Instrumentalität der Menschheit
undestillierte Pisang getrunken haben, bevor das Geheimnis des Dju-di gelöst wurde.«
»Es ist jeden Toten wert«, lachte Kuat. Alle verbliebene Freundlichkeit, die das Dju-di erzeugt und die der Raumlord dem Gouverneur von Xanadu entgegengebracht hatte, verschwand. Seine Neugier war stärker. Warum war der Krug in zwei Hälften geteilt?
»Aber wenn Sie wissen, daß Pisang giftig ist, warum bewahren Sie es dann in dem gleichen Behälter wie das Dju-di auf? Und überhaupt – warum belassen Sie es in diesem undestillierten Zustand?«
Madu nickte zustimmend. »Ich habe oft die gleiche Frage gestellt, und die Antwort, die ich bekommen habe, ergibt keinen Sinn.«
»Wegen der Lust an der Gefahr«, sagte Lari. »Schmeckt das Dju-di denn nicht viel besser, wenn man weiß, daß man sich möglicherweise Pisang eingießt?«
»Wie ich schon sagte«, nickte Madu, »die Antwort ergibt keinen Sinn.«
An dieser Stelle meldete sich Kuat zu Wort. Er sprach ein wenig undeutlich, aber was er sagte, klang vernünftig. »Zuvorderst ist es eine Frage der Tradition. In den alten Tagen, unter dem ersten Khan und bevor Xanadu der Rechtsprechung der Lords der Instrumentalität unterworfen wurde, herrschte Gesetzlosigkeit auf Xanadu. Es gab Machtkämpfe, und Menschen von anderen Planeten versuchten, unsere Reichtümer zu plündern. Es mußte eine einfache Möglichkeit gefunden werden, sie zu eliminieren, bevor sie merkten, daß sie eliminiert wurden. Der Doppelkrug ist, wie es heißt, die Nachbildung eines chinesischen Gefäßes, das vom ersten Khan nach Xanadu mitgebracht worden ist. Mehr weiß ich darüber nicht, aber so hat sich diese Sitte eingebürgert. Auf ganz Xanadu gibt es keinen Krug, der nicht in zwei Hälften für das Dju-di und das Pisang geteilt ist.« Er nickte weise, als hätte er damit alles erklärt, aber der Raumlord war nicht zufriedengestellt.
»In Ordnung«, nickte er, »Sie stellen die Krüge in der traditionellen Form her, aber, bei den Wolken der Venus, warum füllen Sie sie auch weiterhin mit Pisang?«
Kuats Antwort klang noch undeutlicher als zuvor. Die Wirkung des Dju-di ließ ihn lallen, und der Raumlord entschied sich, Madus Ratschlag zu beherzigen und nie mehr als zwei Glas dieses Getränks zu sich zu nehmen. Kuat lächelte schief und drohte Lord Kemal mahnend mit dem Finger.
»Fremde sollten nicht zu viele Fragen stellen. Es könnten noch immer Feinde in der Nähe sein, und wir alle sind darauf vorbereitet. Wie dem auch sei, auf diese Weise richten wir hier auf Xanadu unsere Verbrecher hin.« Er lachte hemmungslos. »Sie wissen nicht, was sie trinken. Es ist wie bei einer Lotterie. Manchmal ärgere ich sie ein wenig. Ich gebe ihnen zuerst Dju-di, und dann glauben sie schon, gerettet zu sein. Danach schenke ich ihnen noch einmal ein, und sie sind völlig arglos. Glücklich trinken sie, da beim ersten Glas nichts geschehen ist. Und wenn die Lähmung dann eintritt – ha! Da sollten Sie ihre Gesichter sehen!«
Für einen Moment wurde der Raumlord von der latenten Abneigung überwältigt, die er Kuat entgegenbrachte. Aber der Mann ist berauscht, dachte er. Und dann: Oder spricht aus ihm sein wahrer Charakter?
»Nein, nein, Kuat, so denkst du doch gar nicht!«
Kuat schien seinen klaren Verstand zurückzugewinnen. Er klopfte seinem Bruder beruhigend auf das Knie. »Nein, nein, natürlich nicht. Ich glaube, ich gehe besser zu Bett. Du kümmerst dich um unseren Gast, ja?«
Er torkelte leicht, als er sich erhob, aber es gelang ihm, den Raum zu verlassen, ohne zu schwanken.
Plötzlich war die Barriere verschwunden. Er konnte zwar nicht Kuats Gedanken lesen, aber der Raumlord spürte irgendwo auf dem Planeten etwas Böses, Fremdes, Ungesetzliches. Kälte schien die Wärme des Dju-di in seinen Adern zu ersetzen.
Jenseits der weißen Dünen kam Wind auf. Weit entfernt von der Stadt, geschützt durch das alte Kraterbecken der sonnenlosen See, lag das Laboratorium in täuschender Ruhe da. Im Innern bewegten sich die illegalen Untoten in ihren ambiotischen Flüssigkeiten, und noch waren sie nicht ganz erwacht; draußen schienen sich die Bäume, die ihre tödlichen Früchte trugen, in furchtsamer Erwartung zu schütteln.
Madu seufzte. »Ich wußte, daß er das letzte Glas nicht hätte trinken dürfen, aber er wollte es ja unbedingt.« Sie wandte sich an Lari, ohne den Raumlord zu beachten, und sagte entschuldigend: »Natürlich ist das Unsinn, was er von den Gefangenen erzählt hat. Er war so gut zu uns in all
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