jennissimo (German Edition)
kennenzulernen“, sagte Jenna, der Robyn irgendwie bekannt vorkam. Georgetown war nicht besonders groß, somit konnte es gut sein, dass sie in dieselbe Schule gegangen waren. Allerdings in unterschiedliche Klassen. Robyn schien ein paar Jahre jünger zu sein.
Robyn sah sich um. „Großartiger Laden! So hell! Es wird euch hier gefallen. Und ich hoffe, dass wir ein paar gemeinsame Kunden haben werden.“ Sie runzelte die Stirn. „Ich hatte schonbefürchtet, dass hier jemand einzieht, der Autoteile verkauft. Keine Frage, ich mag mein Auto, aber die wenigsten Männer interessieren sich fürs Stricken.“
Violet lachte. „Ich war schon mal in deinem Laden. Er ist wirklich schön. All diese Wolle – herrlich.“
„Du strickst?“, fragte Robyn.
„Nein, aber ich würde es gern lernen.“
„In ein paar Wochen fängt eine Anfängerklasse an. Vielleicht möchtest du ja teilnehmen.“
„Danke.“
Jenna fühlte sich unbehaglich, obwohl es sich nur um eine einfache Plauderei handelte. Das würde sie doch wohl hinbekommen. Doch in Wahrheit hatte sie sich schon jahrelang nicht mehr in der „Mädchenwelt“ bewegt. In der Küche hatte sie fast nur mit Männern zu tun gehabt. Und während Aaron immer ein paar Freunde im Schlepptau hatte, war es ihr schwergefallen, Freundschaften zu schließen. Früher in Georgetown hatte sie immer jede Menge Freundinnen gehabt. Sie nahm sich fest vor, sie alle bald anzurufen.
„Ich werde hier oft kochen“, zwang sie sich zu sagen. „Ich könnte dir ab und zu was zum Probieren vorbeibringen.“
Robyn lächelte. „Genau aus diesem Grund wirst du meine Lieblingsnachbarin werden, das weiß ich jetzt schon! Wann ist die Eröffnung?“
Janna nannte ihr das Datum.
„Lasst mich wissen, wenn ich euch irgendwie helfen kann“, bot Robyn an. „Auch wenn ihr nur vorbeikommen wollt, um mal in Ruhe eine Tasse Kaffee zu trinken.“
„Danke“, sagte Violet. „Das werden wir bestimmt.“
Robyn verdrückte sich. Violet schloss die Tür hinter ihr und begann zu lachen.
„Was für ein Abenteuer! Ich kann es kaum erwarten!“
Jenna musste daran denken, dass sie sich die letzten Monate wie eine totale Versagerin gefühlt hatte. Doch jetzt konnte sie noch einmal ganz von vorn anfangen.
„Ich auch nicht“, murmelte sie.
Diesmal würde alles anders werden.
Kurz nach achtzehn Uhr fuhr sie in die Garage des kleinen Stadthauses, das sie gemietet hatte. Als sie in die Küche kam, war ihr Vater gerade dabei, Löcher in die Wand zu bohren. Sie wartete, bis er die Bohrmaschine abstellte.
„Hi Dad!“
Er drehte sich um und grinste. „Hallo Kindchen! Deine Regale sind fast fertig. Gib mir noch eine Minute, dann kannst du mir helfen, die Halterungen anzubringen.“
An die Metallregale konnte sie Haken für all ihre Töpfe und Deckel anbringen. Außerdem brauchte sie jede Menge Platz für ihre Kochbücher und Notizen.
Ihr Dad zwinkerte ihr zu. „Ich habe deinen Vermieter davon überzeugt, dass du die Regale brauchst.“
„Ich wette, das war nicht leicht.“
„Er hat schließlich doch Verständnis aufbringen können.“
Was sie nicht wunderte, war ihr Vermieter doch ein Freund ihres Vaters.
Marshall legte die Bohrmaschine weg und breitete die Arme aus. „Geht es dir gut, Jenna?“
Sie warf sich in seine Arme und genoss das vertraute Gefühl von Sicherheit. „Bald geht es mir wieder gut.“
„Tut mir leid, dass Aaron sich als ein derartiger Mistkerl herausgestellt hat!“
„Mir auch. Ich wollte das haben, was du mit Mom hast.“ Früher hätte sie nie geglaubt, dass das zu viel verlangt wäre. Doch nach all den vergeudeten Jahren mit ihrem Exmann war ihr klar geworden, wie schwer es war, den Richtigen zu finden.
„Das wirst du“, sagte ihr Dad. „Aber tu mir einen Gefallen, Kindchen. Verlieb dich das nächste Mal in einen Texaner!“
Sie grinste. „Meinst du, die sind viel besser?“
„Ich weiß es.“
„Und wenn er ein Aggie ist?“, zog sie ihn auf. Ihr Vater warauf der University of Texas gewesen. Aggies – also alle, die an der Texas A&M University ihren Abschluss machten – waren der Feind.
„Lieber ein Aggie als jemand aus Kalifornien.“
Sie lachte. „Ich tu mein Bestes.“
„Gutes Mädchen!“ Er küsste sie auf den Kopf und ließ sie los.
Sie hatte mit fast zweiunddreißig vielleicht nicht das erreicht, was sie sich erhofft hatte, aber es war noch nicht zu spät. Ihre Ehe war gescheitert, doch so was hatten andere auch schon überlebt. Und viele
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