Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
Wälder eilte.
»Dein Favorit in dem Spiel?«
»Shepsi? Vielleicht.«
2. Pu-Shens Ausflug
»Panther!«, hörte Feli es flüstern.
Schon sprinteten drei schwarze Gestalten auf sie zu.
Ihr blieb ein Schrei in der Kehle stecken. Sie rannte in heller Panik los. Zwei waren direkt hinter ihr. Sie sprang über den Bach, ihre Verfolger flogen hinterher wie schwarze Pfeile. Einer überholte sie. Der andere verharrte hinter ihr. Sie knurrten.
Feli versuchte, nach links zu laufen. Der Dritte sprang von der Seite auf sie zu. Er setzte sich hin und leckte sich die Pfote.
»Was wollt ihr von mir?«
Sie bekam keine Antwort.
Sie versuchte, langsam rückwärtszugehen. Sie folgten ihr. Geduckt, die gelben Augen glühend vor Blutdurst. Sie stolperte, fiel hin.
Knurrend näherten sich die großen schwarzen Katzen.
»Nicht. Ich hab euch nichts getan!«
Auf dem Boden rutschte sie weiter weg von ihnen.
Sie setzten sich, still, lauernd.
Ihr Herz raste, sie keuchte.
Einer fauchte leise.
Wieder versuchte sie aufzustehen.
Die drei standen ebenfalls auf.
Sie kam auf die Füße, schaute kurz nach hinten.
Freie Ebene. Keine Deckung. Vor ihr ansteigendes Geröllfeld.
Oh Gott, das war ihr Ende!
Die Panther schlichen näher, einer riss sein Maul auf. Ein tiefes, böses Grollen ertönte.
Es würde schnell gehen, hoffte sie und warf sich aufschluchzend zu Boden.
Feli wurde von ihrem eigenen Schluchzen geweckt und starrte zitternd zu dem nachtdunklen Fenster. Ihr Herz klopfte wie wild, Schweiß stand ihr auf der Stirn.
Wieder hatte sie diesen furchtbaren Albtraum gehabt.
Mit einer Hand tastete sie nach dem warmen Pelzkringel, der sie in den Fällen zuvor so tröstlich beruhigt hatte.
Aber Pu-Shen war fort.
Seit drei Tagen war er verschwunden.
Ein weiteres Schluchzen kam aus ihrer Kehle. Ihr kleiner, ängstlicher Kater war seit zwei Tagen verschwunden. Und sie träumte wieder von diesen mordlüsternen Panthern.
Mit einer Hand tastete sie nach dem Schalter der Nachttischlampe, um dem Dunkel zu entfliehen. Zwar hatte sie die Jalousien nicht geschlossen – das tat sie schon lange nicht mehr –, aber die Nacht war mondlos, und Wolken sogen das Sternenlicht auf.
Noch immer zitternd kroch Feli aus dem Bett und tappte ins Badezimmer, um sich das Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen und einen Schluck zu trinken. Allmählich beruhigte sich ihr Herzklopfen wieder. Es war nur ein Traum gewesen, eine Erinnerung im Traum, sagte sie sich wieder und wieder vor. Kein schwarzer Panther war hinter ihr her.
Aber die Sorge um Pu-Shen wollte nicht weichen. Nervös drehte sie die kleine goldene Kreole in ihrem Ohrläppchen. Er war noch sehr jung und sehr anhänglich. Vor gut einem halben Jahr hatte sie ihn aus dem Tierheim geholt, ein Maikätzchen, eben vier Monate alt. Er hatte sie auf den ersten Blick bezaubert, der kleine Rote mit den weißen Pfoten. Finn, ihr Nachbar, der ebenfalls eine Katze zu sich nehmen wollte, hatte sich dagegen auf Anhieb in eine schlanke Schwarze verguckt, die jedoch alles andere als ängstlich war. Er hatte sie entsprechend Chipolata – kleines, scharfes Würstchen – genannt, und wann immer Feli ihn sah, waren seine Arme und Hände von Kratzern übersät.
Wohin mochte Pu-Shen sich verirrt haben? Die Vorstellung, er könnte überfahren worden sein, schmerzte sie zutiefst, mehr aber noch die Vision, dass er gefangen in einem dunklen Keller um sein Leben schrie.
Sie trottete zu ihrem Bett zurück, schlafen konnte sie jedoch nicht mehr. Eine Stunde lang quälte sie sich mit den Gedanken herum, dann stand sie auf.
Vielleicht – in der Morgendämmerung …
In eine warme Jacke gehüllt ging sie nach draußen und rief leise nach Pu-Shen. Hier und da waren schon andere Frühaufsteher unterwegs, die sie mitleidig oder irritiert musterten, aber das störte sie nicht. Sie rief und gurrte und lauschte, doch von dem Kater fand sie kein Lebenszeichen.
Schließlich kehrte sie nach Hause zurück. Sie musste in die Schule.
Als sie am Nachmittag zurückkehrte, war ihre erste Frage an ihre Tante: »Iris, hat sich Pu-Shen irgendwo blicken lassen?«
Ihre Tante, die über einer Wanderkarte brütend am Esstisch saß, schaute auf.
»Nein. Immer noch nicht. Aber Feli, er ist ein junger Kater. Mach dir nicht so viele Gedanken, er wird ein paar Tage herumstreunen und dann wiederkommen. So sind sie nun mal.«
Mochte ja sein, dass Iris recht hatte, aber sie warf ihren Rucksack in die Ecke und erklärte: »Ich geh ihn
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