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Nick Stone 07 - Schattenkiller

Nick Stone 07 - Schattenkiller

Titel: Nick Stone 07 - Schattenkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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1
Bosnien, Oktober 1994
    Von meinem Versteck aus wirkte die Talsohle wie Niemandsland an der Somme: weite Flächen aus Schlamm und Matsch, aufgewühlt von Panzern und schweren Fahrzeugen, mit schmutzigem Wasser gefüllte Mörserkrater. Hier und dort reckte sich eine tote Hand dem Himmel entgegen und flehte um Hilfe, die nie gekommen war.
    Es war ein grauer, elender Tag, nicht frostig, aber kalt genug, um mir während der letzten drei Tage viel Körperwärme gestohlen zu haben. Trotzdem, ich hatte es besser als die verstreut herumliegenden Leichen, halb im Schlamm begraben. Ihre Verwesung deutete darauf hin, dass einige schon seit dem Sommer hier lagen.
    Ich befand mich etwa hundert Kilometer nördlich von Sarajevo, eingegraben an der Baumgrenze am Fuß eines Berges. Von dem Versteck aus reichte mein Blick durchs Tal und zu einer ehemaligen Zementfabrik, genau 217 Meter entfernt. Das Problem der Eigentümer hatte darin bestanden, dass es eine muslimische Zementfabrik gewesen war. Serbische Panzer hatten den Zaun am Rand des Geländes schon vor einer ganzen Weile niedergewalzt, und nicht ein Teil des Gebäudekomplexes war von den erbitterten Kämpfen verschont geblieben. Fast alles lag in Schutt und Asche. Ein dreistöckiges Gebäude stand noch, vermutlich der frühere Verwaltungstrakt. Die Geschosse von Artillerie und Handfeuerwaffen hatten zahlreiche Narben in den Wänden hinterlassen. Ruß umgab die Löcher, wo einst Fenster gewesen waren.
    Durch meinen kleinen Feldstecher hatte ich dreißig oder vierzig serbische Soldaten gezählt, und ich konnte sehen, dass sie ebenso froren und verdrießlich waren wie ich. Rauch stieg von einem Anbau auf und vermischte sich mit gelegentlichen Wolken aus Dieselabgasen. Einige von Mladics Jungs starteten die Motoren der Fahrzeuge, damit sie es in den Führerhäusern warm haben würden.
    Ich vermutete, dass sie wie ich auf die Ankunft des Generals warteten. Ratko Mladic, Oberbefehlshaber der bosnischserbischen Armee, hätte schon am vergangenen Tag kommen sollen, war aber nicht erschienen. Weiß der Geier, warum. Sarajevo hatte mir gerade mitgeteilt, dass ich weiter warten sollte, und das bedeutete für mich: Ich würde bleiben, bis man mich anwies, das Ziel aufzugeben.
    Ich steckte bis zu den Ohren in einem Gore-TexScharfschützenanzug, einem großen, dicken Overall mit getarntem Äußeren und synthetischem Futter. Während der ersten Stunden hatte er mich warm gehalten, aber der ständige Kontakt mit dem Boden ließ Kälte hereinsickern. Ich hatte noch Proviant für zwei Tage, doch so nahe am Ziel musste ich mich sehr in Acht nehmen. Es kam nicht infrage, Nahrungsmittel zu erwärmen oder Kaffee zu kochen. Nun, wenigstens hatte ich es trocken.
    Ich hob den Feldstecher, beobachtete erneut das Gelände und kontrollierte meine Atmung - die Burschen sollten nicht glauben, dass hier jemand eine Grillparty veranstaltete.
    Das sargförmige Loch, das ich gegraben hatte, nachdem ich unbemerkt hierher gelangt war, reichte nur etwa sechzig Zentimeter tief. Ein Tarnnetz bedeckte es. Ich rückte es erneut zurecht, um sicherzustellen, dass die Objektivlinse am vorderen Ende des LTD [laser target designator] klares Blickfeld zur ehemaligen Zementfabrik hatte. Wenn Mladic kam, um mitten im Nichts irgendetwas zu erledigen, würde ich eine kurze Meldung absetzen. Die Firma, die in Sarajevo unter serbischem Beschuss stand, würde grünes Licht geben für einen schnellen Jet mit einer 2000-Pfund-Bombe, einer lasergelenkten Paveway. Etwa fünfzehn bis zwanzig Minuten später - es hing davon ab, wie lange die Plattform, wie wir in unserer Branche sagten, für die Lieferung brauchte - würde es im serbischen Oberkommando eine leere Stelle geben.
    Nach der Aktion müsste ich mich möglichst schnell aus dem Staub machen. Die Serben waren keine Narren. Sie wussten, dass Angriffe mit Präzisionsbomben einen Mann vor Ort verlangten - sie würden nach mir suchen.
    Abgesehen von dem LTD und meinem Rucksack würde alles im Versteck zurückbleiben, vom Scharfschützenoverall bis hin zu den Plastiktüten mit Kot und dem Benzinkanister mit Urin. Sollten die Serben den Kram ruhig finden; es spielte keine Rolle. Es geschah nicht zum ersten Mal, dass sie markiert wurden, und bestimmt war es auch nicht das letzte Mal. Sie wussten, wer dahintersteckte, gaben aber trotzdem den Muslimen die Schuld. Ich hätte gern auch den LTD zurückgelassen, aber es war ein Un- terschied, ob die Serben von der Markierung wussten und

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