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John Puller 01 - Zero Day

John Puller 01 - Zero Day

Titel: John Puller 01 - Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Schütze Arsch?«, fragte sein Vater, als Puller sich zur Tür entfernte.
    Puller schwieg.
    »Ich habe nichts von Wegtreten gesagt, Hauptfeldwebel!«, brüllte sein Vater.
    Puller verließ das Zimmer. Er durchmaß den Korridor des Veteranenheims, das angefüllt war mit alten, kranken und sterbenden Soldaten, die alles gegeben hatten, damit der Rest der Nation in Frieden und Wohlstand leben durfte. Noch in hundert Metern Abstand konnte er seinen Vater brüllen hören. An den Lungen hatte der Alte nie etwas gehabt.
    Nicht einmal am Ausgang des Gebäudes warf Puller einen Blick zurück.
    Die Familienidylle war vorüber.
    Als Nächstes führte der Weg ihn zum Armee- und Marine-Club.
    Er war wieder auf der Jagd.
    Dort, wohin er wirklich gehörte.
     

 
    52
    Alt. Architektonisch beeindruckend. Effizient geführt.
    Diese Gedanken gingen Puller durch den Kopf, während er sich in Washington, D. C. , auf der 17. Straße N. W. dem Armee- und Marine-Club näherte. Beim Betreten des Foyers nickte er dem Personal zu. Er stieg die kurze Treppe hinauf und schaute nach links und rechts.
    Puller trug die grüne Ausgehuniform. Nach und nach musterte die Armee die grünen und weißen Uniformen zugunsten des blauen Waffenrocks aus. Damit kehrte sie im Prinzip zu ihren Ursprüngen zurück. Im Unabhängigkeitskrieg hatte sich die Kontinentalarmee für die Farbe Blau entschieden, um sich von ihren Gegnern, den britischen Rotröcken, deutlich abzuheben. Und Blau war auch im Bürgerkrieg die Farbe der Unionsarmee gewesen.
    Zwei große Kriege. Zwei große Siege. Die Armee scheute sich nicht, sich auf vergangene Erfolge zu stützen.
    Im Allgemeinen kleidete Puller sich ausschließlich zu besonderen militärischen Veranstaltungen in die Ausgehuniform. Und wenn er jemanden zu vernehmen hatte, zog er nie die Felduniform an. Er hatte noch deutlich in Erinnerung, dass Offiziere bei Verhören über ihn die Nase gerümpft hatten, als er noch Oberfeldwebel war. Seit der Beförderung zum Oberstabsfeldwebel kam so etwas nicht mehr vor. Umgekehrt könnten bei Vernehmungen untergeordneter Militärangehöriger deren Anwälte argumentieren, er hätte ihre Mandanten durch das ostentative Betonen seines höheren Dienstgrads eingeschüchtert. Darum blieb Puller bei Befragungen meist in Zivil. Am heutigen Abend jedoch hatte er eine Ahnung, dass es sich lohnte, sich in Schale zu werfen.
    An der rechten Seite lag das Club-Restaurant. Links befand sich die Rezeption. Puller mied beides und erklomm das Treppenhaus, überwand mit jedem Schritt zwei Stufen. Er traf früh ein und hatte einen Grund dafür. Es missfiel ihm, gefunden zu werden. Viel lieber war er es, der jemanden fand.
    Er gelangte in den zweiten Stock und sah sich um. Hier gab es Gesellschaftsräume und kleinere Speisesäle. Im dritten Stock, in der Bibliothek, stand ein Tisch mit Einschusslöchern, den vor über einem Jahrhundert amerikanische Soldaten bei einem Scharmützel in Kuba umgekippt und als Kugelfang benutzt hatten.
    Eine weitere Einrichtung der zweiten Etage weckte Pullers Aufmerksamkeit. Eine Bar. Wenn man einen Soldaten suchte, der außer Dienst freie Zeit verbringen wollte, entdeckte man ihn am wahrscheinlichsten in einer Bar. Durch die Glastür spähte Puller hinein. Vier Personen hielten sich darin auf, alles Männer: einer von der Armee, einer von der Marine, zwei in Straßenanzügen. Die Anzugträger hatten die Schlipse gelockert. Sie blätterten mit den Uniformierten irgendwelche Papiere durch. Vermutlich hatte man eine Besprechung an die Theke verlegt. Diese Leute konnten eindeutig nicht die Absender der rätselhaften SMS sein.
    Als Nächstes schaute Puller sich nach einem Beobachtungsposten um und gewahrte fast unverzüglich eine geeignete Gelegenheit. Eine Herrentoilette am Ende des Flurs hatte einen kleinen, offenen Vorraum, in dem ein großer Spiegel hing. Puller stellte sich vor diesen Spiegel und stellte fest, dass er es ihm ermöglichte, den Eingang der Bar bestens im Auge zu behalten. Wenn jemand die Toilette aufsuchte, täuschte Puller vor, sie gerade zu verlassen. Wenn jemand herauskam, tat er so, als brächte er vorm Spiegel seine Kleidung in Ordnung, oder er tippte auf dem Handy herum.
    Er warf einen Blick auf die Armbanduhr.
    Punkt 19 Uhr.
    Da sah er sie.
    Sie kam in Uniform. Wegen der militärischen Knappheit der SMS war er sofort davon ausgegangen, dass ein Militärangehöriger der Absender sein musste. Militärangehörige erschienen immer pünktlich, die Ausbildung

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