Jedi-Padawan 02 - Der dunkle Rivale
sollen?«, schrie VeerTa. »Wieso sollte Xanatos Bandomeer zerstören sollen? Er würde seinen eigenen Profit vernichten!«
Qui-Gon schwieg. Er wusste, wenn es eine Sache gab, die stärker als Habgier war, dann war es Rache. Xanatos hatte all die Zeit auf diesen Tag hin geplant. Er hatte VeerTa benutzt. Er dachte, dass Qui-Gon in der Überzeugung sterben würde, dass er nicht in der Lage war, unzählige Leben zu retten. Das wäre der schmerzhafteste Tod gewesen, den Xanatos für ihn hätte arrangieren können.
Qui-Gon hatte Xanatos einmal mehr unterschätzt. Es war ihm nicht klar geworden, dass sein ehemaliger Padawan genau so ein Sklave der Vergangenheit war, wie er selbst.
Nein, korrigierte sich Qui-Gon. Seine eigene Vergangenheit würde ihn nicht länger als Geisel halten. Er würde sie auf Bandomeer zurücklassen.
Clat'Ha stand auf und ging steif davon. Es war ihr unmöglich, die selbe Luft zu atmen wie VeerTa. »Wo ist Xanatos jetzt?«, fragte sie Qui-Gon.
»Er ist uns entkommen«, berichtete der Jedi-Meister. »Er hatte bereits alles geplant. Er dachte, er würde einen zerstörten Planeten verlassen.«
»Vielleicht ist er auf der Heimatbasis von Offworld«, sagte VeerTa.
Clat'Ha warf ihr einen Blick voller Abscheu zu. »Niemand weiß, wo das ist. Mach dir klar, VeerTa, dass du für deine Verbrechen bezahlen wirst während dein Freund sich aus der Affäre gezogen hat.« »Nein«, sagte Qui-Gon. »Auch er wird bezahlen.«
Qui-Gon und Obi-Wan gingen zu ihrem Zimmer, um ihre Sachen zusammenzupacken. Ein Transportschiff würde den Planeten in ein paar Stunden verlassen.
»Yoda hat eine neue Mission für uns«, erklärte Qui-Gon.
Für uns. Obi-Wan spürte Erregung bei diesem Wort.
Qui-Gon stand reglos da und sah auf seine Schlafcouch. Ein Stück Papier war mit einem Vibro-Dolch am Kissen aufgespießt. Obi-Wan ging hinüber, um über Qui-Gons breite Schultern hinweg zu lesen:
Wenn Ihr dies lest, dann habe ich Euch offensichtlich unterschätzt. Das nächste Mal wird mir das nicht mehr passieren. Ich habe unser gemeinsames Abenteuer genossen, Meister. Ich bin sicher, wir haben noch einmal das Vergnügen.
Obi-Wan sah den Gesichtsausdruck seines Meisters nicht. Er prüfte die Macht, suchte nach den Wellen von Qui-Gons Zorn. Doch er fühlte nichts. Versteckte Qui-Gon seinen Zorn, um ihn, Obi-Wan, einmal mehr vor seinen Emotionen zu schützen?
»Ich bin nicht zornig, Obi-Wan«, sagte Qui-Gon. »Xanatos ist von mir gewichen. Er ist jetzt nicht mehr als einer von vielen Feinden. Der Hass ist nur noch auf seiner Seite. Ich bin bereit, das Böse zu bekämpfen, das von ihm ausgeht. Er mag mich eines Tages töten, doch er wird mich nicht noch einmal verwunden.«
Qui-Gon drehte sich um. »Du hast mir das gezeigt. In der Mine, als du nach der Macht gegriffen und mir gezeigt hast, dass das Licht immer die Dunkelheit bekämpfen kann. Mein Zorn hat mich verlassen. Jetzt hast am Ende du mir etwas über mich selbst beigebracht. Und wenn der Padawan auch seinen Meister lehrt, dann ist die Partnerschaft vollkommen.«
»Ihr habt mich in der Mine Padawan genannt«, sagte Obi-Wan voller Hoffnung.
»Du wärest für mich gestorben«, sagte Qui-Gon. »Dein Mut ist außergewöhnlich, sogar für einen Jedi. Ich wäre geehrt, dich als meinen Padawan annehmen zu dürfen, Obi-Wan Kenobi.«
Obi-Wan spürte, wie er von Wärme erfüllt wurde. Er fühlte nicht den Stolz, von dem er gedacht hatte, dass er käme, wenn er diese Worte hörte. Stattdessen umgab ihn die Macht, ja erfüllte ihn. Er fühlte sich zutiefst geborgen. Er schluckte. »Ich akzeptiere, Meister Qui-Gon Jinn.«
»Natürlich«, fügte Qui-Gon hinzu, »wäre dein Plan niemals gelungen. Ich hätte dich davon abgehalten, für mich zu sterben.«
»Das hättet Ihr nicht geschafft, Meister«, gab Obi-Wan heiter zurück.
Sie tauschten Blicke aus, halb herausfordernd, halb amüsiert. Die Macht pulsierte zwischen ihnen. Beide sahen nach vorn, auf lange Jahre und viele kommende Missionen. Sie wussten, dass es immer wieder Auseinandersetzungen geben würde, auch wenn die Erinnerungen an einen Planeten namens Bandomeer schon längst vergessen waren. Es würde eine Form freundlicher Unstimmigkeit zwischen ihnen herrschen, ein Pakt aus Geschichte und Vertrauen.
Sie lächelten, weil sie sich gegenseitig wieder erkannten. Die gleichen Gedanken zu teilen war der erste bindende Schritt zwischen Meister und Padawan. Es war das Zeichen, dass sie auf den selben Weg waren. Sie würden
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