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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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sich all jene Arbeitslosen fühlen, die bereit waren, für einen neuen Lebensinhalt ihre Seele zu verkaufen.
    «Du bekommst das, was du dir am sehnlichsten gewünscht hast» , munterte Emma ihn auf.
    «Einen freien Willen?» Satan mochte es kaum wagen, dies zu hoffen.
    «Ja, du kannst jetzt auf die einsame Südseeinsel reisen, wie du es immer wolltest.»
    Clooney lächelte voller Erleichterung. Er könnte nun allein leben und müsste sich nicht mehr um diese nervenden Sünder kümmern. Gott hatte ihm soeben ein eigenes persönliches Himmelreich geschenkt.
    «Darf ich   …?» , begann er.
    «Nein, die Zeichnerin darfst du nicht mitnehmen.»
    Clooney biss sich kurz auf die Lippe, dann zuckte er mit den Schultern, sagte: «Man kann nicht alles haben» , und machte sich davon, ohne sich zu bedanken. Er würde mit dem Learjet des kalifornischen Gouverneurs in die Südsee fliegen.
    Während Satan verschwand, schritt Jesus den Uferweg entlang und setzte sich zu Emma Thompson auf die Bank.
    «Und du, mein Sohn, kommst du wieder zu mir in den Himmel?»
    «Nein» , antwortete Joshua bestimmt.
    «Du bleibst bei Marie?» Emma war erstaunt, aber nicht ungehalten, Jesus durfte mit seinem freien Willen anstellen, was er wollte.
    «Auch das werde ich nicht. Aber dank ihr weiß ich, was ich nun zu tun habe.»
    «Und was wird das sein?» Emma war jetzt doch recht neugierig.
    «Ich werde die Welt bereisen.»
    «Und du wirst Marie nie mehr wiedersehen?»
    «Doch, das werde ich» , antwortete Jesus mit Wehmut in der Stimme, «ich werde immer mal wieder hierher zurückkehren, ohne dass sie davon erfährt, und nachschauen, ob es ihr gutgeht   … und ihren Kindern   … und ihren Enkeln.»
    «Und auch den Urenkeln?» Emma musste lächeln.
    «Und deren Kindern» , lächelte Jesus zurück.

57
    Ich saß noch eine ganze Weile auf dem Steg und starrte auf das Wasser, voller innerer Ruhe. Ich fühlte keinerlei Herzschmerz. Joshua hatte wirklich mit seinem liebevollen Kuss dafür gesorgt, dass ich nicht leiden musste und dass ich frei sein würde, mich in diesem Leben nochmal in jemand anders verlieben zu können. Erst als die Sonne langsam unterging, rappelte ich mich auf und ging heim. Auf halbem Weg nach Hause schob sich das profane, aber dringende «Ich muss mal Pipi»-Gefühl endgültig in den Vordergrund. Da ich Büschen ja nun recht ambivalent gegenüberstand, ging ich zu Michis Videothek, die am nächsten lag. Er wollte natürlich wissen, was passiert war, und ich erklärte ihm, durch die Toilettentür hindurch, dass nächste Woche Dienstag nicht mehr Stichtag für die Welt war.
    «Das ist ja phantastisch!», jubelte Michi erleichtert.
    Doch zwischen uns stand immer noch, dass er in mich verliebt war. Daher fragte ich, nachdem ich mir die Hände gewaschen hatte und zu ihm an die Theke trat, vorsichtig: «Was wird denn Franko Potente mit der neu gewonnenen Zeit anstellen?»
    «Der gute alte Franko», antwortete Michi, «hat begriffen, dass das Leben jederzeit zu Ende sein kann.»
    «Und?»
    «Daher will er nicht mehr einer Liebe hinterhertrauern, die er niemals bekommen wird, und sich im Internet bei jeder nur möglichen Partnerbörse anmelden. Außer vielleicht bei sadomaso.de.»
    «Franko ist ein ziemlich schlauer Kerl», stellte ich fest.
    «Ich hab nie etwas anderes behauptet», antwortete Michigrinsend. Und ich war einfach nur froh, dass wir unsere platonische Freundschaft weiterleben konnten.
     
    Als ich nach Hause kam, saß Kata im Garten unter einem schönen, schattigen Baum und zeichnete in den letzten hellen Minuten des Tages. Ich setzte mich dazu, und sie sagte traurig: «Ich bin keine Heldin.»
    «Für mich schon», antwortete ich.
    «Ich bin ihm gefolgt.»
    «Nicht den ganzen Weg   …»
    «Ich hätte ihm ganz widerstehen müssen   … aber ich bin allein nicht so stark, wie ich immer dachte, sonst hätte ich es vielleicht geschafft   …»
    Kata wirkte nun ganz zerbrechlich.
    «…   aber ich will nicht mehr allein sein, ich brauche jemanden   …»
    Meine Schwester brauchte mich. So wie ich sie.
    «Bleibst du noch hier in Malente?», wollte ich wissen.
    «Warum fragst du?»
    «Es ist besser, wenn ich noch bei dir bleibe, bis es dir wieder gutgeht», erklärte ich.
    «Die ganzen hundert Jahre?», fragte sie traurig.
    «Solange es nötig ist», grinste ich nun.
    Dann umarmte sie mich.
    «Du erdrückst mich», stöhnte ich auf, und sie erwiderte: «Das will ich ja auch!»
    Daraufhin drückte ich zurück. Nach all dem

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