür schlief –»
    Der Kellner schlenderte herbei, gähnte und schaute Plant an, der sagte: «Noch ein Schisch Kebab, wenn ich bitten darf.»
    «Sie haben doch gerade eins gegessen», sagte der Kellner und sah ihn erbost an.
    «Das habe ich ihm ja auch schon gesagt», sagte Polly und nahm sich die Dessertkarte vor.
    «Ich weiß, daß ich gerade eins hatte», sagte Melrose. Er langte hinter sich, nahm seinen Ebenholzstock mit Silberknauf, ließ einen Verschluß klicken, und der Stock ging auseinander. «Sie können gerne meinen Spieß benutzen.»
    Der Kellner starrte auf Plants Stockdegen und wich zurück. Dann brabbelte er was auf griechisch und eilte von dannen.
    «Solche Waffen sind verboten», sagte Polly zu Jury.
    «Schon gut. Darf ich weiterreden? Eine Menge Leute wußte es – Sally war sehr redselig. Eine Klatschtante könnte man geradezu sagen.»
    «Sie hat über die U-Bahn geredet», sagte Plant. «‹Da bringen mich keine zehn Pferde mehr rein›, hat sie gesagt. Und daß der Zug mal steckengeblieben und sie fast ohnmächtig geworden ist. Dasselbe ist ihr auch mal in einem Aufzug passiert.»
    Das Schisch Kebab erschien so plötzlich, daß Jury zu dem Schluß kam, Plant hatte recht. Nichts wurde frisch zubereitet. Der Kellner löschte die Flammen des flambierten Gerichts, stellte den Teller ab und flitzte weg.
    «Der Service hat sich entscheidend verbessert.» Plant spießte ein Stück Lammfleisch auf und studierte es stirnrunzelnd. «Also jetzt, das Spielhaus. Sally hatte bestimmt nicht das leiseste Interesse, dorthin zu gehen.»
    «Es könnte sie jemand überredet haben», sagte Polly.
    «Stimmt. Es ging aber auch noch viel einfacher. Nehmen Sie, nur mal als Beispiel, Donaldson. Oder sogar Pasco. Es ist doch ein offenes Geheimnis, daß Sally MacBride nicht nur mit einem Mann in Ashdown was laufen hatte. Was wäre mit einem mitternächtlichen Schäferstündchen, bevor sie abfährt?»
    «Oder», sagte Jury, «jemand schickt ihr eine Nachricht von einem der

Weitere Kostenlose Bücher