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Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Titel: Inspektor Jury spielt Katz und Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Moment lang zwischen den Fingern und ließ sich dann Feuer geben. Nach kurzem Schweigen sagte sie: «Kaum. Schrecklich, was da passiert ist. Der arme John.»
    Amanda schlug die Beine übereinander. Vom Oberschenkel bis zu den Knöcheln waren sie wohlgeformt, wie die engen Hosen eindeutig sehen ließen, aber angespannt wie die ganze Person. Geistesabwesend nahm sie die Reitgerte vom Tisch und rieb sich damit am Bein entlang.
    Was Freud wohl dazu sagen würde, fragte er sich. Wie sie sich wohl mit Grimsdale verstand? «Was bedeutet ‹kaum›, Mrs. Crowley? Daß Sie ihr nur guten Tag gesagt haben oder auch noch ‹schöner Morgen heute›?»
    «Na ja, natürlich habe ich ab und zu mit ihr geplaudert. Ich gehe oft in den ‹Hirschsprung›. Das gilt ja wohl für uns alle.»
    Jury zuckte mit den Schultern, stützte das Kinn auf die Hand und sagte: «Ich frage mich ja nur.» Sein Ton war sanft. Er war nicht auf Konfrontationskurs, selbst wenn sie das stark anzunehmen schien.
    «Und ich frage mich, was das hier alles soll. Was wollen Sie über Sally wissen?»
    «Was ist dann mit Una Quick? Denn die haben Sie doch ganz gut gekannt.»
    Die dünnen Linien um ihren Mund vertieften sich. « Alle kannten Una Quick. Und ich frage Sie immer noch, um was es hier geht.» Sie schaute auf ihre Uhr mit dem soliden Lederarmband, als ob sie ihm gnädigerweise noch eine halbe Minute gewährte.
    «Um Klatsch und Tratsch», sagte Jury.
    Sie kniff die Augen zusammen. « Ich klatsche nicht, Superintendent. Ich hab was Besseres zu tun.»
    «Ich habe auch nicht behauptet, daß Sie klatschen. Una Quick traue ich es aber zu, da sie ja die Poststelle in ihrem ganz persönlichen Stil geführt hat.» Jury sah sich im Zimmer um. Holztäfelung, Sättel – einer auf einem alten Schaukelpferd-, Reitpeitschen, Stiefel; zwei aus Messing flankierten den Kamin. Sie trank aus einem Glas mit eingravierten Steigbügeln. «In drei Tagen zwei Unfälle. Tödliche. Von den Hunden und der Katze ganz zu schweigen. Finden Sie das nicht merkwürdig?»
    «Nein, keineswegs. Una hatte ein schlechtes Herz, und Sally hatte das Pech, in diese Falle, das Spielhaus, zu geraten.» Sie besaß wenigstens den Anstand, zu zittern und sich beunruhigt den Arm zu reiben. «Der Wind hat wahrscheinlich die Tür zugeschlagen. Schrecklich, wenn man Klaustrophobie hat –»
    «Wußten Sie, daß sie unter Platzangst litt?»
    « Alle wußten es. Einmal ist sie mit der U-Bahn im Tunnel steckengeblieben und in Ohnmacht gefallen. Seitdem mußte sie immer mit Licht schlafen.»
    «Finden Sie es nicht merkwürdig, daß Mrs. MacBride mitten in der Nacht in Neahles Spielhaus gegangen ist?»
    Ein wissendes Lächeln. «Vielleicht ein Rendezvous, Superintendent?»
    Viel Mitgefühl wurde auf die tote Frau wahrhaftig nicht verschwendet. «Mit wem?»
    «Mir fallen einer oder zwei ein. Zum Beispiel Donaldson. Obwohl ich dachte, daß sie sich immer bei ihm trafen. Und dann gibt’s ja auch immer noch unseren Constable, nicht wahr? Und Paul Fleming. Zu dumm für Gillian Kendall.»
    Jury biß die Zähne zusammen. Dann lächelte er. «Da Sie ja aus Prinzip nicht klatschen, Miss Crowley, wissen Sie vielleicht, wer mir weiterhelfen kann?»
    «Hm, ich rede nicht gern schlecht über Tote. Aber Sally MacBride verstand sich ziemlich gut mit Una Quick.»
    «Je davon gehört, daß Miss Quick sich an der Post vergriff?»
    «Na ja, Billy und Batty haben mal gesagt –»
    Sie ließ das Thema Billy und Bertram schleunigst fallen, und Jury griff es ebenso schleunigst wieder auf. «Dieser Vorfall mit Miss Praeds Kater –»
    Um erst einmal abzulenken, behauptete sie, sie habe keine Ahnung, wer Miss Praed sei. «Die Frau, die im ‹Haus Diana› wohnt. Deren Kater aus dem Auto gestohlen wurde –»
    Amanda unterbrach ihn. «Das haben Sie natürlich von Carrie Fleet. Die ist ja wohl kaum ernst zu nehmen.»
    «Angeblich waren Ihre Neffen gerade dabei, Miss Praeds Kater bei lebendigem Leibe zu verbrennen.»
    «Das Mädchen werde ich wegen übler Nachrede vor Gericht bringen.» Heftig drückte sie ihre Zigarette aus.
    «Dann müßten Sie die Baronin vor Gericht bringen. Ich glaube nicht, daß Sie gewinnen würden. Dr. Fleming hat den Kater gesehen.»
    «Das beweist nicht , daß meine Jungs –»
    Jury verlor die Geduld. Nur mit Mühe konnte er sich beherrschen. «Miss Crowley, ich bin nicht hier, um wegen des Katers Anzeige zu erstatten. Mich interessiert der Tod von Una Quick und Sally MacBride. Und das Motiv für den Mord an

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