James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)
Ian Flemings
Casino Royale
beschrieben.
GESPRÄCH MIT M
Das graue Bentley-Cabriolet, das 4½-Liter-Modell von 1930 mit dem Amherst-Villiers-Kompressor, war vor ein paar Minuten von der Garage hergebracht worden, in der Bond es unterstellte, und der Motor war direkt angesprungen, als er auf den Anlasser gedrückt hatte. Er hatte die Nebelscheinwerfer eingeschaltet, war vorsichtig die King’s Road entlanggefahren und dann über die Sloane Street in den Hyde Park.
Ms Stabschef hatte ihn um Mitternacht angerufen, um ihm mitzuteilen, dass M Bond am nächsten Morgen um neun Uhr sehen wollte. »Es ist ein wenig früh«, hatte er sich entschuldigt, »aber er scheint endlich etwas bewegen zu wollen. Er hat wochenlang nur vor sich hin gegrübelt. Ich schätze, er hat nun endlich eine Entscheidung getroffen.«
»Können Sie mir übers Telefon irgendeinen Hinweis geben?«
»A steht für Apfel und C für Charly«, sagte der Stabschef und legte auf.
Das bedeutete, dass der Fall die Abteilungen A und C betraf, die Abteilungen des Secret Service, die sich mit den Vereinigten Staaten und der Karibik beschäftigten. Bond hatte während des Krieges eine Weile für Abteilung A gearbeitet, doch er wusste nur wenig über Abteilung C und ihre Probleme.
Während er an der Bordsteinkante entlang durch den Hyde Park kroch und ihm der langsame Rhythmus seines fünf Zentimeter langen Auspuffrohrs Gesellschaft leistete, verspürte er angesichts des bevorstehenden Gesprächs mit M eine gewisse Aufregung. Immerhin handelte es sich um den bemerkenswerten Mann, der damals der Leiter des Secret Service war und es noch immer ist. Er hatte seit dem Ende des Sommers nicht mehr in diese kalten, scharfsinnigen Augen gesehen. Damals war M zufrieden gewesen.
»Nehmen Sie Urlaub«, hatte er gesagt. »Eine Menge Urlaub. Und dann lassen Sie sich ein wenig neue Haut auf Ihren Handrücken verpflanzen. ‚Q‘ wird Sie an den besten Mann für solche Fälle verweisen und einen Termin ausmachen. Ich kann Sie schließlich nicht mit diesem verdammten russischen Markenzeichen auf der Hand herumlaufen lassen. Ich werde sehen, ob ich Ihnen ein gutes Ziel besorgen kann, sobald Sie wieder in Ordnung sind. Viel Glück.«
Die Hand war wiederhergestellt worden, schmerzlos, aber langsam. Die dünnen Narben, ein einzelner russischer Buchstabe, der für die Buchstaben SCH stand, die den Anfang des russischen Wortes
Schpion
– also Spion – bildeten, waren entfernt worden. Und als Bond an den Mann mit dem Messer dachte, der sie ihm eingeritzt hatte, verkrampfte er seine Hände um das Steuer.
Was war aus der brillanten Organisation geworden, für die der Mann mit dem Messer arbeitete, dem sowjetischen Racheorgan, SMERSCH, Abkürzung für
Smert Schpionam
– Tod den Spionen? War sie immer noch so mächtig, immer noch so effizient? Wer kontrollierte sie, nun, da Beria tot war? Nach dem großen Glücksspielfall, in den er in Royaleles-Eaux verwickelt gewesen war, hatte Bond geschworen, sich an ihnen zu rächen. Das hatte er M bei ihrem letzten Gespräch mitgeteilt. Würde dieser Termin mit M der Beginn seiner Rache sein?
Bonds Augen verengten sich, während er durch den Nebel des Regent’s Parks starrte, und sein Gesicht wirkte im schwachen Licht der Armaturenbeleuchtung grausam und hart.
Er hielt an der Garage hinter dem finsteren, hohen Gebäude, übergab seinen Wagen an einen der dort angestellten Fahrer in Zivil und ging nach vorne zum Haupteingang. Er wurde mit einem Fahrstuhl in den obersten Stock gebracht und dort durch den mit Teppich ausgestatteten Flur, den er so gut kannte, zur Tür neben Ms Büro geführt. Der Stabschef erwartete ihn bereits und meldete sich sofort über die Gegensprechanlage bei M.
»007 ist jetzt hier, Sir.«
»Schicken Sie ihn rein.«
Die hinreißende Miss Moneypenny, Ms allmächtige Privatsekretärin, schenkte ihm ein ermutigendes Lächeln, und er trat durch die Doppeltür. Sofort ging das grüne Licht hoch oben an der Wand des Raumes an, den er gerade verlassen hatte. Solange es leuchtete, durfte M nicht gestört werden.
Eine Leselampe mit einem grünen Glasschirm warf einen Lichtkegel auf die rote Lederoberfläche des großen Schreibtischs. Der Rest des Raums wurde durch den Nebel vor den Fenstern verdunkelt.
»Morgen, 007. Zeigen Sie mal Ihre Hand her. Keine schlechte Arbeit. Woher haben sie die Haut genommen?«
»Aus dem oberen Bereich meines Unterarms, Sir.«
»Hm. Die Haare werden ein wenig dichter nachwachsen. Und
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